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Anna Erhard: Campsite (Review)
Artist: | Anna Erhard |
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Album: | Campsite |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie-Pop |
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Label: | Radicalis | |
Spieldauer: | 29:22 | |
Erschienen: | 09.09.2022 | |
Website: | [Link] |
Als die Schweizer Songwriterin ANNA ERHARD kurz vor Ausbruch der Pandemie in ihrer neuen Wahlheimat Berlin erste Gehversuche als Solo-Künstlerin unternahm, war sie noch sehr von den Erfahrungen geprägt, die sie zuvor als Sängerin und Gitarristin der Baseler Folkpop-Band SERAFYN gemacht hatte, mit der sie in den 2010er Jahren 2 Alben herausgebracht hatte. Wie sich aber nun allerspätestens seit dieser zweiten Solo-Scheibe herausstellte, lag ihr das Metier der nachdenklichen, schüchternen Brüterin – als die sie sich damals präsentierte - gar nicht so richtig.
Der gewesene WIR SIND HELDEN Drummer und heutige Produzent POLA ROY griff der Schweizerin (und ihren Kollegen) zwar bereits weiland bei dem SERAFYN-Produktionen unter die Arme, stellte sich aber im Folgenden nach und nach gar als Katalysator heraus, der sie durch die weitere Zusammenarbeit aus ihrem formalen Schneckenhaus herauslockte. Auf dem ersten Solo-Album „Short Cut“ geschah das noch mit eher sprödem Charme. Aber nachdem sich ANNA und POLA für das nun zweite Album auf eine vollkommen neue Arbeitsweise einigten, brachen dann wohl alle stilistischen Dämme.
Denn auf dem Album „Campsite“ steht nicht mehr ANNA ERHARD, die Liedermacherin im Zentrum, sondern zwei gleichberechtigt agierende Musiker, die ohne Hemmungen herumexperimentieren und dabei alle formalen Bedenken über den musikalischen Tellerrand hinausschieben. Das hat zur Folge, dass die „alte“ ANNA ERHARD in dem musikalischen Spielkasten, als den sie die im Titel besungene „Campsite“ wohl auslegt, kaum noch wiederzufinden ist.
Es macht aber ungemein Spaß, nach ihr zu suchen – und das ist es ja, was eine gute Pop-Scheibe auszeichnet. Manchmal sogar – wie zum Beispiel in der brillanten (und eher konventionell angelegten) Power-Ballade „Family Time“ findet man sie ja auch noch – die „alte“ ANNA ERHARD.
FAZIT: Die Pandemie hat ja schon so manches scheinbar in Stein gemeißelte, bewährte Konzept auf links gedreht. Das mussten sich auch ANNA ERHARD und POLA ROY gedacht haben, als sie sich in Polas Kreuzberger Studio trafen, um sich den Lockdown-Blues von der Seele zu spielen. Die Sessions, aus denen dann das unberechenbare, kurzweilige, teilweise irritierende, aber immer spannende musikalische und stilistische Panoptikum hervorging, das nun „Campsite“ ausmacht, bestanden aus Improvisationen mit Keyboards, Samples und Beats, die dann collagenartig zusammengesetzt wurden und in denen sich beide Künstlerinnen entsprechend verwirklichen konnten. Schlimmstenfalls kam dann (immer noch amüsanter) Pop-Quatsch dabei heraus – aber bestenfalls (= in der zweiten Hälfte des Albums) auch grandiose, strukturierte Indie-Pop-Songs. Und das geschieht alles in einer knappen halben Stunde!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Horoscope
- Campsite
- Three Tons Of Steel
- Picnic At The Seaside
- Guestroom
- 90°
- Family Time
- I Wish
- Idiots
- Bass - Pola Roy
- Gesang - Anna Erhard
- Gitarre - Anna Erhard
- Schlagzeug - Pola Roy
- Campsite (2022) - 13/15 Punkten
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