Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

1476: In Exile (Review)

Artist:

1476

1476: In Exile
Album:

In Exile

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Artrock, Folk, Punk, Black Metal

Label: Prophecy Productions
Spieldauer: 60:01
Erschienen: 07.07.2023
Website: [Link]

Mit Ausnahme von „When Comes The Dawn?“ bleibt die metallische Härte, die im Opener „Lost In Exile“ durch Doom-Intro, Post-Black-Metal-Raserei und harsche Growls zum Tragen kommt, auf dem Rest des neuen Albums von 1476 einzigartig. Insofern ist die längenmäßig aus fast allen Liedern herausragende Nummer nicht zu hundert Prozent repräsentativ für das dargebotene, mit „In Exile“ betitelte Gesamtwerk. Viel eher lotet die Band über die ersten Minuten hinweg das aus, was im Rahmen der vergleichsweise weit gesteckten musikalischen Grenzen aus Metal, Folk und Punk möglich erscheint, ohne dies auf dem Album in dem Ausmaß noch einmal zu wiederholen.

Die Aussage von Multiinstrumentalist und Sänger Robb Kavjian, dass jeder Text auf „In Exile“ seine eigene Welt darstellen würde, könnte man also problemlos auf die Musik übertragen. Nicht nur führt der Album-Opener angesichts der über weite Strecken neofolkloristischen Ausrichtung ganzer Lieder („Tristesse In Exile“) vollkommen in die Irre, sondern die kreative und originelle Melange verschiedener Musikstile lässt in jedem Song auch andere Stimmungen und Assoziationen aufkommen. Während einen das einnehmende Mandolinenspiel vom Folk-Über-Hit „Where Kings Fall“ in fremde Welten entführt, kreieren die zwei aus dem Nordosten der USA stammenden Musiker mit „May Mountains Never Fall“ ihre ureigene Interpretation von Punkrock, die ein deutlich schrofferes Klangbild als klassische Genre-Vertreter aufweist und zusätzlich, dank unnachahmlicher Keyboard-Melodien am Schluss, eine gehörige Portion Epicness ausstrahlt.

Diese beiden Tracks könnten zwar unterschiedlicher kaum sein, ihnen wohnt dennoch ein verbindendes Merkmal inne, denn ihre richtige Intensität entfaltet die an sich schon ausgesprochen gelungene Klangkunst erst im Zusammenspiel mit den tiefgründigen Texten und der eigenwilligen Gesangsart. Die oft leidensvoll aufbrausende Stimme, deren Farbspektrum neben Punk- oder Alternative-Schüben auch harsche Töne, meist am Übergang zum nächsten Part, umfasst, entbehrt dabei nie einer grundsätzlichen Eingängigkeit. Wer die Vocals jedoch nicht abkann, muss sich fragen, wie er zu Acts wie SMASHING PUMPKINS, NOFX, SÓLSTAFIR oder BATHORY steht und ob er in diesen Fällen nicht auch über die Eigensinnigkeit der Gesangsdarbietung wohlwollend hinwegzusehen vermag.

In rein instrumentaler Hinsicht ragen aus so gut wie jedem Stück wohltuende, an Schönheit und Erhabenheit reiche Tonfolgen heraus. Beispielhaft können dafür die drei „Feuerlieder“ stehen, bei denen zu Keyboards (mit dezentem DARK TRANQULLITY-Vibe), verträumter Akustikgitarre oder episch verflochtenen Leads gegriffen wird. Manchmal sind wie in „When Comes The Dawn?“ die spannenden Nuancen, ihrer Bergung harrend, unter den grellen Klangfarben verschüttet. Ein anderes Mal lässt man sich zu stimmungsvollen Atmo-Sounds hinreißen („Beyond The Meadows, Beyond The Moors“). Dabei sind die gewählten Elemente nicht kontextlos, sondern vielmehr organisch ins Songwriting eingebunden. Auf dem Vorgängeralbum „Our Season Draws Near“ gelang dies nur teilweise, da jenes vergleichbare Trademarks bisweilen nur als unerhörtes, ungehörtes Nebeneinander abbildete. Man könnte auch sagen, um beim „Feuer“ zu bleiben, dass dieses Eisen offenbar deutlich länger in der Schmiede verweilte.

FAZIT: „Wayward Occult Rock” – die eigensinnige, aber in höchstem Maße gefällige und wohlkomponierte Art-Rock-Scheibe „In Exile“, die Punk, Folk und Black Metal zu einem eigenständigen Musikstil verbindet, ist ungemein faszinierend. Das erlebt man vielleicht nicht beim ersten Hören. In jedem Fall haben sich 1476 ihre eigene Nische freigeschaufelt und mit diesem Album ein mehr als empfehlenswertes Gesamtkunstwerk erschaffen.

Tim Rahrbach (Info) (Review 2104x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Lost In Exile (7:22)
  • Lapis Fire: Through The Mist (4:32)
  • Tristesse In Exile (4:45)
  • Jade Fire: A Paragon (5:19)
  • When Comes The Dawn? (6:30)
  • May Mountains Never Fall (5:32)
  • Where Kings Fall (5:05)
  • A Queen In Exile (4:59)
  • Beyond The Meadows, Beyond The Moors (3:46)
  • Carnelian Fire: The Gallows (6:18)
  • Where Are You? (7:46)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!