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Blackmore's Night: Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition (Review)

Artist:

Blackmore's Night

Blackmore's Night: Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition
Album:

Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition

Medium: Remaster/BigBooklet/2LP+DVD+7"
Stil:

Mittelalter Folk, Renaissance Pop, Akustik Rock

Label: earMUSIC/edel
Spieldauer: Do-LP - 63:36 / Single - 8:14 / DVD - 45:00
Erschienen: 10.03.2023
Website: [Link]

„Ich habe einen unerklärlichen Hang zum Paranormalen, zum Okkultismus und zur Esoterik. […] Auch zum Mond hatte ich schon immer ein besonderes Verhältnis, denn dieser Planet fasziniert mich seit meiner Kindheit.“ (RITCHIE BLACKMORE)

Die eingangs zitierten Worte des ehemaligen DEEP PURPLE-Gitarrero und späteren RAINBOW-Masterminds stammen aus dem Jahr 1995, einer Zeit also, als Blackmore gerade mit RAINBOW das letzte Album „Stranger In Us All“ veröffentlicht hatte und seine extreme Musik-Kehrtwende in Richtung Mittelalter- und Renaissance-Folk gemeinsam mit seiner Partnerin und späteren Ehefrau CANDICE NIGHT, die übrigens eine Zeitlang die Backing Vocals bei DEEP PURPLE und RAINBOW sang und erfolgreich als Model aktiv war, noch nicht abzusehen war. Für viele Purple- und Rainbow-Fans schlug dann das erste Album von BLACKMORE'S NIGHT mit diesem stilistischen Umbruch und auch der altertümlichen Kostümierung der beteiligten Musiker sicher wie eine Bombe ein. Eine, die bei vielen der alteingesessenen Fans ihren Blackmore-Glauben zerstörte – denn wenn ihr E-Gitarren-Held plötzlich auf die Laute umsteigt und so gesehen vom Power-Asterix zum Folk-Troubadix wird, der statt über den Regenbogen zu laufen den Mond anheult, dann war das selbst für halbwegs tolerante Metalheads kaum zu ertragen.

Jedenfalls darf RITCHIE BLACKMORE bei BLACKMORE'S NIGHT nun endlich sein wahres Mond-Gesicht und seinen esoterisch-okkulten Ansichten gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin in einer musikalischen Mischung aus mittelalterlichem Folk, Renaissance-Pop und anfangs sogar ein wenig progressiv anmutenden, zarten Rock (um nicht ganz die Bindung zu seiner legendären Vorgeschichte zu verlieren) zeigen.

Hierbei sticht in dieser Beziehung als komplexestes und zugleich noch abwechslungsreichstes Album ihr Debüt „Shadow Of The Moon“ hervor!
Ja, es ist sogar echt großartig, aber nur, wenn man bereit ist, auch als Purple-Fan gemeinsam mit Blackmore diese Weg weit zurück in die musikalische Vergangenheit zu gehen, in der eben Trolle eine wichtigere Rolle spielten als elektrifizierte Regenbögen.
Und dass trotz solches krassen Wandels die Musik noch immer ihren Reiz behält, kommt immer auf den Blickwinkel des Hörers an, der sich nicht selber in die Zwänge des musikalischen Schubladendenkens begibt.

Gerade darum ist „Shadow Of The Moon“ – rückblickend auf seine nunmehr bereits vierteljahrhundertige Geschichte – ein großartiges, mutiges Album geworden, da es eben mit allen Konventionen und Erwartungen bricht, um genau das zu verwirklichen, was der Gitarrist und die (ehemalige) Back-Ground-Sängerin von DEEP PURPLE und RAINBOW tatsächlich aus musikalischer und persönlicher Sicht am meisten lieben. Und bei dem sie sich auch unabhängig von allen äußeren Einflüssen, wie engstirnigen Fans oder profitgeilen Labels, ihre „Leckt uns doch, wir machen genau das, was wir lieben!“-Einstellung umsetzen können.

Um die genauen persönlichen wie musikalischen Hintergründe zu verstehen, darf nun begeistert auf die ausgezeichnet klingende, neu abgemischte sowie remasterte (Besser geht’s wirklich nicht mehr!) „Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition“ zurückgegriffen werden, denn hier entdecken wir auch eine DVD, in der eine halbe Stunde lang die beiden Eheleute Blackmore mit viel musikalischer Untermalung über die Hintergründe des Albums, aber auch ihre Beziehung zu sich und der Musik sprechen. Und dass wir dazu auch eine deutsche Untertitelung erhalten, macht es uns leicht, zu verstehen, wie es zu BLACKMORE'S NIGHT kam – und warum aus Blackmores Sicht dieser Schritt speziell für ihn so wichtig war.

Oder um ein klein wenig aus dem DVD-Nähkästchen zu plaudern, ohne dabei zu viel zu verraten: Blackmore, der schon immer riesiges Interesse für das Mittelalter und die Renaissance hatte, konnte einfach den Hype um DEEP PURPLE und RAINBOW und mitunter die extrem aufgeblasenen Shows vor Massen von Fans und sogar das (oft betrunkene) Publikum kaum noch ertragen – so wurde die Musik der Renaissance und des Mittelalters sowie seine innige Beziehung zu CANDICE NIGHT so eine Art Rettungsanker in seinem Leben, das bis dahin völlig aus der Bahn zu geraten schien. Zudem wendete er sich erstmals der musikalischen Richtung zu, die ihn eigentlich schon seit seiner frühen Jugend interessierte – und in der er jetzt aufgehen konnte, ohne sich einem permanenten Druck und unerträglichen Zwänge auszusetzen.

Sieht man sich diese Dokumentation in Ruhe an, dann sollte man selbst als jemand, der diesen Schritt nicht gut fand, akzeptieren, dass er persönlich betrachtet auf jeden Fall richtig war – und zudem auch musikalisch, wenn man sich darauf einlässt, ebenfalls. Denn auch hier wird echte Perfektion geboten, aber in einem völlig anderen Musik-Genre.
Zudem gibt es auch auf „Shadow Of The Moon“ ein paar echte Rock-Stücke, wie „Writing On The Wall“ oder das längere E-Gitarren Solo von „No Second Chance“ zu hören und auch das grandiose „Play Minstrel Play“, bei dem IAN ANDERSON, Mr. JETHRO TULL himself, die Flötentöne übernimmt.

Und wer gerne die entsprechenden Texte, die wirklich sehr poetisch und durchaus modern sind, liest, der bekommt bei dieser Doppel-LP zwei bedruckte LP-Innenhüllen samt aller Lyrics mit dazu.

Doch nicht nur das – die 25th Anniversary Edition hat noch deutlich mehr zu bieten. So entdecken wir bei einem genauen Blick auf das Gatefoldcover der LP Schloss bzw. Burg Waldeck auf dem Cover – eine Freude sicher für alle deutschen Fans, aber trotzdem nicht zu verwechseln mit den Burg-Waldeck-Festivals, die von 1964 bis 1969 stattfanden und als die ersten deutschen Freiluftkonzerte galten, welche maßgeblich die deutsche Folk-Geschichte prägten. Besagte Burgruine befindet sich in Hunsrück und wurde nicht nach der Stadt, sondern ihren ersten Besitzern im Jahr 1142 benannt.
Mit diesem Hintergrund hätte diese Burgruine fast noch besser auf das Cover von „Shadow Of The Moon“ gepasst als die Burg der Stadt Waldeck, in der das frisch verliebte Musiker-Paar kurz residierte, wovon auch ein Foto – neben unzähligen weiteren Aufnahmen – in dem großartigen 12-seitigen, LP-großen Booklet, das zur „Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition“ mit dazugehört, zu entdecken ist. Auch erfahren wir auf besagter DVD, dass RITCHIE BLACKMORE es immer liebte, in Burgen zu übernachten und es ihm besonders die deutsche Burgenlandschaft angetan hatte, wo er auch mit genau der folkloristischen Musik in Berührung kam, der er dann selber als BLACKMORE'S NIGHT seit nunmehr einem Vierteljahrhundert treu blieb. Außerdem enthält die DVD noch die drei offiziellen Musik-Videos zum Album, bei denen es die Möglichkeit gibt, sich diese auch mit einem zusätzlichen Audio-Kommentar der beiden (die leider keine deutsche Untertitelung erhielten) anzuschauen.

Und ob man dem guten Ritchie wirklich glauben sollte, wie er es in der Doku erzählt, dass er einer deutschen mittelalterlichen Folk-Band nach deren Live-Auftritt anbot, ihn doch als Gitarristen mitmachen zu lassen, diese es aber glattweg ablehnten, ist entweder eine lustige Anekdote voller Erfindungsreichtum oder aber einfach eine großartige wahre Geschichte, die zeigt, dass manchmal Musik mehr zählt als große, erfolgsverwöhnte Namen.

Ganz neu in dieser opulenten Ausgabe von „Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition“ ist die beigelegte 7“-Single, die zwei während einer Home-Session neu eingespielte Stücke von „Shadow Of The Moon“ und „Spirit Of The Sea“ (bei der Frau Nights ungewohnt tiefer Gesang sogar ein wenig an Marianne Faithfull erinnert) enthält.

Mit „Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition“ wird garantiert jeder, der BLACKMORE'S NIGHT neben all seinen Erinnerungen an DEEP PURPLE und RAINBOW etwas abgewinnen kann und gerne auch die Musik von PENTANGLE oder STEELEYE SPAN als Genuss empfindet, nicht nur darum sehr glücklich werden, weil dieser Mittelalter-Folk plus Traditionals und Renaissance-Pop mit wunderschönem Gesang und anheimelnden Melodien sowie ein paar feinen Rock-Elementen aufwartet, sondern weil die neue HD-Audio-Abmischung auch klangtechnisch keinerlei Wünsche mehr offen lässt.
Zudem kommen alle Vinyl-Freunde auch in den Genuss, dieses Album endlich groß aufgemacht und mit einer neuen, speziellen LP-Covergestaltung rundum genießen zu dürfen.
Und ganz ehrlich: Dieses Debüt von BLACKMORE'S NIGHT ist nach nunmehr 25 Jahren noch immer die beste Platte ihres umfangreichen Album-Katalogs, der manchmal sogar bei der Vielzahl ihrer Weihnachtsplatten ein wenig zu nerven beginnt.

FAZIT: Oh wirklich?! Es ist bereits ein Vierteljahrhundert her, dass sich der Hardrock-Meistergitarrist RITCHIE BLACKMORE von seiner E-Gitarre und dem Hardrock seiner Bands DEEP PURPLE und RAINBOW verabschiedete, um mit seiner (späteren) Ehefrau genau in die musikalischen Gefilde abzutauchen, die ihn schon immer faszinierten: den Folk mit Pop-Appeal, der sich zwischen Mittelalter, Renaissance und Gegenwart bewegt. Natürlich nahmen ihm das alteingesessene Hardrock-Fans übel. Doch ihm konnte das egal sein, denn er machte endlich genau das, was ihn schon immer erfüllte. Und BLACKMORE'S NIGHT sind in dem entsprechenden Genre absolut meisterhaft, wie ihre erstes Album „Shadow Of The Moon“ beweist, das sogar noch einige rockige Elemente enthält. Zur Feier des Tages wird dieses Album als hervorragend klingende „Shadow Of The Moon – 25th Anniversary Edition“ veröffentlicht, zu der es neben der Doppel-LP auch eine DVD sowie eine Vinyl-Single mit zwei bisher unveröffentlichten Aufnahmen und ein 12-seitiges LP-Booklet gibt. Ein Meisterwerk – auch wenn das ein paar Purple- und Rainbow-Besessene sicher anders sehen werden.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3831x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • = Doppel-LP: Schadow Of The Moon (63:36):
  • Seite A (18:07):
  • Shadow Of The Moon (5:07)
  • The Clock Ticks On (5:14)
  • Be Mine Tonight (2:51)
  • Play Minstrel Play (3:58)
  • Seite B (17:17):
  • Ocean Gypsy (6:05)
  • Minstrel Hall (2:36)
  • Magical World (4:01)
  • Writing On The Wall (4:35)
  • Seite C (14:33):
  • Renaissance Faire (4:16)
  • Memmingen (1:06)
  • No Second Chance (5:38)
  • Mond Tanz (3:33)
  • Seite D (13:39):
  • Spirit Of The Sea (4:50)
  • Greensleeves (3:47)
  • Wish You Were Here (5:02)
  • = Single: Schadow Of The Moon (8:14):
  • Seite A (2:42):
  • Shadow Of The Moon
  • Seite B (5:32):
  • Spirit Of The Sea
  • DVD: The Story Of Shadow Of The Moon + 3 Musik-Videos plus Audiokommentaren (45:00):

Besetzung:

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