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Brimheim: Ratking (Review)

Artist:

Brimheim

Brimheim: Ratking
Album:

Ratking

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie Pop, Alternative Rock, Folk

Label: Tambourhinoceros
Spieldauer: 43:03
Erschienen: 22.03.2024
Website: [Link]

BRIMHEIM – der Künstlername der dänisch/faröischen Musikerin HELENA HEINESEN REBENSDORFF – bedeutet in der Übersetzung soviel wie „Heimat der Brandung“. Sicherlich hat das etwas mit ihrer Heimat im sturmumtosten Atlantik zu tun, aber die heute in Kopenhagen lebende Musikerin betrachtet sich auf ihrem vorliegenden, zweiten Album „Ratking“ außerdem als künstlerische Wellenbrecherin. In ihren mit Symbolen und verzerrten Albtraum-Szenarien überfrachteten Songs stemmt sich BRIMHEIM mit Macht gegen all jene Neurosen, Ängste und Unbilden, denen sie sich auf ihrem Debüt-Album „I Can't Hate Myself In A Different Shape“ im Angesicht einer schweren Depression noch mehr oder minder hilflos, aber zornig hingeben musste.

Musikalisch unterstützt von den beiden Musikern SØREN BUHL LASSEN und ROBERT 'BUSTER' JENSEN des dänischen Artpop-Ensembles BLAUE BLUME entwarf die Musikerin für das zweite BRIMHEIM-Album ein im Vergleich zum Debütalbum versöhnlicheres, zugänglicheres und weniger abrasives Sounddesign, das nicht so sehr auf schroffe Gitarrensounds als vielmehr einen poppigen, zugänglichen Klang-Mix setzt in dem dann auch ihre Stimme besser zur Geltung kommt.

Diese Entwicklung begann mit dem Track „Literally Everything“, den das Team als erstes für das neue Projekt anging. Hier wagten sich BRIMHEIM aus dem gewohnten Indie-Rock-Terrain heraus und arbeiteten mit elektronischen Elementen, einem New Wave-Pop-Setting mit Club-Flair und klassischen Mitsing-Refrains. Inhaltlich beschäftigt sie sich dabei mit dem Thema Selbstwahrnehmung in der Öffentlichkeit sowie dem Kontrollieren von Impulsen - und thematisieren dabei auch die Suche und das Sehnen nach Empowerment und Selbstbestätigung; was letztlich zu einem Leitmotiv für das gesamte Album wurde.

Weiter erforscht wird dieses so entdeckte Leitmotiv dann beispielsweise mit dem vollkommen im Pop-Metier angekommenen Song „Brand New Woman“, den die Musikerin mit ihrer Freundin, der dänischen Dreampop-Künstlerin EMMA 'EEE GEE' GRANKVIST im Duett inszenierte. Hier schildert sie aus der Sichtweise einer unterdrückten Ehefrau in einer schal gewordenen Beziehung deren zweifelnde – und letztlich ergebnislose - Suche nach eine selbstbestimmten Befreiung und bemüht sich dabei zu erklären, dass sie für diesen Song nur deswegen in diese Erzähler-Rolle schlüpfte, weil es so für sie einfacher sei, persönliche Traumata musikalisch zu verarbeiten.

Heute fühlt sich Rebensdorff ausgeglichener und glücklicher als zu Beginn ihrer Laufbahn als Musikern, sodass sie sich in der Lage sieht, mit einem gewissen analytischen Abstand auf die düstere Phase zurückzublicken, in der sie sich damals befand. Das hindert sie allerdings nicht daran, mit viel Blut, Schweiß, Tränen und anderen Körperflüssigkeiten im Sinn in ihren Songs auf albtraumhafte Szenarien und Bilder zurückzugreifen, die sie dann in ihren bildgewaltigen Videos ordentlich aufmischt. Freilich basieren diese Szenarien dann keineswegs auf echten Träumen (an die sie sich nicht erinnern kann, da sie auf Schlafmittel zurückgreifen muss, um überhaupt schlafen zu können). Es ist eben ihre Art, mit drastischen Bildern in Songtiteln wie „Keep Bleeding Diamonds“, „Into The Ooze“, „No Liver No Lungs“ oder „Surgeon“ verschiedene Gedanken mit der notwendigen Körperlichkeit therapeutisch zum Ausdruck zu bringen und irgendwie sortieren und einordnen zu können. Dazu gehört, dass sie selbst mit Extremen flirtet. Zwischen der Wave-Rock-Hymne „Dancing In The Rubble“ am Anfang des Albums und der Noir-Piano-Elegie „Hurricane“ am Ende liegen Welten, die BRIMHEIM mit facettenreichen Zwischentönen in den zum Teil dystopisch-orchestral inszenierten restlichen Tracks paritätisch ausfüllen.

Das Bild des „Rattenkönigs“ - einer Ansammlung von Ratten, deren Schwänze sich derart verknotet haben, dass sie nicht mehr voneinander loskommen und ihr Dasein fürderhin als kollektive Einheit verbringen müssen – wählte die Songwriterin deswegen als Titel für ihr Album, um den Zustand der inneren Zerrissenheit, aber auch des Ekels und des royalen Aspektes des „Ratking“ zu verdeutlichen. Zudem klingt er auch gut, wie sie einräumt.

FAZIT: Zusammen mit dem Gitarristen ROBERT 'BUSTER' JENSEN und dem Drummer und Produzenten SØREN BUHL LASSEN entwickelte die dänisch/faröischen Musikerin HELENA HEINESEN REBENSDORFF aka BRIMHEIM für das zweite Album „Ratking“ ein musikalisches Szenario, in dem neben bereits etablierten Indie-Rock-Sounds auch New Wave-, Dreampop-, Club-, Folk-, Glamrock- und die aus dem BLAUE BLUME-Umfeld zu erwartenden jazzigen Harmonien und Akzente zu einem letztlich schlüssigen Stilmix verquickt wurden, bei dem zwar der Flirt mit Extremen konzeptionell im Zentrum stand – aber eben stets auch eine poppige Zugänglichkeit.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2318x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Dancing In The Rubble
  • Normies
  • Fell Through The Ice
  • Literally Everything
  • Keep Bleeding Diamonds
  • Snow Angels
  • Into The Ooze
  • Brand New Woman (feat. Eee Gee)
  • No Liver, No Lungs
  • Surgeon
  • Grinding Boulders
  • Hurricane

Besetzung:

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