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Infringement: Black Science And White Lies (Review)

Artist:

Infringement

Infringement: Black Science And White Lies
Album:

Black Science And White Lies

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Crime Records/Just For Kicks
Spieldauer: 43:06
Erschienen: 11.10.2024
Website: [Link]

Der gute NEAL MORSE – unser aller Prog-Prediger – wird garantiert zu „Black Science And White Lies“ der norwegischen Prog-Rocker INFRINGEMENT lautstark Beifall klatschen, denn deren Konzept geht um einen sich vom Glauben abwendenden Zeitgenossen, der unter strengen religiösen Lehren in einer Gesellschaft, die an göttliche Erlösung glaubt, aufgewachsen ist – und gleichfalls immer an die göttliche Erlösung glaubte. Doch nach und nach fiel er nach all den Ereignissen um ihn herum desillusioniert von seinem Glauben ab, um aus der Welt der weißen Lügen in die der schwarzen Wissenschaften zu fliehen, in der die Religion längst keine Rolle mehr spielt. Doch...


...und genau hier stützen wir uns mal auf die Ausführungen unter der INFRINGEMENT-bandcamp, auf der die Norweger ihr Konzept mit großem Hallelujah und Tamtam fortsetzen und das arme, vom Weg abgekommene Glaubensschäfchen wieder auf die richtige Spur (nicht in Richtung Fleischer, sondern hierhin) schicken: „Er flieht von zu Hause und schließt sich einer neuen Ideologie und einer scheinbar perfekten Gesellschaft an, doch seine wachsenden Zweifel an dieser Utopie treiben ihn dazu, zu fliehen und sich den harten Realitäten der Welt zu stellen. Als er zu seinem entfremdeten Vater zurückkehrt, denkt er über seine Fehler nach, sucht nach Erlösung und sehnt sich schließlich danach, sich mit den Überzeugungen zu versöhnen, die er einst abgelehnt hat. Die Geschichte erforscht Themen wie spirituelle Konflikte, persönliche Transformation und die Suche nach Sühne.“


So weit, so gut und thematisch so herrlich nah an Mr. Morses „Testimony“ dran, dass konzeptionell wie textlich von vorne bis hinten lautstark alle religiösen MORSE-Zeichen Richtung Himmel gefunkt werden. Wer's ganz genau wissen will, kann sich auch dem 20-seitigen Booklet mit allen Texten widmen, um dieses Bekehrungskonzept in sich aufzunehmen.
Anderen, die's mit dem lieben Gott nicht ganz so sehr am Hut haben und weiterhin ihr Kreuz lieber mit sich rumschleppen als sich an selbiges nageln zu lassen, die dürfen sich begeistert von der Musik hinter „Black Science And White Lies“ gefangen nehmen lassen. Denn diese überzeugt nicht nur soundtechnisch, voller herrlicher Stereo-Effekte und kristallklarem Klang, auf ganzer Linie, sondern ist mit den beiden Über-20-Minütern auch in allerbester Prog-Tradition komponiert und umgesetzt. Eine pure Tour de force durch die Klangwelten der frühen Siebziger der Marke ELP bis hin zu symphonischen Art-Rock-Ausflügen sowie GENTLE GIANT-Satzgesängen und mitunter ein paar traumtheatralischen Härte-Momenten. Die moderner veranlagten Prog-Freunde dürfen „Black Science And White Lies“ der INFRINGEMENT-Norweger auch gerne zwischen TRANSATLANTIC und die FLOWER KINGS sowie KAIPA stellen. Genau hier fühlt sich der Osloer Prog-Fünfer ähnlich pudelwohl wie Mephisto im Faust. Musikalisch ein Hochgenuss und das Konzept muss man eben akzeptieren, auch wenn man's als nicht ganz so Gutgläubiger ja nicht gleich leidenschaftlich lieben muss und den Tod nicht unbedingt als Erlösung ansieht – bei diesem Happy End: „Oh, mother / forgive me / I'm coming home“. Ja, etwas ganz Ähnliches muss wohl auch Rotkäppchen gedacht haben, als es beim Blumenpflücken vom Weg abkam...


FAZIT: Auf ihrem dritten Album beweisen die norwegischen Prog-Rocker INFRINGEMENT ein großartiges musikalisches Gespür in bester norwegischer Tradition – also von WOBBLER bis GAZPACHO und fetten Gitarrenbrettern, die auf fragile Klavierpassagen treffen sowie symphonischer Artrock, auf den auch mal dreamtheatralischer Metal einprügelt – und lassen den Hörer tief in allerbesten Prog-Retro-Klang eintauchen. Konzeptionell (durchaus aber auch musikalisch) allerdings scheinen sich die Jungs eine ganze Menge bei NEAL MORSE abgeschaut zu haben, wenn sie über einen vom Glauben abgefallenen, dann aber vollends bekehrten Mann singen, der am Ende sein Heil wieder in Mutters Schoß und ihrer Kirche findet.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 407x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • White Lies
  • Black Science

Besetzung:

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