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Nostromo: Bucephale (Review)

Artist:

Nostromo

Nostromo: Bucephale
Album:

Bucephale

Medium: CD/Download
Stil:

Metalcore, Grindcore, Hardcore

Label: Hummus Records
Spieldauer: 39:28
Erschienen: 28.10.2022
Website: [Link]

Das Streitross Alexanders des Großen bekommt mit „Bucephale“ jetzt seine eigene musikalische Huldigung. Wenn das Kriegerpferd auch nur halb so berserkernd unterwegs war wie es NOSTROMO in ihrer Musik sind, stellt sich die Frage, wofür der König seine Armee noch gebrauchen konnte.
Aber wir verlieren uns in fantastischem Geplänkel, daher: Musik ab! „Ship of Fools“ dreht einem sofort den Magen um. Brachiale Grooves, hypnotische Leads, stoisch anmutendes Riffing und zu all dem brüllt Javier Varela alles in Grund und Boden.
Mit grindigem Geballer haut „IED (Intermittent Explosive Disorder)“ danach unbarmherzig auf die Kauleiste, ehe zur zweiten Hälfte in stoischem Halftime-Groove vorangestampft und damit der Übergang für „In Praise of Betrayal“ geebnet wird. Hier und da scheint eine verkannte Liebe für kalten Industrial durchzuschimmern, bevor sich sludgiger Groove wie meterdicker Schlick über das musikalische Grundgerüst ergießt.
„Katabasis“ bringt das Adrenalin zurück in den Sound, aber aus der vorherigen Hysterie wird hier ein apokalyptischer Soundtrack für den Untergang. Die Musik wirkt wie die moderne Version einer Kriegstrommel, der vertonte Tunnelblick eines stolzen Kriegers unmittelbar vor der Schlacht. Jeder Muskel ist wie eine Feder gespannt, kurz vorm Zerreißen… Dass dieser Schwebezustand zwischen Adrenalinüberschuss und Angst über fünf Minuten aufrechterhalten wird, ist doch bemerkenswert.

Und dann schnellt die Aggression wie ein Schock in die Glieder und Ross und Reiter stürmen wie entfesselt nach vorne. „A Sun Rising West“ fletscht die Zähne, will Blut sehen und hat sich doch unter Kontrolle, die komplette Eskalation wäre aber auch nicht zielführend, die Feinde in der Schlacht wollen schließlich gezielt dem Erdboden gleich gemacht werden. Die titelgebende Sonne bleibt aber aus, vielmehr eskaliert „Per Sona“ in beinahe apathischem Chaos. Vertrackter, wild um sich schlagender Grindcore trifft auf gezielte Magenschwinger-Momente. Und dazu wird dem offensichtlich wehrlosen Gegenüber pausenlos ins Gesicht geschrien.
„Lachon Hara“ wirkt anfangs wie ein kurze Verschnaufpause, setzt dann aber eher auf den Psychoterror-Effekt. Das in der Ecke kauernde Gegenüber wird pausenlos angeschrien. Immer wieder rennt der Dominator auf sein Opfer zu, bremst, brüllt die hasserfülltesten Laute in das zerschundene Gesicht und lässt dann wieder von ihm ab. Diese manische Schritt-für-Schritt-Eskalation hinterlässt einen bitteren und aufwühlenden Beigeschmack, der gleichermaßen fasziniert wie er angsteinflößend wirkt.
Die letzte Eskalationsstufe ist aber noch nicht erreicht.
„Realm of Mist“ knüppelt hysterischer, wahnwitziger und die Drohgebärden werden zu einer grotesken Fratze. Sie schreit, geifert und speit ihre Gefühle regelrecht heraus. Aber all das passiert im Kopf. Das ist die psychotische Note, das innere Chaos, dem völlig freien Lauf gelassen wird, bevor „Decimatio“ lospeitscht. Es knallt, es schmerzt, es ist der lustvolle Rausch an der Qual, der hier ausgelebt wird und am Ende in völligem Grindcore-Gemetzel endet.
Gezeichnet von dieser mehrstufigen Eskalation, schleppt sich „Asato Ma“ schwermütig, aber drohend voran. Es wirkt wie das unausweichliche Trauma, das diese Tour de Force hinterlässt. Zäher Schlick wird in Töne gegossen und begräbt sämtliche Restgefühle unter sich. Das ist nicht schön, das ist unangenehm. Es drückt die letzte Luft aus den Lungen und presst den Hörer aus wie eine Zitrone.

FAZIT: NOSTROMO wollen ihre Hörer traumatisieren und „Bucephale“ ist das Vehikel dafür, die Gefühle und das Denken komplett gegeneinander aufzuhetzen. Wie ein sich langsam aufbauender Herbststurm reißt die Musik den Hörer erst in Fetzen und nimmt ihn gleichzeitig in einen erdrückenden Schwitzkasten. Da ist es doch ein bisschen paradox, dass das Album am Ende derart fesselt, dass man es fast wie zwanghaft immer wieder hören muss.

Dominik Maier (Info) (Review 2138x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Ship of Fools
  • In Praise of Betrayal
  • Katabasis (feat. Treha Sektori)
  • A Sun Rising West
  • Per Sona
  • Lacho Hara
  • Realm of Mist
  • Decimatio
  • Asato Ma (feat. Monkey 3)

Besetzung:

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