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John Martyn Band: The Smiling Stranger In Bremen – Live At Schauburg 1983 (Review)

Artist:

John Martyn Band

John Martyn Band: The Smiling Stranger In Bremen – Live At Schauburg 1983
Album:

The Smiling Stranger In Bremen – Live At Schauburg 1983

Medium: Do-CD
Stil:

Singer/Songwriter, Rock, Folk, Blues, Jazz

Label: MIG music
Spieldauer: 102:24
Erschienen: 27.01.2023
Website: [Link]

Der am 9. Januar 2009 verstorbene JOHN MARTYN, der jahrelang während der Siebziger innerhalb der britischen Singer/Songwriter-Szene als absoluter Geheimtipp und eigentlich als der Nachfolger des durch seinen Tod 1974 zur Legende aufgestiegenen NICK DRAKE galt, auch weil beide nicht nur enge Freunde waren, sondern gemeinsam in einer Wohngemeinschaft lebten, wird mit diesen Live-Aufnahmen des Jahres 1983 aus der Bremer Schauburg auf beeindruckende Weise geehrt. Gemeinsam mit seiner Band tritt er im Dreierpack auf, wobei sofort seine eindringliche und zugleich charismatische Stimme überzeugt. Dazu wird er, der neben dem Gesang auch die Gitarren übernimmt, von seiner Band an Schlagzeug, Bässen und Keyboards begleitet. Und dass dieses Album den Zusatz „The Smiling Stranger In Bremen“ trägt, lässt sicher auch jeden Hörer lächeln, denn das Fremdsein und das sympathische Lächeln scheint man bei diesen auch soundtechnisch überzeugenden Live-Aufnahmen durchzuhören.

Die Stärke der JOHN MARTYN BAND liegt darin, dass sich nicht vordergründig nur auf den Gesang und die textlichen Botschaften, beispielsweise auch auf erschütternde Art wie in „Cocain“ (Keine Coverversion des J.J.Cale-Songs, sondern ein Traditional!) vorgetragen, konzentriert wird, sondern die Band sich in den unterschiedlichsten Stilen wohlfühlt: Psyche, Folk, Rock, Soul, Prog – oft alles mit melancholischer Unternote versehen und genauso oft von ausgiebigen Instrumental-Soli begleitet.

So schließt dann auch die erste CD mit einem großartigen, sich über zwölf Minuten erstreckenden Medley, das gerade durch die Instrumentalarbeit anfangs sogar „The Wall“-Erinnerungen an PINK FLOYD weckt und sich dann immer wieder in psychedelischen Gefilden mit deutlicher Bluesnote austobt.

In diesem Sinne setzt sich natürlich auch die zweite CD des Konzert-Doppelalbums, das es am Ende auf knapp über 100 Minuten Spielzeit bringt, fort – und alle Freunde von beispielsweise ROY HARPER oder THE INCREDIBLE STRING BAND sowie psychedelisch ähnlichen Ablegern wie einem STEVE WINWOOD, bei denen oftmals Effekt- und Echo-Geräte zum Einsatz kommen, werden von diesem Konzert vom 10. Juni 1983 in der Bremer Schauburg begeistert sein.

Schön auch, dass der Doppel-CD im Jewelcase ein achtseitiges Booklet mit ausführlichem Begleittext und einer doppelten Fotoseite in der Mitte beiliegt. Darin erfährt man beispielsweise, dass besagtes „Cocain“, ein Traditional, der erste Song war, den Martyn je gelernt und dabei auch sein spezielles Fingerpicking an der Gitarre ausgeprägt hat.
Was man allerdings nicht erfährt, ist die Tatsache, welch extrem hohen Stellenwert die JOHN MARTYN BAND Anfang der 80er-Jahre hatte. Diese hängt mit PETER GABRIEL und GENESIS zusammen. Denn als sich Gabriel 1982 mit seinem leidenschaftlich ambitionierten WOMAD-Festival, das Weltmusik und Rock zusammenführen sollte, finanziell in ein schreckliches finanzielles Desaster manövriert hatte, das ihn offensichtlich nach seinen ersten vier Solo-Alben ruiniert hätte, sprang ihm seine nunmehr mit PHIL COLLINS extrem erfolgreiche Band GENESIS zur Seite, um sich für ein riesiges Konzert, das im Ergebnis tatsächlich all seine Schulden begleichen sollte, wiederzuvereinen. Im Umfeld dieses Konzerts waren drei Bands beteiligt: die gerade aufstrebenden – und damals regelrecht von der Bühne gejagten TALK TALK sowie THE BLUES BAND und die JOHN MARTYN BAND. So schrieb auch er ein wenig mit an der GENESIS-Geschichte, weil diese Vereinigung von GENESIS bis zum heutigen Tage endgültig die letzte bleiben sollte. Schon kurze Zeit später durfte dann auch ein deutsches Publikum in Bremen diese beeindruckende Band live erleben. Und warum Martyn und seine Band so erfolgreich waren, davon sprechen diese Aufnahmen eine deutliche Sprache, denn der „Smiling Stranger“ ist eben zugleich auch ein 'Great Musician', selbst wenn sein letzter Song, der dem Album seinen Titel verleiht, nicht Martyn selber, sondern seinem besten, längst verstobenen Freund NICK DRAKE gewidmet ist.

FAZIT: Die 'Times' bezeichnete den Ausnahmegitarristen und Singer/Songwriter JOHN MARTYN als einen „elektrisierenden Gitarristen und Sänger, dessen Musik die Grenzen zwischen Folk, Jazz, Rock und Blues verschwimmen ließ“. Wie wahr diese Beschreibung doch ist, darf auf dieser endlich dank MIG music veröffentlichten Doppel-CD mit dem kompletten Bremen-Konzert „The Smiling Stranger In Bremen – Live At Schauburg 1983“ nachgehört werden, bei dem Martyn gemeinsam mit seiner Band – dem Schlagzeuger Jeff Allen und dem E-Bassisten sowie Keyboarder Alan Thomson – ein musikalisches Feuerwerk entfacht, ohne dabei jemals seine bekannt melancholische Note zu verstecken.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2560x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 (49:45):
  • Some People Are Crazy
  • Amsterdam
  • Sold Air
  • Sunday's Child
  • Couldn't Love You More
  • Bless Te Weather
  • Sweet Little Mystery
  • Medley: Dealer / Outside In
  • CD 2 (52:39):
  • The Easy Blues
  • Cocain
  • One Day Without You
  • May You Never
  • Could've Been Me
  • Root Love
  • One World
  • Lookin' On
  • Johnny Too Bad
  • Smiling Stranger

Besetzung:

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