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The Jeremy Days: Beauty In Broken (Review)

Artist:

The Jeremy Days

The Jeremy Days: Beauty In Broken
Album:

Beauty In Broken

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Alternative Rock, Indie Pop

Label: Ghost Place/Cargo Records
Spieldauer: 46:05
Erschienen: 25.03.2022
Website: [Link]

„Was lange währt, wird gut!“ Selbst wenn die Weisheiten, mit denen wir uns sprichwörtlich immer wieder umgeben, nicht wirklich eintreffen, so bleibt aber im Falle von „Beauty In Broken“ der THE JEREMY DAYS aus Deutschland, die mit „Brand New Toy“ ähnlich wie FOOLS GARDEN mit ihrem Zitronenbäumchen zum echten One-Hit-Wonder wurden, tatsächlich „der Weisheit letzter Schluss“, dass nach 24 Jahren totaler Funkstille doch tatsächlich mit der neuen LP – Ostern hin oder her – ein richtig gutes Musik-Überraschungsei auf all diejenigen wartet, welche ihr brandneues Spielzeug, das nunmehr schon jede Menge Zerfallserscheinungen aufweist, nie aus den Augen und Ohren verloren. Aber auch Freunde guten Indie-Pops samt beachtenswerten Texten, die bisher noch nie etwas von THE JEREMY DAYS gehört haben, werden echte Freude an „Beauty In Broken“ haben, vorausgesetzt sie sehnen sich heutzutage danach, mal wieder nostalgisch angehauchten Indie-Pop der Spätachtziger zu hören. Oder um es mit der Textzeile aus „The Deep Dark Night“, einer hitverdächtigen Tanznummer mit rockigem Refrain, auszudrücken: „I was just getting through The Deep Dark Night“. Zeit also, für ein paar neue Hit-Lichter, die THE JEREMY DAYS anno 2022 nach der totalen Finsternis wieder entzünden.

Was war nur passiert, dass THE JEREMY DAYS so lange getrennte Wege gingen?
Und warum erwiesen sich diese nach über 20 Jahren doch als Kreisverkehr, indem sich dieser anfänglich 1996 durchbrochene Kreis nun wieder (Endgültig?) mit „Beauty In Broken“ schließt?

Noch Ende der 80er-Jahre galt die Hamburger Band als ein internationales, sogar MTV eroberndes Pop-Markenprodukt erster Güteklasse aus Deutschland. Geschickt liebäugelten sie in ihrer Musik mit Brit-Pop-Elementen, waren extrem abwechslungsreich und melodieverliebt und scheuten sich nicht vor kunstvollem Americana mit so einigen Stadionrock-Allüren. Außerdem hatten sie mit DIRK DARMSTAEDTER einen Sänger an ihrer Seite, dessen Stimme hohen Wiedererkennungswert besaß. Fünf Alben und knapp zehn Jahre sowie unzählige Konzerte später endete ihre Geschichte bereits, da durch das viele Touren die Chemie zwischen ihnen nicht mehr stimmte, sondern eher hochexplosiv war und auch der erwünschte Erfolg nicht in dem Maße eintrat, wie sie ihn erhofften. Die Tage der JEREMY DAYS waren tatsächlich gezählt. Die Trennung blieb als letztes Mittel und es schien, als sei diese endgültig bei all den Animositäten, welche anscheinend aus Freunden Fremde werden ließen.

Zwar schienen THE JEREMY DAYS damals zudem bei einem Song wie „Juli Thru The Blinds“ noch offensichtlich mit THE CURE eine musikalische Liebschaft einzugehen, doch diese Einflüsse sind auf „Beauty In Broken“ nicht mehr zu entdecken – Schade eigentlich…

Nun also sind THE JEREMY DAYS zurück und frönen als wiedergefundene Freunde auch weiterhin dem Gitarren-Pop voller eingängiger Melodien mit hintergründigen, mitunter gar ironischen Texten und der unverkennbaren, nach wie vor jung gebliebenen (allerdings nicht mehr in solchen Höhen schwebend wie in den Anfangstagen) Darmstaedter-Stimme, welche den vier Hamburgern ihren Wiedererkennungswert beschert. Über drei Jahrzehnte später.
Und alles bleibt beim Alten. Melodiedurchtränkte flotte Rhythmen, wie im dem Album seinen Titel gebenden Opener oder Balladen zum Dahinschmelzen wie dessen Nachfolger „For The Lovers“. Alles fein verteilt und absehbar. Die Kombination funktioniert und erinnert tatsächlich an die vergangenen Großtaten, wenn man diese schon damals als solche ansah.

Auch verstecken sich die aus biologischer Sicht nicht nur um Tage gealterten Musiker nicht etwa hinter ihrem singenden Komponisten, sondern steuern erstmals auch jede Menge eigene Ideen zur Musik auf „Beauty In Broken“ bei, welche sie gemeinsam in 'Zoom-Sessions' zusammentrugen, was dem Album neben seiner brit-poppigen Schönheit zugleich viel Abwechslungsreiches beschert. Zudem hört man dem Album an, dass die wichtigsten Einflüsse der Musiker im Umfeld der BEATLES bis hin zu BOB DYLAN liegen, wodurch die modernen, gut abgemischten Sounds darauf auch gerne mit einem Blick zurück aufwarten, allerdings dabei stärker auf Voluminöses statt auf lineareren, heutzutage immer reizvoller werdenden Stereo-Klang zu setzen.

Natürlich werden THE JEREMY DAYS im Stream-Zeitalter keine Musik-Revolution mehr vom Zaune brechen, aber jeder Song auf „Beauty In Broken“ atmet diese vergangene Atmosphäre mit einem Schuss Retro-Träumerei, so als würde sie uns mitteilen: „Hey, Musik ist mehr Lebensgefühl als schneller Download – genauso wie das Leben selber. Liebe deine Erinnerungen und deine Gegenwart wird (musikalisch) l(i)ebenswerter.“ Die Schönheit liegt, wie es der Album-Titel heraufbeschwört, in den Einzelteilen und nicht nur im Großen-Ganzen. Setzt man alles richtig zusammen, dann lauert dahinter ein Glück – nicht nur aus musikalischer Sicht.

Beauty In Broken“ knüpft nicht nur offensichtlich an die Super-Hit-Qualitäten von vor 34 Jahren an, sondern auch das dazugehörige Video verbindet die Bilder aus der ehemaligen Hit-Vergangenheit mit denen der Gegenwart – und ja, die Jungs haben sich ordentlich gehalten und sind zu reifen Männern geworden, die nunmehr den Beweis erbringen, dass sie noch ähnlich wie die jungen Musik-Burschen von vor 37 Jahren, als sie ihre Band gründeten, klingen.

FAZIT: Man hört und sieht auf „Beauty In Broken“, dass THE JEREMY DAYS ihre Freundschaft und Freude am gemeinsamen Musizieren sowie Komponieren wiedergefunden haben, auch wenn sie ein echtes „Brand New Toy“ nicht wirklich zum Leben wiedererwecken können. Trotzdem kommt ihnen ihr Gespür für gelungene Indie-Pop-Songs mit großer Melodieverliebtheit oder samtweichen Balladen nie abhanden. Hoffentlich setzen sie die in Teile zerfallene Schönheit nun wieder richtig zusammen und erobern sich erneut ihr Plätzchen zwischen solchen Bands wie FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE und FOOLS GARDEN. Abgestimmt aufeinander sind THE JEREMY DAYS jedenfalls sehr gut, was „Beauty In Broken“ beweist und vielleicht werden ja die letzten Text-Teilen des Albums in „Lights Out“ zum zukünftigen Programm des Hamburger Indie-Pop-Quartetts: „Everything's alright / Someday maybe / We can get to the other side“.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2513x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Seite A (23:35):
  • Beauty In Broken (4:02)
  • For The Lovers (4:52)
  • Blue New Year (3:23)
  • Stupid November (4:33)
  • Breathe (3:33)
  • Lassos Of Love (3:12)
  • Seite B (22:30):
  • The Deep Dark Night (4:04)
  • Behind The Sky (4:06)
  • Tear Me Up (4:22)
  • Postcard (5:18)
  • Lights Out (4:40)

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