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Fairport Convention: Live At Rockpalast (Review)

Artist:

Fairport Convention

Fairport Convention: Live At Rockpalast
Album:

Live At Rockpalast

Medium: CD+DVD
Stil:

Folk, Blues, Kult

Label: Repertoire Records
Spieldauer: CD – 41:10 / DVD – 46:15
Erschienen: 24.06.2022
Website: [Link]

Wenn Deutschland keinen massiv bekannten oder erfolgreichen 'Folkpalast' besitzt, dann muss natürlich der Rockpalast dafür herhalten, wenn eine in den Siebzigern dermaßen erfolgreiche Folk-Band, die auch ein paar rockige Elemente in ihre Musik einbaut, in Deutschland tourt. Und so schlug die 1967 gegründete britische Folk-Band FAIRPORT CONVENTION am 23. März 1976 im Kölner Studio L zum Rockpalast auf. Eigentlich waren die bis dahin mitgeschnittenen Aufnahmen nicht von wirklich überzeugender Qualität, doch Repertoire Records machte sich daran, besonders den Ton zu restaurieren und erreichte dabei wirklich ein echt überzeugendes Ergebnis – nun zu hören von der DVD genauso wie der CD dieses Doppelalbums „Live At Rockpalast“.

Nicht nur in punkto Ton- und Bildqualität gab sich das Label besondere Mühe, auch in der Gestaltung des 20 Seiten starken Booklets voller Bilder vom Konzert und einem umfangreichen Begleittext leisten sie richtig gute Arbeit.

Da bleibt nur die Frage, wie eigentlich das Konzert lief?
Anfangs jedenfalls springt der Funke zwischen Band und Publikum nicht wirklich über. Selbst die Frage, seitens der Musiker an das Publikum, ob sie denn nicht Lust zum Tanzen hätten (Eigentlich das Normalste bei dieser lebhaften irischen Musik!), bleibt unbeantwortet und auch als Sänger Dave Swarbrick darauf hinweist, dass man die 'Tänzer' dann ja sogar im Fernseher sehen kann, bleibt ohne Erfolg. Deutsche Verklemmtheit par excellence trifft auf britisch-irischen Folk – am Ende kommt dabei zwar kein leidenschaftliches Tanzen, aber wenigstens beschwingt rhythmisches Klatschen raus. Herrlich, wenn man das bei „Sir B. McKenzie“ nunmehr vor seiner Glotze sehen und sich fragen kann: Hätte ich etwa den Mut besessen, hier das Tanzbein zu schwingen?

Doch FAIRPORT CONVENTION lassen sich nicht aus der Reserve locken und feuern ordentlich drauflos, auch wenn sie erstmal Dan ar Bras ein ausgiebiges Solo an der akustischen Gitarre einräumen, das er zweimal von vorn beginnt, weil ihm ein Spielfehler unterläuft – und irgendwie macht sich dabei die Vermutung breit, dass das tatsächlich Absicht sein könnte...
Auch wird bald ordentlich bei einem wilden Fiddel-Solo immer wilder mitgeklatscht und man wundert sich, dass das Publikum nicht doch endlich versucht, gleich wild mitzutanzen, wie es ja bei irisch geprägter Folk-Musik gang und gäbe ist. Zu solcher dynamisch-freudvollen Musik muss eigentlich das Tanzbein geschwungen werden. Doch die größtenteils jungen Leute beschränken sich eben nur aufs Klatschen, während die Humorvollsten, Tempogeladensten und Gesprächigsten ganz offensichtlich die Musiker auf der Bühne sind.

Übrigens sind dann bei dem letzten offiziellen Song „Cropredy Capers / The Frog Up The Pump“ vor der Zugabe dem Keyboarder die Faxen dicke und er geht mitten ins Publikum und zieht die Zuschauer aus den vorderen Reihen zum Tanzen von ihren Stühlen – bei der Zugabe bekommen sie es dann sogar auch ohne die 'Androhung von körperlicher Gewalt' hin, ein Tänzchen zu dem letzten Instrumental hinzulegen. Zugleich auch die rockigste Nummer, da der Gitarrist statt zur akustischen zur E-Gitarre greift.

Aber so ist das eben, wenn eine der erfolgreichsten Folk-Bands der damaligen Zeit in einem „Rockpalast“ auftritt. Das Publikum ist irritiert, die Musiker sind's auch irgendwann und am Ende sind doch alle so richtig begeistert.

Übrigens sollten sogar für Fans von JETHRO TULL die Aufnahmen einen besonderen Wert besitzen, denn schließlich dürfen sie hier eine gute Dreiviertelstunde lang deren zukünftigen Bassisten beobachten.

Nur drei Jahre nach diesem Konzert trennte sich die von Besetzungswechseln überbordende britische Folk-Band, die es am Ende aber trotzdem nicht wirklich lassen konnte und einen Reunion-Versuch nach dem anderen unternahm, um noch bis heute aktiv durch die Weltgeschichte zu touren.

DAVE PEGG allerdings schlug dann zwischendurch seinen noch erfolgreicheren Weg gemeinsam mit JETHRO TULL ein, indem er 1979 John Glascock am Bass ersetzte. Eine ideale Wahl wie man es bereits bei diesem Rockpalast bewundern kann.

FAZIT: Es war anfangs ganz offensichtlich schon ein eigenartiges Gefühl, als die britische Folk-Band FAIRPORT CONVENTION am 23. März 1976 im Kölner Studio L zum Rockpalast erschien und ihr stark irisch angehauchter Folk, nach dem man lieber tanzen als abrocken sollte, nicht gleich einschlug. Doch diese Herausforderung meisterten die britischen Folk-Giganten mit Bravour und Leidenschaft sowie jede Menge Humor und brachten am Ende den Rockpalast zum Überkochen. „Live At Rockpalast“ lässt in seiner richtig guten Bild- und Tonqualität nunmehr endgültig keinerlei Zweifel mehr daran aufkommen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1844x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • DVD (46:15):
  • Friendship Song (Come And Get It)
  • Limey's Lament
  • Sir B. McKenzie
  • The Boys Of Blue Hill
  • When First Into This Country
  • Our Band
  • Lay Me Down Easy
  • Cropredy Capers / The Frog Up The Pump
  • Dirty Linen
  • CD (41:10):
  • Applause
  • Friendship Song (Come And Get It)
  • Limey's Lament
  • Sir B. McKenzie
  • The Boys Of Blue Hill
  • When First Into This Country
  • Our Band
  • Lay Me Down Easy
  • Cropredy Capers / The Frog Up The Pump
  • Dirty Linen

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