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Kevin Coyne: Burning Head & Tough And Sweet (Review)

Artist:

Kevin Coyne

Kevin Coyne: Burning Head & Tough And Sweet
Album:

Burning Head & Tough And Sweet

Medium: Do-CD
Stil:

Alternative- und Blues-Rock, Singer/Songwriter/Poet

Label: MIG music
Spieldauer: 106:55
Erschienen: 27.10.2023
Website: [Link]

KEVIN COYNE ist ein künstlerisches Multitalent – ach, besser, eigentlich schon (s)ein eigenes Gesamtkunstwerk, das sich schreibend, musizierend, komponierend und singend sowie malend verwirklicht und so seine außergewöhnliche Art unterstreicht. Dass er musikalisch dabei besonders dem Blues- und Alternative-Rock huldigt und sich irgendwie neben solchen ehemaligen Größen wie JOHN CALE und KEVIN AYERS sowie dem großartigen, deutlich zu unterbewerteten JACKIE LEVEN einreiht, ist nun auf „Burning Head & Tough And Sweet“ nur zu gut zu hören. Hierbei spielt besonders seine prägnant-einprägsame Stimme eine wichtige Rolle, die oft nuschelig und so, als würde er es meistern, mit einer ganzen Kartoffel im Mund zu singen oder sprechen, klingt.
Begeistert von dieser blues-röhrenden Stimme und den melodramatischen Texten zeigte sich auch der weltberühmte Radio-DJ JOHN PEEL, der Coynes damaliger Band SIREN im Jahr 1966 einen Plattenvertrag vermittelte.
Nach zwei gemeinsamen Alben mit SIREN setzt Coyne seine musikalische Karriere unter eigenem Namen fort und bringt es auf insgesamt deutlich mehr als 40 Alben, von denen gleich zwei nunmehr unter dem Titel „Burning Head & Tough And Sweet“ von MIG music auf dieser Doppel-CD mit umfangreichem Booklet veröffentlicht werden.

Noch unvorstellbarer aber wird für die meisten sein, dass KEVIN COYNE tatsächlich ein Angebot der DOORS ausschlug, deren verstorbenen Kult-Sänger und -Texter JIM MORRISON vollumfänglich zu ersetzen. Die Legende besagt, dass Coynes Begründung diesbezüglich war, dass er keine Lederhosen tragen wolle.
Dafür aber arbeitete er intensiv mit CAPTAIN BEEFHEART oder ZOOT MONEY und dem POLICE-Gitarristen ANDY SUMMERS zusammen. Außerdem wird er zum großen Vorbild von JOHN LYDON, der gerade mit den SEX PISTOLS bei der gleichen Plattenfirma (Virgin) wie Coynes SIREN in den Startlöchern steht, um mit Punk und tiefen Hass auf den Progressive Rock der Marke PINK FLOYD usw. die Musikwelt zu erobern.
Irgendwie scheint KEVIN COYNE überall dort mitzumischen, wo es hoch hergeht und immer irgendwie recht abgefahren ist.

Dass solch ein intensiver Lebensstil in und rund um die Kunst seinen Tribut zollt, musste auch der im englischen Derby geborene und seit 1984 in Nürnberg lebende Künstler erkennen. In seinem Falle zerstörte ihn seine Alkoholsucht fast völlig – doch wie so oft kommt nun der rettende Engel ins Spiel: Helmi, erst Freundin und dann seit 1986 auch Ehefrau. Sie weckt auch seine Kreativität und sein künstlerisches Können wieder, wovon ein bewundernswertes Ergebnis die von MIG music im Doppel-CD-Pack gemeinsam mit „Tough And Sweet“ (1993) veröffentlichte CD „Burning Head“ (1992) ist. Eins der wohl ungewöhnlichsten Kunstprojekte, das bei seiner auf 1.000 Exemplare limitierten Erstveröffentlichung die Musik mit der Malerei verband, worüber sogar das Fernsehen berichtete. Denn für jede CD zeichnete und signierte Coyne, der sich nunmehr in Bayern niedergelassen hatte, ein eigenes Cover und verkaufte beides zusammen für damals 350 DM. Heutzutage fast unbezahlbare Sammlerstücke, damals (aus heutiger Sicht) ein echtes Schnäppchen.

Die erste CD legt gleich bluesig rockend mit dem Titeltrack los und wird dann zu einem abwechslungsreichen Wechselspiel ganz unterschiedlicher Stile, die mitunter auch typisch nach den 90er-Jahren klingen, aber trotzdem absolut eigenständig ihre Kreise ziehen, wobei er besonders mit seiner „Sugar Daddy“-Seite zu überzeugen versteht.

Sogar den einen oder anderen Gedichtauszug („Skinhead In Heaven“, „Red Light“ und „Disappointed“) rezitiert er in seinen Alben oder geht ansatzlos in finsteren Sprech-Gesang („Wrong Song“) über, um uns danach fast ermutigend mitzuteilen, dass Hoffnung besteht, wenn der Teufel nicht nach Hause kommt („Hope The Devil Don't Come“) oder man sich irgendwie doch „Totally Naked“ fühlt.

Deutlich experimenteller, rockiger und stellenweise psychedelischer sowie rotziger ist dann „Tough And Sweet“, eine Sammlung von 21 Blues- und Rock-Songs und zugleich das zweite Album auf der zweiten CD. Zudem ist es auch das erste Album, auf dem Coyne mit Robert und Eugene zwei seiner insgesamt drei Söhne musikalisch begleiten. Und die Jungs haben's echt drauf!
Der Apfel fällt eben tatsächlich nicht weit vom Stamm.
Schon beim Album-Opener „Little Miss Dynamite“ werden Erinnerungen an den frühen BOB DYLAN geweckt...

...übrigens eine weitere hervorragende Bezugsgröße zu KEVIN COYNE, der sich aber musikalisch immer wieder als farbenfrohes Chamäleon erweist, das kunterbunt seine musikalischen Stile wechselt, die durchgängig von seinem markanten Gesang, mal sprechend, mal grunzend, mal jubilierend, mal einschmeichelnd, mal direkt auf die Zwölf, zusammengehalten und dominiert werden oder der uns gar mitteilt „Elvis Is Dead“, während dabei im Unterton offensichtlich mitklingt: „Aber ich lebe noch!“

KEVIN COYNE ist ein wahres Musik-Kunst-Erlebnis, das leider viel zu früh im Jahr 2004 einer Lungenfibrose wegen den gleichen Weg wie der besungene Elvis einschlagen musste und dort im Musiker-Himmel vielleicht nicht nur Herrn Presley wiedertrifft, sondern auch Herrn Morrison, den er tatsächlich bei den DOORS ersetzen sollte, um nun gemeinsam mit ihm ein paar teuflische Songs im Himmel-Chor zu singen.

FAZIT: Der 1944 im britischen Derby geborene und im bayrischen Nürnberg im Alter von 60 Jahren verstorbene KEVIN COYNE ist/war ein künstlerisches Multitalent: Musiker, Poet, Maler, den sogar die DOORS als Ersatz für den verstorbenen Jim Morrison anwerben wollten. Anfangs arbeitet er in den 1960er-Jahren als Kunsttherapeut und Sozialarbeiter mit psychisch Erkrankten und Drogensüchtigen zusammen, bis er selber der Alkoholsucht verfiel. Seine Erkenntnis diesbezüglich war, dass die Welt 'kein fairer Ort' ist, weswegen in seiner Musik, aber auch Malerei und eigenen Texten verstärkt die Außenseiter – ähnlich wie er selber einer war – eine bedeutende Rolle spielten. So singt er mit prägnanter Stimme seine alternativ und bluesig rockenden Songs, die nun in Form einer Doppel-CD mit „Burning Head & Tough And Sweet“, seinen Alben aus den Jahren 1992 und 1993 nach überstandener Alkoholsucht, von MIG music auf einer Doppel-CD vereint wurden. Zwar war KEVIN COYNE bis zu seinem Tod an Lungenfibrose nie ein großer Durchbruch beschert, aber das hätte auch gar nicht zu ihm gepasst und wäre wohl ungewollt, denn er selber formulierte für sich und seine Musik selbst vor Publikum einst den Grundsatz: „Wir scheißen und furzen auch!“ und dass es in der Kunst viel zu oft nur um Hype und Idioten geht, was ihn beides nicht interessiert. Schon unter diesem Aspekt ist die Doppel-CD „Burning Head & Tough And Sweet“ hochinteressant, auch weil im 12-seitigen Booklet viele seiner eigenen Bilder, die Coynes Songs illustrieren, zu entdecken sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1207x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 = Burning Head = (38:12):
  • Burning Head
  • Sugar Daddy
  • Emperor's New Clothes
  • Beautiful City
  • Skinhead In Heaven
  • Wrong Song
  • Hope The Devil Don't Come
  • It's Amazing
  • Hardhearted
  • Redlight
  • Totally Naked
  • Hey, Supremo
  • Disappointed
  • CD 2 = Tough And Sweet = (68:43):
  • Little Miss Dynamite
  • Precious Love
  • Burning Head (pt. 2)
  • Really In Love
  • Pony Tail Song
  • Elvis Is Dead
  • Totally Naked (pt. 2)
  • Walls Have Ears
  • Baby Blue
  • Talking Money
  • Slow Burner
  • All The Loving
  • No Lullabies
  • It's Amazing (pt. 2)
  • Tell Me Tony
  • Now's The Time
  • Getting Old
  • Some Day
  • Love And Money
  • Let's Get Romantic
  • The Creeper

Besetzung:

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