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Molassess: Through the Hollow (Review)
Artist: | Molassess |
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Album: | Through the Hollow |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Season of Mist / Soulfood | |
Spieldauer: | 64:54 | |
Erschienen: | 16.10.2020 | |
Website: | [Link] |
Angeregt durch die Offerte, beim 2019er Roadburn Festival aufzutreten, um des fünften Todestags ihres Bruders und The-Devil's-Blood-Mitmusikers Selim zu gedenken, stellte Farida Lemouchi eine Band zusammen, der infolge der Performance ein längeres Leben beschieden sein sollte.
Bereits im Vorfeld der Performance flossen die kreativen Säfte unter den ausnahmslos arrivierten Musikern (u.a. von Astrosoniq, Birth of Joy und Donnerwetter), die sich an dem Projekt beteiligten, so großzügig, dass eine dauerhafte Existenz der Besetzung quasi beschlossene Sache war. Der Bandname? Ein Tribut an Selim, weil Titel des letzten Stückes von dessen einziger Solo-EP "Earth Air Spirit Water", die 2014 erschien.
MOLASSESS haben in stilistischer Hinsicht trotzdem relativ wenig mit dem Schaffen des Toten, geschweige denn von The Devil's Blood zu tun, was jedem klar sein dürfte, der ihre Debüt-EP "Mourning Haze / Drops Of Sunlight" aus dem vergangenen Jahr auf Ván Records kennt. "Through the Hollow" forciert den Sound, den das Kurzformat auszeichnete, sogar weiter, gleichwohl man beim Hören wiederholt zu erkennen glaubt, wer hinter den mal bezaubernden, mal verstörenden und ein andermal wegen der demonstrierten "Sportlichkeit" steckt.
Das Sextett beschwört eine Atmosphäre herauf, die in den vergangenen Jahrzehnten (!) zumindest am Kenntnisstand des Rezensenten gemessen niemand sonst wiederbeleben konnte. Die erdige Produktion und vor allem das Spiel der Rhythmusgruppe evozieren die ersten beiden Alben des Mahavishnu Orchestra, bloß eben mit Gesang und Wurzeln in jüngeren, harten Stilen. Dass Titelstück, ein elfminütiger Doom-Brocken zu Beginn, sagt im Grunde alles bezüglich dessen, was darauf folgt …
Progressive und Jazzrock, Avantgarde und kompakter (sogenannter) Classic Rock gehen im Verlauf der über 60 Minuten miteinander einher oder kontrastieren sich gegenseitig. Die klanglichen Facetten, die MOLASSES im Zuge dessen entweder "nur" anschneiden oder in erschöpfendem Maß ausloten, lenken trotzdem zu keiner Zeit vom kompositorischen Kern der jeweiligen Nummer ab.
So zwanglos die Band auch phasenweise improvisiert haben mag, verbirgt sich hinter jedem Titel eine erkennbare Idee, die sich insbesondere bei den kürzeren Liedern 'The Maze of Stagnant Time' (fast locker unbeschwert, wären da nicht die chromatisch abfallenden Gesangsmelodien), 'Death Is' (definitiv leichtfüßig, ein geradezu perverses Bild hinsichtlich der Lyrics …) und 'Corpse of Mind' (rein akustisch ohne Bass-Drum-Fundament und auf Faridas chorisch in Szene gesetzte Stimme fokussiert)
Das vielsagende Finale 'The Devil Lives', ein von Selim geschriebenes, bis vor Kurzem nicht vollendetes Stück für The Devil's Blood, sollte Zweifler unwiderruflich für MOLASSESS erwärmen. Die Gruppe braucht keine verstiegen okkulten Theorien als Aufhänger, sondern ergreift Herz und Hirn gleichermaßen. Wer dem "Vorgänger" trotzdem hinterhertrauert, dem sei die Gänsehaut, die während dieses zweiten Longtracks aufkommt, selbstverständlich gegönnt.
FAZIT: MOLASSESS' "Through the Hollow" dürfte keinen Hype auslösen wie seinerzeit The Devil's Blood mit ihrem Debüt. Die nicht-ganz-Nachfolgeband stellt ihren komplexen und dennoch natürlich anmutenden Kompositionen, die sowohl Musikhochschüler als auch anspruchsvolle Rocker genießen werden, die Leitmotive Verletztlichkeit und Stärke anheim, fasst damit das Dilemma von Selim Lemouchi zusammen, dessen Geist wahrscheinlich beschützend über ihnen schwebt, und reanimiert den Kunstrock vergangener Jahrzehnte auf eine unvergleichliche Art, angesichts welcher sich Schlagwörter wie "vintage" oder "retro" verbieten; zeitlos bezaubernd trifft es schon eher!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Through the Hollow
- Get Out From Under
- Formless Hands
- Corpse of Mind
- The Maze of Stagnant Time
- I Am No Longer
- Death Is
- Tunnel
- The Devil Lives
- Bass - Job van de Zande
- Gesang - Farida Lemouchi
- Gitarre - Ron van Herpen, Oeds Beydals
- Keys - Matthijs Stronks
- Schlagzeug - Bob Hogenelst
- Through the Hollow (2020) - 13/15 Punkten
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