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Johannes Kirchberg: Testsieger (Review)

Artist:

Johannes Kirchberg

Johannes Kirchberg: Testsieger
Album:

Testsieger

Medium: CD/Do-LP
Stil:

Liedermacher, Jazz, Pop, Funk, Orchestrales

Label: dermenschistgut Musik/Indigo
Spieldauer: 57:59
Erschienen: 24.01.2020
Website: [Link]

Wir sind doch alle auf der Jagd – egal wonach wir auch jagen, es sollte immer der Testsieger sein, bei dem wir am Ende zugreifen. Testsieger-Jäger auf dem Testsieger-Tripp! Für alle Abendländisch-Gläubigen ist wohl Gott der Testsieger, für alle Braun-Räudigen ist Hitler oder mindestens die AfD der Testsieger, für alle Geld-Scheffelnden ist die Börse der Testsieger, für alle Politiker ist die Macht der Testsieger, für alle Öko-Aktivisten ist die Natur der Testsieger
Der Testsieger hat immer die größten Chancen, dass man bei ihm zugreift, ihm folgt, ihm verfällt.

Es ist schon verdammt clever, wenn man sein bis dato noch gar nicht getestetes Produkt unter dem Titel „Testsieger“ verkauft. Doch das darf man gut und gerne, wenn man JOHANNES KIRCHBERG heißt und noch immer „ganz der Alte ist. Äußerlich mit gut sichtbaren Gebraucht-aber-geliebt-Spuren, doch innerlich topp und auf dem neusten Stand“ und grundsätzlich sowie maßgeblich der grundsätzlichen Maßgabe „Ich dagegen bin dafür“ folgt.
Kirchberg fühlt sich verpflichtet die Kirche im Dorf zu lassen und die heißen Themen aufzugreifen, dagegen anzusingen, sich mit viel Humor durch kleingeistige Klippen zu zwängen und wie ein Noah vom Boot aus die richtigen Ärsche Schiffbruch erleiden zu lassen. So wird man tatsächlich ein Testsieger, der textlich wie musikalisch und kompositorisch durchaus den ganz großen AufWECKERn und MEYglöckchen gewachsen ist.

Kirchberg liebt Tucholsky, Borchert und Kästner oder Becher, die bereits Mittelpunkt seiner Programme waren, und er singt auf seinem aktuellen Album Texte (oder besser lyrische Lieder) von Tom Reichel, die Aktuelles aufgreifen und dabei oft nachdenklich machen, auch wenn viel dieser wortwitzigen Vokalakrobatik auf den ersten Blick lustig erscheint, der zweite Blick lässt einem oft dabei das Lachen im Halse stecken und das Lächeln auf dem Gesicht gefrieren. Und ganz nebenbei entstand so mit „Komisch, wenn keiner lacht“ auch eine der schönsten Kirchberg-Balladen, die sich natürlich nicht um Liebe, sondern um Trump, Influencer, die AfD und das Klima dreht.
Natürlich geht es ab und zu auch um die Liebe, denn Kirchberg ist garantiert kein Kostverächter und so kämpft er rauchend in „Besser so als so“ gegen seine Lebemannkomplexe an oder weiß genau, wem man „Die schönsten Rosen“ zu schenken hat.

Doch so großartige Texte bedürfen auch einer großartigen Musik, um zum wahren „Testsieger“ zu werden, weswegen sich der in Leipzig geborene Hamburger in die kompositorischen Hände von Wolf Kerschek begab, der bereits intensiv mit dem leider viel zu früh an einem Hirnschlag verstorbenen ROGER CICERO zusammenarbeitete. Und diese Zusammenarbeit hinterlässt mit den opulenten, breit und orchestral instrumentierten Kompositionen voller Bläser, Streicher und Chöre, auch nachhaltige Spuren auf „Testsieger“. Das würde sicher auch einem Cicero gefallen, der als seine letzte musikalische Botschaft das großartige „The Roger Cicero Jazz Experience“ im Jahr 2015 hinterließ.

Kirchberg denkt in seinem musikalischen Testsieger-Fall sogar noch etwas weiter: „Wenn ein Album 'Testsieger' heißt, dann muss man auch ein paar Testsieger-Lieder, also ein paar 'alte Hits' neu aufnehmen.“
Darum fragte er in einem seiner Newsletter nach seinen beliebtesten Liedern, von denen er die drei am häufigsten gewünschten neu arrangierte und für das Album aufnahm: „Hörst du“ vom 2002er-Album „Halb so wild“; „Die Zeit verwundet“ vom 2006er-Album „Der Himmel macht blau“ & „Die schönsten Rosen“, ein Lied von noch vor der Jahrtausendwende, zu dem Kirchberg auch den Text schrieb.

Testsieger“ ist kein Fall für die Stiftung Warentest, sondern für alle, die sich gerne ihr eigenes Urteil bilden, wenn es um gute Kunst, Literatur und Musik geht.

FAZIT: Der besonders als singender Kabarettist bekannte JOHANNES KIRCHBERG holt auf „Testsieger“ zum ganz großen Schlag aus, indem er gemeinsam mit Band und dem WOLF KERSCHEK STUDIO ORCHESTER ein regelrecht symphonisches Liedermacheralbum veröffentlicht, das zwischen Chanson und Pop, Klassik und Jazz, Ernsthaftigkeit und Humor eigentlich alles zu bieten hat, was musikalischen und intellektuellen Freigeistern als Lebensgrundlage für Hirn und Ohren dient.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3682x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (15:37):
  • Testsieger (4:28)
  • Komisch, wenn keiner lacht (4:09)
  • Einfach leicht (3:13)
  • Wir kaufen (3:47)
  • Seite B (12:32):
  • Hörst du (Bonustrack) (3:01)
  • Ist die Frage erst gestellt (4:14)
  • Besser so als so (5:17)
  • Seite B (15:10):
  • Alles wird gut (2020) (3:55)
  • Lotto (4:47)
  • Die Zeit verwundet (Bonustrack) (3:02)
  • Wenn ich ein Getränk wär' (3:26)
  • Seite B (14:40):
  • Das Ende vom Lied (3:27)
  • Plastetüte, du meine Gute (3:13)
  • Es geht auch ohne (4:05)
  • Die schönsten Rosen (Bonustrack) (3:55)

Besetzung:

  • Bass - Sven Kerschek
  • Gesang - Johannes Kirchberg
  • Gitarre - Sven Kerschek
  • Keys - Johannes Kirchberg
  • Schlagzeug - Dirk Achim Dohnau
  • Sonstige - Wolf Kerschek Studio Orchester
 - Fiete Felsch (Saxophon), Benny Brown (Trompete), Ken Dombrowski (Posaune), Adam Zolynski, Jansen Folkers (Violinen), Valdik Otaryan (Geige), Yvetta Arps-Skowronek (Bratsche), Martin Bentz (Cello), Cleo Steinberger, Yasmina Zack, Manuel Grunden (Chor), Wolf Kerschek (Marimbaphon)

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