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Telegraph: Mir (Review)
Artist: | Telegraph |
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Album: | Mir |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Acum/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 51:19 | |
Erschienen: | 01.02.2019 | |
Website: | [Link] |
“Hinter der Entstehung des Albums ‘Mir‘ verbirgt sich die Geschichte von Sergei Krikaljow, der, während er sich in der Raumstation Mir befand, erleben musste, wie sich die Sowjetunion auflöste."
Liest man diese Worte auf der CD-Rückseite von „Mir“ und dann noch dazu den Bandnamen TELEGRAPH, so liegt die Vermutung nahe, dass die Band doch garantiert aus Russland kommen muss und Space-Rock oder kosmische Sounds auf ihrem Album verbreiten. Was anderes kann diesbezüglich eigentlich gar nicht in Frage kommen.
Weit gefehlt!
Kann es doch!
TELEGRAPH sind eine progressive Rockband aus Israel, die ab sofort in einer Reihe mit solchen Retro-Proggern wie RPWL, GLASS HAMMER, ELOY und ganz besonders CAMEL sowie frühe PORCUPINE TREE stehen, sich dabei vordergründig den ruhigeren, mitunter neoprogressiven Klangwelten mit viel akustischen und selbstverständlich auch ein paar space-rockigen Elementen widmen und bei der Verwirklichung ihres Albums auf ein schlüssiges Konzept zurückgreifen, welches sich, so „abgespacet“ es bei „Mir“ erscheinen mag, an einer wahren Begebenheit orientiert.
Kosmische Funksprüche, die das Album einleiten, immer wieder während der 51 Minuten auftauchen und es auch beenden, bilden den Rahmen bei der konzeptionellen Prog-Reise in kosmische Sphären, in denen ein Kosmonaut einsam und allein zurückgelassen wurde, während sein Land auf der Erde gerade politisch kollabiert.
Hintergrund der Geschichte ist der Raumflug des im Jahr 1958 geborenen sowjetischen Kosmonauten Sergei Konstantinowitsch Krikaljow, der am 18. Mai 1991 seine Reise zur Raumstation MIR angetreten hatte und vom Weltall aus die Wahl von Boris Jelzin, den Putsch in Moskau und die Auflösung der UdSSR erlebte. Dadurch, dass mit einem Schlag die Sowjetunion in mehrer Nationalstaaten zerfiel, schien man ihn samt der Sojus TM-13 auf seiner Station regelrecht vergessen zu haben und er musste dort ein halbes Jahr länger als noch zu UdSSR-Zeiten geplant, ausharren. So kehrte er, der als Sowjet-Bürger gestartet war, nach über 10 Monaten am 25. März 1992 als Russe, bzw. Bürger der Russischen Föderation, zurück. Selbst seine Heimatstadt Leningrad wurde in dieser Zeit zu St. Petersburg umbenannt, womit er nunmehr zugleich kein Leningrader mehr, sondern ein St.-Petersburger war. Die ungewöhnlichen Erlebnisse verhalfen ihm aber gleichermaßen dazu, dass Boris Jelzin ihn kurz nach seiner Ankunft in Russland zum „Helden der Russischen Föderation“ erhob und auch der Asteroid 7469 seinen Namen verliehen bekam.
Und nun ist ihm sogar noch ein ganzes Album einer israelischen Prog-Band gewidmet – was will man eigentlich mehr?
„Mir“ lebt dabei besonders vom ruhigen Progressive Rock, durchaus mit so einigen erhebenden und schwebenden, aber auch bedrückenden und bedrohlichen Momenten.
Wie fühlt man sich wohl, wenn man auf einer Weltraumstation vergessen wird?
Das israelische Quartett schafft zu diesem Gefühl nun seinen ganz eigenen Soundtrack, in dem beispielsweise ausgiebige akustische Piano-Passagen auf „Gravity“ von floydianischem Gitarrenspiel überlagert werden und sich hymnisch Richtung Kosmos erheben oder beim viertelstündigen, das Album beendenden „Remote Control“ auch experimentelle Ausflüge sich mit Flötentönen vereinen und Aufgeregtes durch Beruhigendes abgelöst wird.
Selbst der Gesang erhält so viel Hall und Effekte, dass er wie aus dem Kosmos kommend klingt. Eine reizvolle Idee für dieses insgesamt doch recht ungewöhnliche Konzept einer israelischen Band.
So kommen einem neben den bereits benannten Retro-Prog-Größen auch die Ur-Väter PINK FLOYD mit ihrem ungewöhnlichen Soundtrack „Obscured By Clouds“, aber ganz besonders auch CAMELs „Moonmadness“ in den Sinn, was bei der gewählten Thematik ja wie der Kosmonauten-Helm auf den progressiven Kopf passt.
Ganz im Gegensatz zu dem Coverbild, das mit der Model-Dame unter russischem Kosmonautenhelm wie eine Persiflage wirkt.
Nach wirklich eigenständigen oder gar neuen Prog-Ideen sucht man auf „Mir“ vergebens. Das würde wohl auch gar nicht passen, denn bei solchen Bands wie ELOY oder RPWL ergeht es einem ja ganz ähnlich.
FAZIT: Progressiver Rock aus Israel im besten Sinne von CAMEL oder RPWL mit einem Konzept, das an einen im Weltall vergessenen russischen Kosmonauten erinnert. TELEGRAPH schweben so mit ruhigen progressiven Klangschüben Richtung Raumstation „Mir“.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Mir 0-1
- Initation
- Gravity
- Out There
- Claustrophobia
- Remote Control
- Bass - Liran Herrnstadt
- Gesang - Liran Herrnstadt, Tal Rubinstein
- Gitarre - Tal Rubinstein
- Keys - Eze Sakson
- Schlagzeug - Avi Barak
- Sonstige - Avi Barak (Flöte)
- Mir (2019) - 11/15 Punkten
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