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Marcel & The Bathing Birds: Tweet! (Review)
Artist: | Marcel & The Bathing Birds |
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Album: | Tweet! |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Jazz |
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Label: | Octason / Pool | |
Spieldauer: | 55:27 | |
Erschienen: | 13.03.2020 | |
Website: | [Link] |
Für Kenner von Marcel Krömkers Schaffen ist "Tweet!" ein etwas anderes Klangerlebnis, auch wenn die Attitüde und das künstlerische Selbstverständnis des Bassisten und Bandleaders immerzu durchschimmern. Das "Exotische" an der enthaltenen Musik besteht darin, dass der Bassist neben seinen beiden langjährigen Mitstreitern (Saxofonist Dan Freeman und Schlagwerker Diego Pinera) Gasttrompeter Alex Sipiagin ins Geschehen einbindet.
Selbiges beläuft sich auf lyrisch anmutende Momentaufnahmen mit einem thematischen Überbau, den man als Lobgesang auf Entscheidungen aus dem Stegreif mit allem Für und Wider bezeichnen kann. Als solcher reflektiert er eine wohltuend unakademische, jazzige Zwanglosigkeit, die zu einer idealen Kombination führt:
"Tweet!" vereint musikalisch ambitionierten Ernst mit emotionaler Leichtigkeit. Es ist Improvisation einer- und durchdachtes Geschichtenerzählen andererseits, sprüht völlig ohne Vocals vor filmreifem Wortwitz und evoziert generell Bilder vorm geistigen Auge des Hörers. Die sechs "Tweets", die dem Album seinen Namen gegeben haben und den konzeptionellen Rahmen bilden, stehen unterdessen exemplarisch für den Stegreif-Charakter des Ganzen.
In Hinblick darauf, wie wankelmütig, wenn auch zu keiner Zeit enervierend sprunghaft die Combo in diesen Momenten aufspielt, stehen ihnen nahezu alle anderen Tracks nach - vor allem das elegische 'Doña Del Viento' und das gleichsam getragene 'Marea'.
Der Groover 'Exoplante 21E' gehört wiederum zu jenen wenigen Nummern von melodiöser und demnach auch auskomponierter Anmutung, wobei man weder hier noch woanders auf "Tweet!" bewusst merkt, dass der Bandleader und Bassist als ausgemachter Musikpoet Assoziationsketten zu kulturellen Knotenpunkten knüpft.
Es sind angeblich Allusionen auf Gabriel Garcia Marquez und Jorge Luis Borges, die einen Hang zu Magischem Realismus als einer der Freiform-Musik am nächsten kommenden literarischen Strömungen nahelegen. Dementsprechend ist Marcels Musik auch nicht plump "Latin" mitsamt den vielen unliebsamen Klischees, die meistens damit einhergehen, sondern - in Ermanglung treffenderer Formulierungen - sozusagen südländisch sonnig, einfallsreich, entgrenzt …
FAZIT: Fast unvergleichlicher Spontan-Jazz mit intimem Sound, unterschwellig heiter und dennoch profund, die perfekte Verschmelzung aus handwerklicher Erhabenheit und Feeling, Fantasie und Wirklichkeit … wo MARCEL & THE BATHING BIRDS letztendlich auch sehr fest mit beiden Beinen stehen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Tweet One
- Marea
- Paper Planes
- Tweet Two
- Disjunction Between Fish and Piano
- Die Seele ist ein Oktopus
- Tweet Three
- Gasthaus der verbannten Diktatoren
- Exoplante 21E
- Tweet Four
- Passive Aggressive Roommate
- Doña Del Viento
- Tweet Five
- El Aleph
- Tweet Six
- Tweet! (2020) - 12/15 Punkten
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