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Depicted: Ausgabe 1 (Review)
Artist: | Depicted |
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Album: | Ausgabe 1 |
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Medium: | Fanzine | |
Stil: | Dunkle Musik mit Seele |
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Label: | Eigenveröffentlichung | |
Spieldauer: | 122 Seiten | |
Erschienen: | 01.03.2020 | |
Website: | [Link] |
Depicted - a photographic journal and music magazine. Abgebildet bzw. abgelichtet werden in diesem neuen Print Zine MusikerInnen aus dem Blickwinkel von Thomas Huntke aus Berlin, der bereits für das Deaf Forever vor allem als Photograph, eher seltener auch als Schreiber aktiv ist. Sein Ansatz: Er nähert sich den Menschen durch die Kameralinse an, inszeniert ihre Erscheinungsbilder ebenso wie er ihren eigenen Inszenierungen respektvoll und neugierig Raum gewährt. Zudem spricht er mit ihnen, und die Betonungen dabei liegen auf "spricht" und vor allem "mit" - es sind keine handelsüblichen, d.h. promo-technisch in erster Linie auf die Bewerbung neuer Veröffentlichungen zielenden, phrasenhaften Interviews, wie sie gelegentlich im Deaf Forever oder auch hier zu finden sind, sondern Huntke eröffnet im Dialog, parallel zu seiner Photographie, Räume, um Lebensspuren und -wege von eigensinnigen MusikerInnen mit viel Sympathie nachzuzeichnen.
Zugegebenermaßen war ich anfangs sehr skeptisch, ob ich einem Magazin, dessen Inhalt zu rund drei Vierteln aus Portrait-Photos besteht, etwas abgewinnen kann und möchte, doch meine Skepsis hat sich beim Betrachten der zweifelsohne gelungenen Photographien sowie bei der Lektüre der Niederschriften der individuellen Gespräche verflüchtigt. Das heißt nicht, dass die Bilder durchweg meinen Geschmack treffen, doch das wäre wohl auch etwas zu viel verlangt (und nebenbei für die meisten LeserInnen bestimmt etwas eintönig, wenn ausschließlich trollische Gestalten im Unterholz abgelichtet wären).
Natürlich rührt sich ausnahmsweise etwas in meinem moosüberwucherten, sonst regungslosen Felsgesteinherz beim Anblick von WOLVENNEST-Sängerin Shazzula am und im Wald auf der Alm in Abtenau (Funkenflug, House of the Holy), während ich die übrigen Aufnahmen in urbanen Umgebungen „nur“ ziemlich interessant finde. Machen wir uns nichts vor: Ein nicht unerheblicher Teil der Promo-Photos im Metal-Underground dümpelt uninspiriert zwischen Peinlich- und Langweiligkeit, und dem stellt der passionierte wie abenteuerlich beherzte Herausgeber des DEPICTED seine Begegnungen gegenüber, die je nach GesprächspartnerIn, aber auch je nach Szenario des Treffpunkts, und sogar je nach Wetter ganz unterschiedlich ausfallen und direkt Atmosphäre vermitteln. Dass dieses Vorgehen offensichtlich auch für gestandene Musiker mit riesiger Interview-Erfahrung seinen Reiz hat, wird am Beispiel von Justin Sullivan deutlich, der sich nach einem Photo Shooting in einem Schlosspark Zeit für ein Gespräch nahm, in welches Thomas Huntke mit der Frage einsteigt, ob der NEW-MODEL-ARMY-Sänger und - Leadgitarrist an so etwas wie Weltfrieden glaube. Das DEPICTED darf somit von Anfang an als ein etwas anderes Magazin wahrgenommen werden, und ich bin gespannt, wen der Photograph in Zukunft dafür ablichten und zum Bespielen von Mixtapes treffen wird (mit oder ohne Burzum? Drei Minuten müssen reichen!), wie z.B. für die Debütausgabe mit Toni von DOLCH geschehen.
Das vom Layout her einfach konzipierte, somit den zahlreichen Photos im DinA4-Format viel Wirkkraft gebende Magazin ist auf schweres Photopapier gedruckt und bietet auf 122 Seiten (davon 87 mit S/W- und Farbphotographien) deutlich mehr Persönliches als ein ganzes Regalbrett überteuerter Black-Metal-Bücher, und der Preis von 12 € ist für diese Erstausgabe, die bereits in zweiter Auflage vorliegt, absolut gerechtfertigt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr