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OneMillionSteps: White Is All Colors (Review)
Artist: | OneMillionSteps |
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Album: | White Is All Colors |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie Art Pop, Dream Pop |
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Label: | Listen Records | |
Spieldauer: | 43:28 | |
Erschienen: | 18.02.2022 | |
Website: | [Link] |
Es bedarf wirklich nicht einer Million Schritte, um sich dem Indie Art Pop des Hamburger Trios ONEMILLIONSTEPS rund um die charismatische Sängerin Nora Oertel anzunähern. Ein paar Schritte bis zum Plattenspieler reichen da schon, um die kunstvoll gestaltete Vinyl-Version im Klappcover von „White Is All Colors“ in kreisende Bewegungen zu versetzen und dann, nachdem man den Tonabnehmer vorsichtig seiner schwarzgerillten (Eigentlich hätte man bei diesem Album-Titel auf weißes Vinyl zurückgreifen sollen!) Berufung zugeführt hat, erfreut dem zu lauschen, was auf den insgesamt 10 Songs passiert, die mit der Liebe, die wir alle brauchen („Love Is All We Need“), beginnen und in einer unbekannten Welt („Unknown World“) enden. Dazwischen liegt jedenfalls genau die Art von Popmusik, welche, statt mit altbekannten Plattitüden daherzukommen, mit kunstvollen Ideen sowie Wendungen und trotzdem eingängigen Melodien, die durchaus auch tanzbar sein dürfen, überzeugt.
Natürlich sind ONEMILLIONSTEPS nicht die Ersten, die diesen Indie Art Pop ausleben, da fallen einem doch gleich noch die YEAH YEAH YEAHS oder BIG THIEF ein – und bei den vielen Electronics auf „White Is All Colors“ auch die großartigen Landsmänner bzw. Landsfrauen (Oder wie man das auch immer gendergerecht nennen möchte...) HUNDREDS ein. Und wenn man der Sängerin und ihrer vokalen Experimentierfreudigkeit zuhört, dann dürfen einem gerne auch mal eine BJÖRK oder AMANDA PALMER in den Sinn kommen.
Hier liegt zugleich die große Stärke von ONEMILLIONSTEPS – ihre Wiedererkennbarkeit anhand der Stimme ihrer Sängerin und der Mut, musikalisch ebenso spontan und experimentierfreudig zu sein, um sich nicht in irgendwelche einseitig ausgerichteten Schubladen oder Hit-Maschinerien stopfen zu lassen. Noch dazu ist auch produktionstechnisch bei „White Is All Colors“ alles im grünen Bereich (Das Wortspiel musste einfach mal sein…) und der Vinyl-Sound überzeugt auf ganzer Linie mit gelungenen Stereo-Effekten, voluminösen Basstönen und kristallklaren Höhen, wodurch speziell die Electro-Pop-Elemente ihre ganze Wirkung entfalten können, ohne dabei blechern aus den Boxen zu scheppern.
Besonders auf der zweiten LP-Seite wird es ruhiger und der Indie Pop tendiert immer deutlicher Richtung Dream Pop, der Gesang und die Texte werden nachdenklicher und man spürt immer stärker die Spuren, welche wohl zwei Jahre Covid-19-Isolation hinterlassen haben.
So rau, frech, wütend und dynamisch wie beispielsweise auf dem Album-Opener „Love Is All We Need“ oder „Space Divinity“ wird’s auf der B-Seite nicht mehr und das abschließende „Unknown World“, mit gut sechs Minuten zugleich längster Song des Albums, setzt in seinem vorsichtig postrockigen Aufbau am Ende zwar auf etwas schnellere Rhythmen, lässt aber trotzdem die Moll-Töne dominieren.
Ja, wer soll heutzutage diese Welt noch verstehen?
Nach wirklich lustiger Stimmung ist einem da schon gar nicht, gerade jetzt, wo Russland die Ukraine bombardiert. Aber das konnten ONEMILLIONSTEPS natürlich zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht wissen – aber über gerade diesem Song liegt so eine atmosphärische Ahnung, die darauf hindeutet, dass diese „Unknown World“ sicher noch viele Schattenseiten vor uns verbirgt.
Es wirkt schon komisch, wenn man dieses wirklich gute Album hört, da man sich unweigerlich fragt, warum es zehn Jahre dauerte, bis mit „White Is All Colors“ das Longplayer-Debüt des Hamburger Trios so lange Zeit bis zur Veröffentlichung in Anspruch nahm.
Allerdings liegt die Antwort auf der Hand, denn die drei Musiker sind in diverse andere Projekte eingebunden, auch wenn sie ONEMILLIONSTEPS in den Mittelpunkt ihres musikalischen Schaffens stellen. Eine kluge Entscheidung, denn was dieses Album und natürlich ONEMILLIONSTEPS zu bieten haben, ist beachtlich – und ungeheuer farbenfroh, selbst wenn uns der Albumtitel einen ganz anderen Eindruck vorzugaukeln versucht.
„White Is All Colors“ setzt aus musikalischer und gestalterischer Sicht nicht auf Weiß oder Schwarz, sondern auf Kunterbunt, sodass selbst ein Titel wie „When You're Gone“ zwar von einer Trennung spricht, aber dieses Album den Hörer anspruchsvoller Pop-Musik bestimmt nicht verlässt, denn um es nach ein paar Hördurchgängen in seinem Musik-Archiv abzulegen, dafür ist es einfach zu gut.
FAZIT: Auch wenn es das Debüt-Album des norddeutschen, bereits seit zehn Jahren existierenden, Trios ONEMILLIONSTEPS ist, so klingt „White Is All Colors“ bereits nach einem perfekt eingespielten männlichen Doppel (Bass und Schlagzeug) plus weiblichen Einzel (beeindruckender Gesang + Gitarre), das bereits mit einem Schlag in die Oberliga der kunstvollen Indie-Pop-Musik aufsteigt und dort eine Duftmarke hinterlässt, die von THE KILLS bis YEAH YEAH YEAHS reicht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:02):
- Love Is We Need (3:57)
- Clepsammia (4:46)
- Treesound (2:50)
- Space Divinity (4:24)
- When You're Gone (3:05)
- Seite B (24:26):
- White Is All Colors (4:56)
- Sick And Tired (4:27)
- I Am The Weather (5:02)
- Do Your Deeds (3:53)
- Unknown World (6:08)
- Bass - Max Schneider
- Gesang - Nora Oertel
- Gitarre - Nora Oertel
- Schlagzeug - Jonas Teichmann
- White Is All Colors (2022) - 11/15 Punkten
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