Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Nine Skies: The Lightmaker (Review)

Artist:

Nine Skies

Nine Skies: The Lightmaker
Album:

The Lightmaker

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Nine Skies Music/Just For Kicks
Spieldauer: 57:31
Erschienen: 29.09.2023
Website: [Link]

Ein Album als Inkarnation über die Inkarnation, das ist mutig.
Oder um es kurz zu machen: Seit 2017 erfinden sich die französischen NINE SKIES immer wieder neu und interpretieren auf ihre Weise auch den Progressive Rock weit ausholend ebenso neu, indem sie ihm Ruhiges, Akustisches, Schwermetallisches, Retro-Art-&-Neo-Proggiges, aber auch Jazz-Rockiges und gar Pop-Harmonisches einhauchen und eine wahrhaft spannende Musik-Mischung, der sie noch dazu ein mystisches Konzept verpassen, miteinander vereinen.
Diesmal geht es um Wiedergeburt – also Inkarnation, allerdings mit humanistischer Botschaft – wenn wir Rudy (Eigentlich kennen wir den doch schon von SUPERTRAMP!) kennenlernen. Und Rudy hat ein Problem, denn er lebt gerade zum eintausendundersten Mal (s)ein Leben, das eben aus einer Wiedergeburt nach der anderen bestand, während der er in die unterschiedlichsten Körper schlüpfte, von denen wir einige in diesem Album vorgestellt bekommen. Doch dieses 1001. Leben, welches er gerade beginnt, soll zugleich sein endgültig letztes sein.
Eine spannende, etwas seltsame Geschichte. Allerdings ideal geschaffen für eine Prog-Rock-Konzept-Story.

Dieses Album trägt zugleich einen bitteren Beigeschmack in sich – und beschäftigt sich vielleicht gerade darum mit den Fragen der Inkarnation besonders intensiv. Denn „The Lightmaker“ ist Eric Bouilette, wohl Gründungsmitglied der Band und bis zu deren letztem Album „5.20“ (2021) als Gitarrist, Pianist und Geiger der NINE SKIES aktiv, gewidmet. Bouilette verstarb überraschend und wohnt so auf diesem Album hauptsächlich als ausführliche Widmung mit folgenden Worten bei: „Always loved, never forgotten. You'll always live in our hearts, our minds, and through your music. You are exceptional, forever. We love you, forever.“
Schon hieran sieht man, wie schwer NINE SKIES Bouilettes Tod getroffen hat, für den die Band nicht etwa einen Ersatz suchte, sondern dessen Verlust durch eine Vielzahl von anderen großen Musikernamen ausglich, wie beispielsweise KRISTOFFER GILDENLÖW oder MARCO MINNEMANN und JOHN MITCHELL sowie ADAM HOLZMAN. Allein unter diesem Aspekt musste das Album zu einer ganz besonderen Herausforderung werden – eine Herausforderung, welche die Neun-Himmel-Franzosen mit Bravour zu meistern verstanden und garantiert auch Bouilette damit stolz gemacht hätten. Außerdem erklingt er tatsächlich auf „The Dreamer“ noch an der akustischen Gitarre – eine Aufnahme, die kurz vor seinem Tod entstand und ihn so nicht nur als 'Geist', sondern auch als letzte aktive Musiker-Erinnerung an ihn auf diesem Album erscheinen lässt. Auch das macht dieses Album besonders wertvoll!

Zudem arbeiten die NINE SKIES gleich mit sieben unterschiedlichen Sängern und Sängerinnen. So wird „The Lightmaker“ auch aus vokaler Sicht zu einem echten Erlebnis und macht gerade aus dem Blickwinkel der unterschiedlichen Menschen Sinn, da jeder Sänger zugleich ein anderes Leben bzw. einen anderen Charakter im Rahmen des Konzepts verkörpert, als da wären: der Entdecker (Riccardo Romano), der Träumer (Martin Wilson), der Chaot (Arnaud Quevedo & Laura Piazzai), der Verlorene (Kristoffer Gildenlöw), der Wanderer (ein Chor), das Gespenst (Charlie Bramald) und der Architekt (Achraf El Asraoui).

So beginnt „The Lightmaker“ stürmisch – also mit den Geräuschen eines Sturmwindes – und parallel dazu akustisch mit Gitarre und Keyboard, womit es eine bedrohliche und entspannte Atmosphäre zugleich verbreitet.

Genau diese Atmosphäre wird uns auch über die knappe Musikstunde, während der wir all die eigenartigen, sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten in den unterschiedlichsten textlichen wie musikalischen Ausprägungen begleiten, vermittelt, wenn dann mit Floyd-Gitarre im Hinter- und Kirchenorgel im Vordergrund Sänger Riccardo Romano mit zarter Stimme das vokale Treiben als 'der Entdecker' („I can't stop my journey / I can't stop myself / Cause I am a explorer“) eröffnet.

Eine wunderbare Reise durch die menschlichen Seelen, die es in Vergangenheit wie Gegenwart und sicher auch Zukunft geben wird, beginnt – und endet dann mit den zwei längsten, jeweils gut elf Minuten langen Songs – dem Geist (passend gesungen von Charlie Bramald, dessen Band immerhin den Namen GHOST OF THE MACHINE trägt) und dem Architekten – während die Seele des Hörers, vorausgesetzt er folgte „The Lightmaker“ angespannt und konzentriert (am besten unter Kopfhörern und mit dem großartig gestalteten 20-seitigen Booklet mit allen Texten und jeweils einem gemalten Bild für jeden Charakter in der Hand), sich am Ende fasziniert in all den unterschiedlichen Klangwelten, von denen die bedrückendste als „The Lost“ („Miles and miles of fears / You would be lost / Whatever // Where would you go?“) speziell von Kristoffer Gildenlöw als Sänger und Bassist präsentiert wird, völlig entfalten kann.

FAZIT: Da ist den französischen Prog-Enthusiasten NINE SKIES mit „The Lightmaker“ schlicht und ergreifend ein kleines Meisterwerk gelungen! Ein Album über Wiedergeburt und Inkarnation eines Wesens namens Rudy, der genau 1000 unterschiedliche Leben in völlig verschiedenen Charakteren als Wiedergeborener gelebt hat und nun mit seinem eintausendersten sein endgültig letztes Leben bestreitet. Auch gerade in Gedenken an den aus ihren Reihen bisher federführend mitwirkenden, kürzlich verstorbenen Eric Bouilette scheinen sich die französischen Prog-Rocker bei diesem herrlich abwechslungsreichen Album, in dem verschiedene Charaktere ausgewählt und von insgesamt sieben unterschiedlichen Sängern bzw. Sängerinnen vorgetragen werden, besonders in dessen Gedenken ins musikalische wie textliche, aber auch gestalterische (ein sehr ansprechendes Booklet), Zeug zu legen, sodass nicht nur der Geist im Rahmen des Album-Konzepts, sondern auch Boulettes Geist – der noch einmal und zugleich zum letzten Mal an der akustischen Gitarre in „The Dreamer“ auftaucht – „The Lightmaker“ innewohnt. Ein großartiges Album!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1371x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Intro: An Fánaí
  • The Explorer
  • The Dreamer
  • The Chaotic
  • The Lost
  • Interlude: The Wanderer
  • The Haunted
  • The Architect

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!