Partner
Services
Statistiken
Wir
Lucius: Second Nature (Review)
Artist: | Lucius |
|
Album: | Second Nature |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie-Pop |
|
Label: | Second Nature Records | |
Spieldauer: | 38:09 | |
Erschienen: | 08.04.2022 | |
Website: | [Link] |
Eine geradezu komplizierte und ungewöhnliche musikalische Karriere haben HOLLY LAESSIG und JESS WOLFE – nicht nur mit ihrem Bandprojekt LUCIUS – absolviert. Bereits 2007 begannen die Beiden – getragen von der Liebe zu den gemeinsamen Gesangskünsten und inspiriert von tiefgehenden Unterhaltungen, die sie „Kaffeegespräche“ nennen – eigene Songs zu schreiben. Zusammen mit ihren Bandkollegen PETER LALISH und PETER MOLAD und gefestigt von einer Romanze zwischen JESS WOLFE und PETER MOLAD, die 2013 in einer Heirat gipfelte, legten LUCIUS 2013 ihr erstes Label-Album „Good Grief“ vor, dem 2016 das zweite Werk „Second Nature“ folgte – mit denen LUCIUS nahezu alle Spielarten des Indie-Pop für sich entdeckten und als Basis für ihren Harmoniegesang hernahmen.
Während dieser Phase waren LUCIUS nahezu ununterbrochen unterwegs und präsentierten sich auf ihren Touren als leicht überdrehtes, ein wenig hysterisch agierendes, hyperaktives Fake-Zwillingspaar mit Band-Anhang.
2016 befand sich das Projekt nahe am Rande eines Burnouts.
Es war dann ROGER WATERS, der die Situation rettete, indem er JESS und HOLLY aufgrund ihrer gesanglichen Fähigkeiten bat, ihn auf einer Tournee als Background-Sängerinnen zu begleiten. Das führte dazu, dass beide Abstand von dem ganzen Band-Trubel nehmen konnten, während sie gleichzeitig ihre Gesangskunst kultivieren konnten – was in der Folge zu weiteren Aufträgen in dieser Richtung führte, etwa für HARRY STYLES, OZZY OSBOURNE, JOHN LEGEND, JACKSON BROWNE, JOHN PRINE, THE WAR ON DRUGS, SHERYL CROW oder BRANDI CARLILE. Gerade letztere erwiesen sich im Folgenden als immens wichtig. Denn obwohl LUCIUS 2018 das Überbrückungsalbum „Nudes“ mit Outtakes und Coverversionen einspielten und JESS und PETER sich im selben Jahr trennten, hatten alle Beteiligten zu Beginn der Pandemie das Bedürfnis, wieder gemeinsam zu musizieren.
Zu diesem Zweck zogen JESS und HOLLY von L.A. nach Nashville, wo sie zunächst bei SHERYL CROW unterkamen und begannen, neues Songmaterial zu schreiben.
BRANDI CARLILE entschied sich schließlich, das neue Album dann zusammen mit dem Grammy-Preisträger DAVE COBB zu produzieren. HOLLY wurde während dieser Zeit schwanger und JESSE und PETER MOLAD rauften sich - zumindest im Studio - wieder zusammen.
All diese Erlebnisse flossen dann in die Lyrics von „Second Nature“ ein, welches somit wesentlich persönlicher und unmittelbarer ausfiel, als die zuvor eingespielten Alben. Was noch fehlte, war ein musikalisches Thema – und das fand sich auf Anregung DAVE COBBs, der vorschlug, ein ganzes Album im Disco-Stil einzuspielen.
Das Ergebnis ist ein famoses, organisches Pop-Album mit brillanten Songs, relevanten Inhalten, grandiosen Melodien und faszinierend tighten Gesangharmonien (an denen sich auch BRANDI CARLISLE und SHERYL CROW beteiligten).
Wie es scheint, haben LUCIUS erst durch die kreative Auszeit zu ihrer eigentlichen Berufung gefunden.
FAZIT: Als LUCIUS 2013 ihr Album „Wildewoman“ (dem eine EP und eine selbst verlegte LP namens „Songs From The Bromley House“ voranging) herausbrachten, gerieten sie – nicht zuletzt aufgrund ihrer leicht überkandidelten Bühnenshow, bei der sich JESS und HOLLY als identisch gekleidete Glam-Twins präsentierten – schnell zu Everybody's Darling in Sachen Indie-Pop. Musikalisch mochte sich die Band dabei nie festlegen – was zunächst kein Wunder nahm, da die Beiden so ziemlich alles singen können, was sich nicht wehrt. Es führte aber dazu, dass die Alben von LUCIUS immer auch ein wenig richtungslos wirkten – einfach weil zwischen Folk, Rock, E- und New-Wave-Pop alles möglich war. Deswegen war es sicherlich keine schlechte Idee, sich für das nunmehr vierte offizielle Album „Second Nature“ auf ein einzelnes Genre einzuschießen, auch weil es inhaltlich viel zu sagen und abzuarbeiten galt. Während JESS und HOLLY sich schon früh entschieden, die neuen Songs tanzbarer zu gestalten, ist es dann jedoch Produzent DAVE COBBs Idee zu verdanken, dann gleich ein ganzes Disco-Album einzuspielen, dass „Second Nature“ nun in einem betont authentischen, organischen Disco-Setting mit charmantem Retro Flair im Stile der späten 70er-Jahre daherkommt. Wie sich zeigt, war das in Kombination mit den brillanten neuen Songs und BRANDI CARLILEs produktionstechnischen Erfahrungen im Bereich opulenter Torch-Song-Arrangements genau das Richtige, denn es hebt LUCIUS auf ein ganz neues Level.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Second Nature
- Next To Normal
- 24
- Heartburst
- Dance Around It
- (feat. Brandi Carlisle & Sheryl Crow)
- The Man I'll Never Find
- Promises
- LSD
- Tears In Reverse
- White Lies
- Gesang - Holly Lessing, Jess Wolfe
- Gitarre - Peter Lalish
- Schlagzeug - Dan Molad
- Second Nature (2022) - 13/15 Punkten
-
keine Interviews