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Roger Taylor: Outsider (Review)

Artist:

Roger Taylor

Roger Taylor: Outsider
Album:

Outsider

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Rock

Label: EMI/Universal Music
Spieldauer: 47:02
Erschienen: 01.10.2021
Website: [Link]

„Oh ja, 'herbstlich' ist ein guter Ausdruck für 'Outsider'. Es hat diese Nostalgie, diese Wehmut, und es klingt eher reif, schon etwas erwachsener als meine letzten Alben.“ (Roger Taylor)

Er gehört definitiv nicht zu den Außenseitern des Musik-Business, der QUEEN-Schlagzeuger – zugleich auch Multiinstrumentalist, Sänger, Komponist, Texter, Produzent – ROGER TAYLOR, der während der Pandemie-Wirren sich mit seinem Solo-Album „Outsider“ lautstark wieder zu Wort meldet, auch wenn die Worte mehr von den ruhigeren Klängen leben.

Erst vor kurzem hatte Gitarrist und Sänger BRIAN MAY lauthals verkündet, dass wir uns in der nächsten Zeit aus dem Hause QUEEN auf so einiges gefasst machen dürfen und gleich mal eine Vinyl-Neuauflage seines 1992er-Solo-Albums „Back To The Light“ nachgeschoben, schon steht sicher zur Überraschung vieler als nächster der QUEEN-Schlagzeuger und Multiinstrumentalist ROGER TAYLOR auf der Schwelle und schiebt mit „Outsider“ ein völlig neues Solo-Album, bei dem er, bis auf ein paar 'fremde' Gesangparts, etwas zusätzliche Keys und Gitarre sowie einem Saxophon, fast alles im totalen Alleingang selber einspielte, nach, in dem er selbstverständlich auch textlich nicht nur die breite Palette all dessen aufgreift, was einen momentan so (größtenteils aus unangenehmer Sicht) beschäftigt, sondern zugleich mit „Isolation“ einen ganz konkreten Bezug zu dieser von einem Virus ausgelösten bedrückenden Situation herstellt.

Outsider“ ist so gesehen ein Kind der Pandemie geworden – und zwar ein wirklich gutes, aber zugleich auch entsprechend der Situation, aus der es heraus entstand, ein insgesamt sehr finster wirkendes.
Vieles erscheint hier viel stärker im Singer/Songwriter-Stil, als im QUEEN-alike Rock-Retro-Feeling. Jedenfalls darf man aus „Outsider“-Sicht feststellen, dass in der Zeit des pandemischen Lockdowns sich sehr viele kreative Musik-Ideen entfalteten, deren Verwirklichung wir nunmehr genießen dürfen. Noch dazu ist es ein riesiger Schritt von dem gänzlich unbeschwerten „Fun On Earth“ (2013) hin zu dem bedrückt-bedrohlichen „Outsider“. Vielmehr erinnert es doch tatsächlich an das – ebenfalls durch die Pandemie ausgelöste – letzte Solo-Album von PAUL McCARTNEY.

ROGER TAYLOR nutzte die Monate des mitunter absoluten Stillstands – in denen eigentlich die große Tour mit QUEEN & ADAM LAMBERT stattfinden sollte – dazu, über seine bisherige Zeit als Mensch und Musiker nachzudenken und an neuem Material zu schreiben, in dessen Ergebnis nach acht Jahren mit „Outsiders“ ein neues Solo-Album – sein insgesamt sechstes – entstand.
Alle Songs entstanden hierbei bereits während des ersten Lockdowns – mit Ausnahme von „Foreign Sand“ von seinem 1994er-Album „Happiness?“, das nun als Akustik-Gitarren-Stück daherkommt – 2020 in Taylors Haus in Cornwall und drehen sich um die Sterblichkeit genauso wie die Verantwortungslosigkeit, aber auch Hoffnung und Ehrlichkeit brechen sich auf „Outsider“ ihre Bahn, wobei Taylors raue Stimme durchaus limitiert ist, manchmal etwas verfremdet oder verzerrt wird, aber trotzdem eben den einen erkennbaren QUEEN-Teil, der immer neben dem gigantischen Organ von FREDDIE MERCURY sowie dem gesanglich ebenfalls deutlich stärkeren BRIAN MAY mitklang, in sich trägt.
Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist schon der Album-Opener „Tides“, eine eindringliche Ballade, welche einem die eigene Sterblichkeit vor Augen führt: „To tell you all the ones you love / Someday must die“, und von der Atmosphäre seines Hauses während der Aufnahmen ausgelöst wurde: „Mein Haus liegt am Meer und die Gezeiten kommen und gehen, du kannst die Uhr danach stellen. Du kannst dich dermaßen auf sie verlassen, dass man sie fast schon als eine Art von Freund bezeichnen könnte. Es geht um die zwangsläufige Kürze unseres Gastspiels, um unser Hinscheiden.“

So ist es nur logisch, dass Taylor das, was er wie eine Art Prolog mit „Tides“ begann, auf seinem Album mit einem Epilog und zugleich dem mit knapp 7 Minuten längsten Song „Journey's End“ abschließt – ein großartiges Stück, das sogar mit floydianischen Gitarren-Klängen, so, als würde sich Mr. Gilmour gerade mal wieder gemeinsam mit Mr. Taylor auf seine Insel begeben, endet.

Aber Taylor kann auch richtig böse werden und dabei sogar Erinnerungen an die DIRE STRAITS wecken, wenn er mit dem funk-rockigen „Gangsters Are Running This World“ zu einem verbalen Rundumschlag gegen diese überall zu entdeckenden und viel zu einflussreichen Dreckschweine, egal wie sie nun heißen mögen, die uns zu verängstigtem Herdenvieh degradieren, ausholt: „Gangsters Are Running This World / We're all just sheep in the herd / You can shout, but never be heard / Gangsters Are Running This World“.
Es ist ein Taylor-Herzenssache geworden, auf seinem Solo-Album auch politisch Stellung zu beziehen, regelrecht zu protestieren, was QUEEN selber (fast) immer auf ihren Veröffentlichungen vermieden. Für Taylor eine Selbstverständlichkeit, die er explizit im Vorfeld dieses Songs noch betont: „Mit QUEEN haben wir immer versucht, uns möglichst unpolitisch zu geben. Nur wenn du dann die Freiheit hast, dich als Einzelner zu äußern, dann kannst du sagen, was dir gerade verdammt nochmal in den Sinn kommt! Und genau das habe ich schon immer versucht. Es gibt einfach so viele Gangster, die momentan in irgendwelchen Ländern an der Macht sind.“
Ja, und spätestens mit dem KURZen Österreicher wissen wir nunmehr auch, das in scheinbar funktionierenden Demokratien, die größten Schweine ebenfalls im höchsten Amt lauern. Der Mann sollte ab sofort „Gangsters Are Running This World“ in Dauerrotation hören müssen.

FAZIT: Nun also auch vom QUEEN-Schlagzeuger ROGER TAYLOR ein 'Pandemie-Album', das nicht nur vom Titel und der Cover-Gestaltung (einsamer Mann auf einen Stock gestützt vorm Abgrund) her sehr nachdenklich macht. Taylor selber bezeichnet „Outsider“ als (s)ein herbstliches Album. Insgesamt dominieren die ruhigeren Töne und kritische wie auch bedrückende Texte, die sich politisch genauso einmischen wie persönlich, wenn sie die Themen der Isolation, Sterblichkeit, des Machtmissbrauchs oder Mobbings aufgreifen. Zwar keine echte Offenbarung oder etwa ein QUEEN-Gedenk-Album, sondern vielmehr ein in fast gänzlichem Alleingang eingespieltes Solo-Album eines (rau) singenden Multiinstrumentalisten, der auch Drummer bei QUEEN ist.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2284x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (24:26):
  • Tides (3:39)
  • I Know I Know I Know (3:51)
  • More Kicks – Long Day's Journey Into Night...Life (4:56)
  • Absolutely Anything (5:04)
  • Gangsters Are Running This World (4:04)
  • We're All Just Trying To Get By – feat. KT Tunstall (2:52)
  • Seite B (22:36):
  • Gangsters Are Running This World – Purple Version (2:37)
  • Isolation (3:24)
  • The Clapping Song (2:55)
  • Outsider (3:41)
  • Foreign Sand – English Mix (3:01)
  • Journey's End (6:58)

Besetzung:

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