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Lautstærke: Vom Morgen danach – Deluxe (Review)
Artist: | Lautstærke |
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Album: | Vom Morgen danach – Deluxe |
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Medium: | CD | |
Stil: | Deutschsprachiger Punk-Heavy-Rock |
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Label: | NRT-Records | |
Spieldauer: | 59:09 | |
Erschienen: | 18.02.2022 | |
Website: | [Link] |
Warum ist eigentlich noch keine Band zuvor auf die Idee gekommen, sich LAUTSTÆRKE zu nennen?
Dabei spielt doch ebendiese eine dermaßen bedeutende Rolle bei einer Vielzahl von Songs, Alben und Musikern. Also Glückwunsch an die deutsch(sprachig)en Punk-Heavy-Metal-Rocker LAUTSTÆRKE aus Nordrhein-Westfalen, die schon in ihrem Bandnamen voll zum Ausdruck bringen, worum es in ihrer Musik geht: um Lautstärke. Doch das ist bei Weitem nicht alles, denn auch zeit-, gesellschafts- und polit-kritische Texte mit Tiefgang und mitunter auch Ironie sind ein Markenzeichen dieses Power-Quintetts, das mehr zu sagen und zu singen hat, als unsere viel zu oft nur klug daherkommenden Polit-Gilde, die sich letztendlich nur darin einig werden, dass sie sich zu den wichtigsten Fragen der Gegenwart nicht einigen können.
Für LAUTSTÆRKE gilt das komplette Gegenteil, denn auf ihrem aktuellen Tonträger „Vom Morgen danach – Deluxe“ (die Erstausgabe ohne das 'Deluxe' und mit zwei Titeln weniger erschien bereits 2019), der insgesamt 21 Stücke enthält, von denen verschiedene nur als reine Sprach-Sample-Übergänge daherkommen und einen etwas ratlos zurücklassen, greifen sie klar und deutlich viele heiße Eisen auf und diejenigen gehörig an, welche diese mit Arroganz und Machtkalkül sowie Größenwahn schmieden. Schon der gelungene Einstieg in das Album mit „Hilf mir“ ist ein Anklage gegen Hass und kriegerisches Gehabe. Kaum zu glauben, dass „Hilf mir“ zu einer Zeit entstand, in der Europa noch nicht von dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erschüttert worden war: „Sie sinken leise in den Schlaf / Unter mir ein Massengrab / Hilf mir / Ich weiß, du hast keine Zeit / Weil du wieder mal verreist...“
Hört man den punkigen, bereits drei Jahre alten Song allerdings genau bis zum Ende an, wird klar, dass es in ihm um die im Stich gelassenen Flüchtlinge geht, die ihren Weg in Booten über das Meer suchen und dabei ertrinken. Gesungen wird hierbei aus der Perspektive eines ertrinkenden Flüchtlings.
Aber es gibt noch weitere Reize, der voll und ganz für LAUTSTÆRKE sprechen – und die gerade bei den älteren Hörern, die ihr Leben innerhalb Deutschlands hinter Mauern verbringen mussten, angenehme Erinnerungen wecken – denn der klare Gesang, die rockigen Rhythmen und die angriffslustigen Texte verbreiten mitunter ein Flair, wie man es schon lange nicht mehr kennt, denn sie erinnern an zwei großartige DDR-Heavy-Bands: PRINZIP und FORMEL I, denen man damals gerne eine Nähe zu JUDAS PRIEST und SAXON attestierte. Und wer zudem, wegen DDR-Musik-Desinteresses, gerne auch ein paar westdeutsche Entsprechungen verlautbart haben möchte, in deren musikalischem Fahrwasser die rockigen Rheinländer schwimmen, der darf gerne DIE TOTE HOSEN als Kapitän und die BROILERS als Steuermann angeben. Genau diese Richtung sollten auch LAUTSTÆRKE weiterhin anpeilen und sich nicht, wie im Falle von „Vom Morgen danach – Deluxe“, im 'Masse statt Klasse'-Strudel zu verfangen.
LAUTSTÆRKE lassen also so gesehen die Hose runter, indem sie den toten Kult-Beinkleidern ihr ähnliches – allerdings manchmal noch ein wenig in den Windeln liegendes – Musikgewitter aus Punk, Metal, Rock, Pop, eingängigen Melodien und deutschen Texten entgegenfeuern. Ihr eigenes Motto formulieren sie hierbei als „die Welt mit anderen Augen sehen“ und greifen wohl darum auch auf die überflüssigen 'Nicht-Musik-Stücke' zurück. Gute Absicht, schwache Verwirklichung, denn nur, wenn dem Album ein durchgängiges, deutlich erkennbaren Konzept innewohnen würde, dann machte solche Gestaltung auch Sinn. So aber wirkt sie nur wie zusammenhangloses Stückwerk.
Doch das sind nur Kleinigkeiten und der Fokus sollte sich natürlich auf die in deutlicher Überzahl vorhandenen, gelungenen Stücke konzentrieren, wie beispielsweise „Unmagnetisch“, mit dem die Band unverkennbar ihr Nähe zu DIE TOTEN HOSEN auslebt und sich auch textlich in deren Umfeld ausbreitet, wenn sie über eine Beziehung zweier doch recht verschiedener Partner singt, bei denen einfach die Chemie nicht stimmt.
Hervorgegangen sind LAUTSTÆRKE aus der Band NEW TAPE, deren Gitarristen Tobias Schönbeck und Tom Bielen im Jahr 2016 beschlossen, eine eigene Band zu gründen, wobei ein besonders kluger Schachzug die Hinzunahme des Sängers André Dederichs war, der mit seiner einprägsamen Stimme und den gesanglich klar formulierten deutschen Texten, welche er auch selber schreibt, zugleich dafür sorgt, dass sich die Band als solche beim Hörer ebenfalls einprägt.
Mit einer obligatorischen Ballade, die sich bis in hymnische Höhen erhebt, geht „Vom Morgen danach – Deluxe“ zu Ende.
„Sommer deines Lebens“ ist der optimistische Blick aus der Gegenwart in die Zukunft, der sich zugleich der Vergangenheit widmet, welcher man nicht nachtrauern sollte, weil sie besonders schön war. Denn auch im Hier und Jetzt gibt es die besonderen Momente, die man festhalten und genießen kann, denn der 'Sommer (unseres) Lebens' liegt in unserer Einstellung, wie wir an die Herausforderungen des Alltags herangehen, statt in einer nostalgischen 'Früher war alles besser'-Mentalität zu schwelgen und dabei Gegenwärtiges aus den Augen verlieren.
Ein schöner und besinnlicher Abschluss, auch wenn in diesem Falle LAUTSTÆRKE auf wirkliche Lautstärke verzichten und stattdessen leisen Optimismus verbreiten.
Überhaupt ist Optimismus auch im Umgang mit diesem abwechslungsreichen „Vom Morgen danach – Deluxe“-Album, das von den starken Stücken und guten Texten profitiert, angebracht, auch wenn sich mitunter der eine oder andere Lückenfüller darin breitmacht, führt es uns trotzdem zu dem…
...FAZIT: Mit der um zwei Bonusstück erweiterten Neuveröffentlichung ihres ursprünglich im Jahr 2019 erschienenen Albums „Vom Morgen danach“ setzen die Rheinländer Punk-Heavy-Deutschrocker LAUTSTÆRKE mit ihrer „Deluxe-Ausgabe“ genau auf das, was ihr Bandname verheißt. Dabei werden sie nicht zur toten Hose, auch wenn DIE TOTEN HOSEN einen unüberhörbaren Einfluss auf ihre Musik haben, sondern kommen knackig und unverbraucht und natürlich laut, aber keineswegs etabliert rüber. Kann man übrigens auch leise hören und hat trotzdem seine Freude dran!
PS: VERLOSUNG von 3 signierten CDs
Zur Feier des überstandenen bunt- und dick-eirigen Osterfests haben wir ein besonders dickes, selbstgestaltetes Musik-Ei für euch im Angebot. Wir verlosen drei signierte CDs dieses Albums, wobei ihr bitte eine E-Mail mit dem Betreff 'LAUTSTÆRKE' an thoralfkoss@arcor.de sendet und uns bitte die Frage beantwortet: „Wie heißt der Song, in dem es um das Schicksal eines Boot-Flüchtlings geht?“
Die Gewinner werden von uns ausgelost und am Samstag, dem 23. April 2022, per Mail von uns benachrichtigt. Viel Erfolg wünscht euch euer Musikreviews.de-Team!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Hilf mir
- Vom Abend davor
- Nie wieder
- Nichts zu verlieren
- Egal
- Für dich
- Unmagnetisch
- Lautstærke
- Nebel
- Storys von vorgestern
- Vermissen
- Stimme des Volkes
- Gemeinsam untergehen
- Indien
- Kunst
- Neulich
- Feuer
- Bis bald
- Zärtlich sein
- Fliegen
- Sommer deines Lebens
- Bass - Marvin Jordans
- Gesang - André Dederichs
- Gitarre - Tobias Schönbeck, Tim Bielen
- Schlagzeug - Marco Rogowski
- Vom Morgen danach – Deluxe (2022) - 11/15 Punkten
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