Welch wunderschönes Album!
Ein Album, das einen nach dem Aufstehen begrüßen und vor dem Zubettgehen verabschieden sollte.
Seit 1975 existiert „The Tony Bennet Bill Evans Album“ und verbreitet in all seiner Einfachheit und zugleich ruhigen Schönheit – ausschließlich aus Piano (BILL EVANS) und Gesang (TONY BENNETT) bestehend – eine traumhafte Atmosphäre, die höchstens den zauberhaften Balladen eines FRANK SINATRA gleichzusetzen, aber ansonsten unübertroffen ist. Diese Tatsache wird wohl allen, die bereits „The Tony Bennet Bill Evans Album“ kennen, bewusst sein. Andere aber sollten diese, fast 50 Jahre später, noch heute für sich entdecken.

Die sound-technisch rundum bestechende Neuauflage im Rahmen der seit 2023 wohl imposantesten und klang-technisch besten „Original Jazz Classics“-Serie von wiederveröffentlichten Vinyl-Alben des etablierten Craft-Recording-Labels setzt gerade einem so einfach instrumentierten und aus diesem Grunde umso gigantischer wirkenden Album die Vinyl-Krone auf. Hinzu kommt, dass auch die LP-Cover-Gestaltung sich streng am Original orientiert und die Musik auf 180-Gramm-Vinyl von den Originalbändern geschnitten und dann bei RTI gepresst wurden. Man glaubt also regelrecht, die Original-LP in den Händen zu halten, die dann einen Klang auf modernster, aber konsequent analoger Weise offenbart.

Alle, denen „The Tony Bennet Bill Evans Album (1975) – Original Jazz Classics“ bisher wirklich noch unbekannt sein sollte, die aber nach einem der bewegendsten Musik-Alben, das ausschließlich ein Piano und Gesang sowie ruhige Jazz- wie Chanson-Klangwelten in sich trägt, suchen, die haben es definitiv mit diesem fast ein halbes Jahrhundert altem Album gefunden.

Ausschließlich Gesang und Klavier in Perfektion präsentieren die beiden damals bereits als legendär geltenden Musiker, indem sie sich (für insgesamt zwei Alben) die Songs auswählten und neue Arrangements dafür schreiben. Wie das ablief, zeigt auch das Frontcover der LP. Die LP-Rückseite offenbart dann einen Einblick in das Studio während der Aufnahme des Albums, dem zwei Jahre später mit „Together Again“ noch ein weiteres folgen sollte.

Beide Musiker genossen zum Zeitpunkt der Aufnahmen Weltruhm, der eine – TONY BENNETT – nachdem er sich während des Zweiten Weltkriegs in Militärbands seine ersten Sporen verdiente und ihm dann 1949 mithilfe des Komikers Bob Hope nach einem Auftritt im 'Paramount Theatre' der große Durchbruch als Sänger gelang, der in den 1950er-Jahren mit seinen Hits „Because Of You“ (1951) und „Rags To Riches“ (1953) die Welt eroberte und zu den populärsten Künstlern Amerikas aufstieg, der 19 Grammys gewann und mehr als 50 Millionen Tonträger verkaufte.
Der andere – BILL EVANS – begann 1955 gemeinsam mit Tony Scott und George Russell zu arbeiten, um durch seinen einzigartigen, swingenden Klavier-Stil später eigene Platten aufzunehmen, um dann 1958 mehrere Monate mit der Band von MILES DAVIS gemeinsam mit JOHN COLTRANE und CANNONBALL ADDERLEY aufzutreten, womit sein Durchbruch als Pianist besiegelt war. Noch heute gilt der oft kränkelnde und leider dauerhaft drogensüchtige Evans auch 43 Jahre nach seinem Tod in New York im Jahr 1980 als einer der einflussreichsten Pianisten des Modern Jazz, der für solche Musiker wie HERBIE HANCOCK, CHICK COREA oder KEITH JARRETT als maßgebliches Vorbild gilt.

Der Legende nach erfolgte das erste Zusammentreffen von Bennett und Evans bereits im Jahr 1962, als die beiden Jazz-Musiker bei einer besonderen Jazz-Veranstaltung des Weißen Hauses während der Kennedy-Jahre (JFK fiel nur ein Jahr später am 22. November 1963 dem wohl berühmtesten Attentat der Weltgeschichte zum Opfer) auftraten und durch die Jazz- und Theatersängerin Annie Ross, die bereits mit beiden zusammengearbeitet hatte, bekanntgemacht und zum Einspielen eines gemeinsamen Albums angeregt wurden. Nur die beiden – kein anderer Musiker sollten dabei sein. So erinnert sich später TONY BENNETT selber: „Ich sagte zu Bill: 'Hör mal, es werden nur wir beide sein – du bringst deine Kumpels nicht mit und ich bringe meine nicht mit!'“

Das Ergebnis dieses rein als Evans/Bennett-Duo entstandenen Meisterwerks ist jedenfalls auch aus heutiger Sicht noch umwerfend – und auf diesem (neuen) sound-technischen Niveau absolute Spitzenklasse einer vinylen Renaissance.

FAZIT: Musik, die einen warm am Morgen, gleich nach dem Aufstehen, anlächelt und mitteilt, dass man (egal wie alt man auch seien sollte) „Young And Foolish“ ist und dabei immer sein „My Foolish Heart“ bewahren sollte, weil das „But Beautiful“ ist, oder eben abends mit dem Gefühl von „Days Of Wine And Roses“ und „The Touch Of Your Lips“ verabschiedet – das ist ein Album, das einen nicht nur durch den Tag zu begleiten, sondern manchmal auch vor der Hektik des Alltags zu bewahren, ja – regelrecht zu retten, vermag. „The Tony Bennet Bill Evans Album (1975) – Original Jazz Classics“ von TONY BENNETT (Gesang) und BILL EVANS (Klavier) ist ein Meisterwerk des Vokal-Jazz, das seit 1975 bis in die Gegenwart Maßstäbe setzt und nun im Rahmen der seit 2023 wohl imposantesten und klangtechnisch besten „Original Jazz Classics“-Serie von wiederveröffentlichten Vinyl-Alben des etablierten Craft-Recording-Labels diesem so einfach instrumentierten und umso gigantischer wirkenden Album die 180-Gramm-Vinyl-Krone im Original-LP-Outfit (in punkto LP-Cover und -Label) aufsetzt. Ein wahrhafter Evergreen, der genauso leuchtet wie die swing-jazzigen Balladen-Alben eines Sinatras und einer Fitzgerald.