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The Offering: Seeing the Elephant (Review)
Artist: | The Offering |
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Album: | Seeing the Elephant |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Metal |
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Label: | Century Media / Sony | |
Spieldauer: | 51:49 | |
Erschienen: | 04.11.2022 | |
Website: | [Link] |
Nach der selbst betitelten EP (2017) und dem Album "Home" (2019) markiert THE OFFERINGs zweites Album "Seeing the Elephant" eine Form von Konsolidierung auf mehreren Ebenen. Der progressive Power Metal der Band wirkt fokussierter und hat etwas von der überlebensgroßen Grellheit verloren, die den Einstand zwar durchaus auszeichnete, aber langfristig kein gangbarer Modus gewesen wäre.
Plump gesagt kann man dem Quartett auch einfach bescheinigen, reifer geworden zu sein, aber nicht berechenbarer und schon gar nicht softer - im Gegenteil: Was allein Sänger Alexander Richichi mit seiner Stimme anstellt, raubt einem (und ihm selbst?) den Atem. In gleicher Weise, wie er zwischen Death-Growls und glockenhellem Gesang wechselt, changieren die Instrumentalisten zwischen brutalen Nackenschlägen einschließlich Deathcore-kompatibler Breakdowns und nachgerade traditionellen Heavy-Metal-Headbanger-Parts.
Beim Schütteln der Mähne sollte man wohlgemerkt achtgeben, denn THE OFFERING mögen es nach wie vor rhythmisch komplex. Und "Seeing the Elephant" (der sprichwörtliche Dickhäuter im Raum ist gemeint) ist ein stockfinsteres Album geworden, das weniger lichte Momente enthält als "Home". Inhaltlich zieht sich indes wieder ein roter Faden durch die Songs - inspiriert durch die gesellschaftlichen und politischen Spannungen in den USA während der letzten drei Jahre, aber wie bei vielen anderen Acts natürlich auch von der Corona-Pandemie.
Unter diesen Voraussetzungen ist eine Reihe von Modern-Thrash-Songs mit mehr als dezenter Prog-Note entstanden; die Bostoner strukturieren ihre Kompositionen nicht zwanghaft komplex, doch solche wie der eröffnende Paukenschlag ´W.A.S.P.´, das wutschnaubende ´Flower Children´ (eine ernüchternde Abrechnung mit dem Hippie-Geist) oder das abschließende ´Esther Weeps´ (eine zeitgenössische Lesart der Disziplin "Power-Ballade", auf die Nevermore zu Glanzzeiten stolz gewesen wären) fallen auf spürbar natürliche Weise im wahrsten Sinn des Wortes episch aus.
Demgegenüber stehen offensichtliche Single-Kandidaten wie das fieberhafte ´Ghostmother´ und das treibende ´Rosefire´, deren relative Kompaktheit die Fülle von Ideen verhehlt, die drinstecken. Die atmosphärisch dichte Produktion des Albums erschwert vor allem Unbedarften den Zugang, weshalb man vielleicht bei der einigermaßen übersichtlichen Elegie ´My Heroine´ anfangen sollte, falls man keine Erfahrung mit "super heavy prog" hat.
FAZIT: THE OFFERING waren und bleiben ein Spezialthema; ihre vordergründige Derbheit gefällt der Generation Brutal Death beziehungsweise Deathcore, ihr kunstfertiges Songwriting und inhaltlicher Tiefgang sprechen prinzipiell die Prog-Fraktion an, doch der durchschnittliche Fan aus dieser Ecke dürfte sich wiederum von der Vehemenz abschrecken lassen - aber so oder so: eine beeindruckende Band, die den Metal, wie wir ihn kennen, künftig in wesentlichem Maß mitgestalten wird.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- 1. W.A.S.P. (07:31)
- 2. Ghost Mother (03:35)
- 3. Tipless (01:52)
- 4. Rose Fire (05:48)
- 5. Seeing the Elephant (02:02)
- 6. My Heroine (05:43)
- 7. Flower Children (06:24)
- 8. Tiny Disappointments (06:36)
- 9. With Consent (05:07)
- 10. Esther Weeps (07:04)
- Bass - Spencer Metela
- Gesang - Alexander Richichi
- Gitarre - Nishad George
- Schlagzeug - Steve Finn
- Seeing the Elephant (2022) - 12/15 Punkten
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