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Kumpels in Kutten 3: Heavy Metal im Ruhrgebiet (Review)
Artist: | Kumpels in Kutten 3 |
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Album: | Heavy Metal im Ruhrgebiet |
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Medium: | Buch | |
Stil: | Heavy Metal |
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Label: | Index Verlag | |
Spieldauer: | 232 Seiten | |
Erschienen: | 22.12.2023 | |
Website: | [Link] |
Ein dritter Band über "Kumpels in Kutten" – ist das Thema nicht langsam wirklich durch? Müssen denn noch weitere Anekdoten aus der Mottenkiste ausgekramt werden für ein Buch über Metal-Verrückte außem Pott und deren musikalische Nachfahren?
"Wir wollten auch im dritten Band keine durchgängige Biografie schreiben, die man von Anfang bis Ende durchlesen muss, sondern ein möglichst zeitloses Buch schaffen, das sich durch Fließtexte, Interviews und Gastbeiträge kreuz und quer lesen lässt", bringt das Autorenduo Holger Schmenk und (Musikreviews.de-Kollege) Andreas Schiffmann seine Zielsetzung mit dem (vorerst?) letzten Band der Reihe "Kumpels in Kutten" auf den Punkt. Auf 232 Seiten umfasst selbiger zahlreiche O-Töne von jungen bis altgedienten Metal-Heads mit je eigenem Ruhrpott-Bezug, die verdeutlichen, welch enormen Einfluss der Metal aus dem Revier nicht nur in Deutschland bis heute ausübt.
Eine rote Linie im Sinne von "DER (ultimativen) Erzählung" des Heavy Metal im Pott und seiner Wirkkraft weit über dessen Grenzen hinaus wird die Leserschaft in diesem Buch kaum finden, das mit zahlreichen Photos und Flyern aus Privatarchiven aufwartet und aus persönlichen Rückblicken seinen Reiz zieht, denn schnell wird beim Schmökern deutlich: Der eine sieht’s so, der oder die andere wiederum ganz anders.
So lässt sich zum Beispiel der als "Metal-Harry" bekannte Harald Elbracht von Mad Butcher wie folgt zitieren: "Es gab (…) keine deutsche Metal-Szene der 80er. Das wird immer ein bisschen verklärt. Jede Band hat für sich allein gearbeitet, und es gab Futterneid. Keiner gönnte dem anderen den Dreck unter den Fingernägeln."
Holger "Schnuller" Ziegler vom Totentanz-Fanzine nahm das metallische Treiben im Pott von hessischer Warte aus so wahr: "In den mittleren und späten 80er Jahren kamen gefühlte fünfzig Prozent aller Newcomer aus dem Pott oder eben 'von dort'. Dass auch ein reger Kontakt unter den Bands bestehen musste, konnte man sich recht schnell zusammenreimen. Beispielsweise lagen den Demo-Bestellungen oder beim Tapetrading meistens diverse Konzertflyer bei, was nach einem regen Austausch an Gigs aussah."
"Oft gab es zuerst den Bandnamen, dann Fotos, und erst im Anschluss wurde an der Musik gearbeitet", erinnert sich DARKNESS-Gitarrist Arnd Klink an eine unbeschwerte Aufbruchstimmung in den 80er Jahren.
Wie die Musik dieser Dekade bei nonkonformen Musik-Freaks zum Beispiel in der DDR oder auch in Schweden wahrgenommen und nahezu vergöttert wurde, beleuchten verschiedene Kapitel. Bei deren Lektüre finden sich kaum Hinweise darauf, ob das verwendete Material bei den Autoren "auf Halde" lag oder ob es speziell für dieses Buch neu recherchiert wurde. Auch die Auswahl der Interviewpartner und Gastbeiträge wirkt zuweilen etwas undurchsichtig, dadurch wiederum auch fast schon ein bisschen spannend: Wer als nächstes welche Anekdote raushaut, ist nicht vorherzusehen.
Die Metal-Geschichte wird weder neu erzählt, noch um neue Kapitel bereichert, sondern die bekannten Kapitel werden um persönliche Rückblicke ergänzt. Dass die hier zu Wort kommenden Menschen oft das Herz auf der Zunge tragen, wenn sie Erfahrungen reflektieren, die nicht selten einen Großteil ihres Lebens präg(t)en, liegt auf der Hand. Schmenk und Schiffmann bieten ihnen dafür den Raum, den Stefan Arnold, Trommler von Wallop und früher bei Grave Digger, nutzt, um das Leitmotiv der „Kumpels in Kutten“ versöhnlich auf den Punkt zu bringen: "Der Ruhrpott ist neidlos definitiv das Herzstück der deutschen Metal-Szene gewesen. Heute verteilt sich das fair über ganz Deutschland. Aber ohne den Ruhrpott hätte sich deutschlandweit niemals solch eine florierende Metal-Szene entwickeln können."
FAZIT: Der dritte Band von "Kumpels in Kutten" ist Wohlfühl-Lesestoff für Metal-Heads unterschiedlicher Generationen, die von Anekdoten, mitunter skurrilen Details und identitätsstiftenden Erzählungen kaum genug bekommen können. Darunter erweisen sich manche als mit Insider-Wissen gespickt, während andere über allzu Banales nicht weit hinauskommen. Wie von den Autoren eingangs angemerkt, lässt sich das Buch je nach Interesse locker querlesen. Allzu kritische Töne sollte niemand erwarten.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Vorwort Thomas Kupfer (Rock Hard Magazin): So kann man sich irren ...
- Vorwort der Autoren
- Kapitel 1: Strongest Of The Strong
- Kapitel 2: One Million Faces – Teil 1
- Kapitel 3: One Million Faces – Teil 2
- Kapitel 4: „For Adults Only“: Wiederauferstandenes Schwermetall
- Kapitel 5: Between The Walls: Metal in der DDR
- Kapitel 6: „'Til Death Do Us Unite“
- Kapitel 7: „Hate/Love“: Metal durch den Fleischwolf
- Kapitel 8: Ein Strauß bunter Melodien
- Bass - Andreas Schiffmann
- Gesang - Holger Schmenk
- Heavy Metal im Ruhrgebiet (2023)
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