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Paul Simon: Seven Psalms (Review)
Artist: | Paul Simon |
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Album: | Seven Psalms |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Psalme über die Suche nach Gott in Zeiten von Corona |
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Label: | Owl Records/Legacy Recordings/Sony Music | |
Spieldauer: | 33:02 | |
Erschienen: | 19.05.2023 | |
Website: | [Link] |
Was wohl hat es mit einem Album auf sich, das bei einem Eulen-Label erscheint, auf dessen Frontcover zudem noch ein Eulen-Paar (von dem berühmten Landschaftsmaler Thomas Moran) zu sehen ist? Zudem trägt es den glaubensschwangeren Titel „Seven Psalms“ und der erste Song den Titel „Gott“, während die LP-B-Seite mit „Deine Vergebung“ beginnt.
Hier geht’s sicher nicht nur musikalisch, sondern speziell auch textlich in die Tiefe und wohl um die Natürlichkeit und Göttlichkeit des Daseins. Hoffentlich geht das nicht schief…
Dass es nicht gänzlich schief geht, dafür sorgt der nunmehr schon 82-jährige PAUL SIMON, der sich aus den Tiefen des „Graceland“ in 'psalmige' Höhen der Endlichkeit und Vergänglichkeit erhebt, sich immer stärker von der Weltmusik verabschiedet und wieder ganz dem Singer/Songwriter-Dasein (oder dem Singen von Psalmen) zuwendet und dabei neben purer Eigeninitiative auch auf ein paar Streicher und zusätzliche Sänger setzt.
In den nur 33 Minuten von „Seven Psalms“ passiert allerdings eine ganze Menge, denn Simon versteht „Seven Psalms“ als eine konzeptionell eng zusammenhängende, siebensätzige Komposition, die sich mit den Schrecken der Pandemie und ein wenig auch den Glauben, den man in solcher Notsituation verlieren kann, auseinandersetzt: „The Covid virus is the Lord / The Lord is the ocean rising / The Lord is a terrible swift word / A simple truth surviving“ (Letzte Strophe von „The Lord“).
Genau dieser Gott taucht jedenfalls das gesamte Album über immer wieder auf und schleicht sich als musikalische wie textliche 'Bridge' zwischen den Psalmen ein.
„Seven Psalms“ wird so zum bedrückendsten und finstersten Album, welches PAUL SIMON je geschrieben und aufgenommen hat, selbst wenn er darauf immer wieder versucht, in gewissen Momenten Optimismus zu verbreiten, so bleibt da immer die dunkle, dystopisch anmutende Unternote, die - um beim Bild von „Love Is Like A Braid“ zu bleiben - sich im Garten nicht für die Rose, sondern den Dorn entscheidet. Allerdings ist, gerade weil man sich so intensiv mit den Psalm-Texten auseinandersetzt, auffällig, dass die 82 Lebensjahre eben doch an seinen Stimmbändern gezerrt haben. Ihm geht’s da eben ganz ähnlich wie PAUL McCARTNEY, der ja mit „III“ unter ganz ähnlichen Bedingungen sein letztes Solo-Album veröffentlichte.
Es ist ein schweres Thema, für das sich PAUL SIMON hier entschieden hat und weswegen er der LP auch gleich einen vierseitigen LP-Einleger mit allen Texten beifügte, die man unbedingt beim ersten Hördurchgang mitlesen sollte, um nicht von den düsteren und spärlichen, oftmals nur auf eine akustische Gitarre beschränkenden, Songs überfahren zu werden. Wie wichtig ihm diese Texte sind, ergibt sich schon aus der Tatsache heraus, dass Simon alle Songs mit akustischen Instrumenten, größtenteils von ihm selber gespielt, einspielte und dabei natürlich für viele wieder jenes nie verlorengegangene SIMON & GARFUNKEL-Gefühl aufkommt. Allerdings versandet dieses einerseits wegen der brüchigen Stimme und andererseits wegen der bedrückenden Grundstimmung des kompletten Albums, hinter den „Seven Psalms“, sodass gerade durch den zusätzlichen vokalen Beitrag der großartig singenden, aber ebenfalls im Psalm-Nirvana verweilenden EDDIE BRICKELL auf „The Sacred Harp“ und „Wait“ beide Stücke zum angenehmen Highlight eines summa summarum nur mittelmäßigen Alterswerks von PAUL SIMON werden.
FAZIT: Tut sich der 82-jährige PAUL SIMON mit diesem bedrückenden Alterswerk „Seven Psalms“ wirklich einen Gefallen? Diese Frage wird sich nicht nur der Kritiker, sondern sicher auch viele Hörer von „Seven Psalms“, der vertonten 33 Minuten langen siebensätzigen, ausschließlich mit akustischen Instrumenten aufgenommenen, Corona-'Depression'-Suite und der Frage, welch Gott wohl hinter dem Virus steckt, nach dem Hören und Lesen der Texte dieses Albums stellen. Höhepunkte sind hierbei eindeutig der Chor-Auftritt von VOCES8 und die zwei Duett-Beiträge von EDDIE BRICKELL, die dem düsteren Album, das ansonsten PAUL SIMON fast im Alleingang an allen Instrumenten und mit etwas brüchigem Gesang sowie der Unterstützung von ein paar Streichen rein akustisch selber eingespielt hat, etwas mehr Leben einhauchen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A:
- The Lord
- Love Is Like A Bird
- My Professional Opinion
- Seite B:
- Your Forgiveness
- Trail Of Volcanoes
- The Sacred Harp
- Wait
- Bass - Paul Simon
- Gesang - Paul Simon, Eddie Brickell, Voces8
- Gitarre - Paul Simon
- Keys - Paul Simon
- Schlagzeug - Jamey Haddad, Paul Simon
- Sonstige - Alex Sopp (Flöte), Nina Stern (Chalumeau), Nadia Sirota (Viola), Gabriel Cabezas (Cello), Paul Morton (Theorbo), Jamey Haddad (Almglocken, Hadphoon, Hadijra), Paul Simon (Dobro, Glocken, Gongs, Gamelan, Gopichand, Harmonika)
- In The Blue Light - 180g-High-Quality-Vinyl (2018) - 13/15 Punkten
- Seven Psalms (2023) - 8/15 Punkten
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