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Sparklehorse: Bird Machine (Review)

Artist:

Sparklehorse

Sparklehorse: Bird Machine
Album:

Bird Machine

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folkrock, Indie-Pop, Singer-Songwriter, Alternative-Rock

Label: Anti- Records
Spieldauer: 43:32
Erschienen: 08.09.2023
Website: [Link]

Mit posthumen Alben ist das bekanntlich so eine Sache - zwischen fürs Gesamtwerk essenziell, wohlmeinend würdigend, kommerzgeleitet und leichenfleddernd ist vieles möglich. Ob David Bowie, Prince, Jimi Hendrix, Amy Winehouse oder Janis Joplin, um nur einige der Ikonen mit mehr oder weniger großem Nachlass zu nennen - es gibt gute und schlechte Beispiele für den Umgang mit liegengebliebenem, verschollenem oder dreist aufgekochtem Material. Im Falle von SPARKLEHORSE, dem Bandprojekt des 2010 durch Suizid gestorbenen US-Singer-Songwriters Mark Linkous, gibt es Gutes zu vermelden: Sein nach 13 Jahren und sorgfältiger Abwägung erschienenes Album "Bird Machine" ist ein würdiger Schlusspunkt, sogar mehr als das.

Zu verdanken haben wir diesen aus 14 Stücken bestehenden Schatz vor allem Linkous' jüngerem Bruder Matt und dessen Frau Melissa Moore Linkous, die beide auf einigen Tracks von "Bird Machine" mit Gitarren- und Gesangsspuren beteiligt sind. Die beiden eng verbundenen Brüder hatten 2009 über die Pläne für eine weitere, eine fünfte SSPARKLEHORSE-Platte geredet. "Matt kann sich noch gut an die Gespräche erinnern, an Marks Begeisterung über die Einflüsse, die in das Album einflossen, und an die Art und Weise, wie die Songs allmählich Form annahmen", schreibt dazu das Label Anti-. 

Darauf kamen die Hinterbliebenen mehrere Jahre nach Mark Linkous' tragischem Tod zurück, indem sie begannen, Kisten mit Tonbändern zu durchsuchen, um unveröffentlichte Aufnahmen zu katalogisieren. Matt, Melissa und Bryan Hoffa, ein Spezialist für Audiokonservierung, hörten dabei die nachgelassene Musik in Ruhe an - und das zunehmend fasziniert: Einige Lieder waren praktisch komplett, "während andere nur noch einer vorsichtigen Ermutigung bedurften - die Hinzufügung einer subtilen Instrumentierung und eines begleitenden Gesangs in einigen Fällen, eine weitere sorgfältige Abmischung in anderen, um sich zu entfalten", erklärt Melissa Moore Linkous. "Wir haben einfach unser Bestes getan, um sie zu übertragen.“

Die Ergänzung und letztendlich die Veröffentlichung von "Bird Machine" war dennoch "die schwerste Entscheidung, die ich je getroffen habe", sagt Matt Linkous. "Es ist schwierig, eine Entscheidung über die Kunst eines anderen zu treffen, selbst wenn man ihn sein ganzes Leben lang kennt und mit ihm gearbeitet hat, selbst wenn er dein Bruder und bester Freund war." 

Matt Linkous kann beruhigt sein: Die Ergänzung des seinerzeit von Nirvana-Produzenten Steve Albini betreuten "Bird Machine"-Materials ist im höchsten Maße geglückt - man kann sich kaum vorstellen, dass diese Platte, wäre sie denn vor gut zehn Jahren herausgekommen, völlig anders geklungen hätte. Damit gibt es jetzt einen Nachfolger des bisherigen Farewell-Albums "Dark Night Of The Soul", das 2010 als Gemeinschaftsarbeit von Danger Mouse und SPARKLEHORSE veröffentlicht worden war. Ein Segen für alle Linkous-Fans, die ihren Helden noch einmal auf der Höhe seiner Kunst erleben können.

Schon der Album-Vorbote "Evening Star Supercharger" erfüllt alle Hoffnungen der SPARKLEHORSE-Fans. Im Stil der besten Linkous-Stücke vom Durchbruch-Album "Good Morning Spider" (1998) und vom Karriere-Highlight "It’s A Wonderful Life" (2001) fließen hier prächtige Folk-Harmonien, ein hauchfeines Arrangement mit Alan Weatherheads prägnantem Mellotron und Linkous' fragiler, etwas spooky klingender Gesang zu einem perfekten Indiepop-Song zusammen. Von dieser Qualität hat "Bird Machine" - neben den bei Linkous üblichen kleinen Widerborstigkeiten wie dem rauen Opener "It Will Never Stop" oder dem punkigen "I Fucked It Up" - noch so einiges zu bieten.

Als da wären: die melancholischen Balladen "Kind Ghosts", "Falling Down", "The Scull Of Lucia" und "Stay"; der üppige Folkrock-Track "Daddy's Gone"; "Chaos Of The Universe", das mit Stromgitarre im Neil-Young-Stil wie ein verschollenes Crazy-Horse-Stück klingt. Ein sperriger, feedback-intensiver Song wie "Everybody's Gone To Sleep", bei dem Linkous' Vocals im Lärm versteckt sind, oder das karge Instrumental "Blue" bilden eher die Ausnahme. Man ist als Hörer ganz nah dran an der verletzten Seele des wunderbaren Mark Linkous - und am Konzept für eine weitere meisterliche SPARKLEHORSE-Platte, eher er seinem Leben vor 13 Jahren mit einem Schuss ins Herz ein Ende setzte.

FAZIT: Von Großkünstlern wie Tom Waits, PJ Harvey oder Thom Yorke wurde Mark Linkous, der Singer-Songwriter und Multiinstrumentalist hinter dem Indie-Folkrock-Projekt SPARKLEHORSE, geschätzt und verehrt. Nach seinem Suizid 2010 schien die Geschichte auserzählt. Dass durch die Nachlass-Bemühungen des jüngeren Bruders Matt und der Schwägerin Melissa nun ein weiteres, ein posthumes SPARKLEHORSE-Album entstanden ist, das dem viel zu früh gestorbenen US-Künstler gerecht wird und wohl all seine Fans glücklich macht, gehört zu den berührendsten Geschichten des Musikjahres 2023.

Werner Herpell (Info) (Review 1732x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (22:11):
  • It Will Never Stop (1:50)
  • Kind Ghosts (2:52)
  • Evening Star Supercharger (3:46)
  • O-Child (4:19)
  • Failing Down (3:34)
  • I Fucked It Up (1:42)
  • Hello Lord (4:08)
  • Seite B (21:21):
  • Daddys Gone (2:49)
  • Chaos Of The Universe (3:58)
  • Listening To The Higsons (3:00)
  • Everybodys Gone To Sleep (4:30)
  • The Scull Of Lucia (4:11)
  • Blue (1:23)
  • Stay (1:41)

Besetzung:

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