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Midas Fall: Cold Waves Divide Us (Review)

Artist:

Midas Fall

Midas Fall: Cold Waves Divide Us
Album:

Cold Waves Divide Us

Medium: CD/Download/LP+DL-Code
Stil:

Post Rock, Alternative- und Progressiv-Rock, Art Pop, Dark Wave

Label: Monotreme Records/Cargo
Spieldauer: 47:11
Erschienen: 08.03.2024
Website: [Link]

„Dieses Album ist eine schwerere und größere Erfahrung als das letzte Album. Wir haben die atmosphärischen Streicher und 80er-Jahre-Synthies von 'Evaporate' beibehalten, wollten aber schwerere, vielschichtige Elemente hinzufügen, um mehr das zu repräsentieren, wie wir live klingen.“ (Elizabeth Heaton)

Gibt es gruselig-schöne Musik?
Im Falle von MIDAS FALL fällt die Antwort eindeutig aus: Ja!
Also – und wie klingt das nun?
Ganz einfach: Nach ganz, ganz viel, aber immer voller dunkler Unter- wie Obertöne, die sich mal doomig bedrohlich verstecken oder einen im postrockenden Dampfwalzen-Stil überrollen.
Oder um es mit den noch immer sehr treffenden Worten unseres Redakteurs Thor Joakimsson auszudrücken, der vor gut 5 Jahren ein Konzert des weiblich dominierten 2+1-Trios besuchte: „MIDAS FALL betören mit träumerischem Rock, der auf die Phantasie ihrer Hörer setzt.“


Progressive Rock vereint sich nunmehr mit Post Rock, aber auch verträumtem Dark Wave und ein klitzekleines bisschen Black- wie Doom-Metal sowie Synth-Wave und finsteren wie atmosphärischen Electronics, wobei das Ganze getragen wie gehalten wird von der eindringlichen Stimme einer Elizabeth Heaton, welche dem schaurigen Textkonzept genau die richtige vokale Farbe verleiht, wenn sie über die inneren Dämonen („Monsters“) singt oder darüber, wie man sich immer wieder Salz in die eigenen Wunden reibt, wenn man wie im letzten Song („Mute“) von einer Lüge zur nächsten stolpert.

Doch bleiben wir erst einmal beim Eröffnungsstück „In the Morning We'll Be Someone Else“, das einen in den ersten Momenten mit ruhigem Klavier und Gesang darüber hinwegtäuscht, was uns bereits im selben Song und zugleich dem gesamten Album strukturell noch erwartet: Breite postrockige Gitarrenwände, denen brutale Schlagzeug-Rhythmen begegnen, während die Sängerin lauthals zugibt, wie schlecht und böse sie ist: „I am not extraordinary / I am just the face of the crime...“ („I Am Wrong“).


Und dann gibt’s da noch das fünfminütige Fast-Instrumental „Point Of Dimishing Return“, das die LP-A-Seite abschließt und nur aus einem einzigen Satz („I will grow from this breathing harder.“) besteht und in dem sich MIDAS FALL ganz offensichtlich (wie bereits im vorherigen Song „In This Avalanche“) auf die Spuren von SIGUR RÓS begeben. Entzückender Bombast – so gesehen. Extrem atmosphärisch und extrem gut. Besser kann man die erste LP-Seite gar nicht abschließen, um die Neugier auf die zweite Seite gehörig anzufeuern, die dann mit den besagten Monstern – ähnlich aufgebaut wie der Album-Opener – bestens bedient wird.

Neben den schon erwähnten SIGUR RÓS werden immer wieder auch Erinnerungen an CURE und in den noch druckvolleren Momenten gar an die SISTERS OF MERCY geweckt. Nur dass bei all den hier zum Vergleich herhaltenden Bands immer ein Mann am Mikro steht, während MIDAS FALL frauendominiert sind und nur (besonders hinter den Fellen und am Bass) ein Herr der Schöpfung für ordentlich Druck und Heaviness sorgt.

Vordergründig ist auf „Cold Waves Divide Us“ eindeutig der Post Rock, der immer wieder von den Gitarren vorangetrieben riesige Klangwände aufbaut, die dann oft von dem herrlich komplexen Schlagzeugspiel, aber auch orchestralen Streicher-Momenten wieder in Form gebracht und zu melodiösen Klanggebilden geformt wird. Allerbestes Beispiel hierfür ist der Titeltrack, der dem Album nicht umsonst seinen Namen verlieh und zugleich die gesamte Atmosphäre hinter „Cold Waves Divide Us“ bestens zum Ausdruck bringt.


Mit „Point of Diminishing Return“ wartet dann ein weiteres Highlight auf den Hörer, was einerseits daran liegt, dass hier ganz offensichtliche KATE BUSH-Referenzen ausgemacht werden dürfen, die sich anfangs sehr fragil in dem Song breitmachen, um dann – wiederum durch ein spezielles Drumming eingeleitet – zu einem bedrohlichen Bombast-Epos erheben, der einem wie eine riesige Flutwelle entgegenschlägt. Da bleibt am Ende nur noch die beschau- und besinnliche Rettung mit „Mute“. Ein ruhigeres, atmosphärisches Stück, das uns diesmal gar ein wenig in floydianisch angehauchte Finsternis entführt. Welch Ende!

MIDAS FALL beherrschen jedenfalls – egal, ob auf der LP-A- oder B-Seite – immer wieder das große Finale, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Ein Album, das einen bei dieser Qualität wieder und wieder dazu einlädt, es von mal zu mal mit wachsendem Genuss zu hören. Eine Kunst, die nicht viele Bands – und schon gar nicht die aus dem Bereich des oftmals zu einfach gestrickten Post Rocks – in dieser Perfektion beherrschen.


FAZIT: Mit großem Erfolg versuchen MIDAS FALL – das schottische '2 (Frauen) + 1 (Mann) Trio' – ihren progressiven Post Rock voller großartigem weiblichen Gesang und einem dunklen Konzept auf „Cold Waves Divide Us“ stärker an ihrem Live-Sound zu orientieren, der oft noch etwas härter und düsterer auf der Bühne rüberkommt. Mit ihrem nunmehr bereits fünften Studio-Album gelingt ihnen dieser Spagat zwischen Laut und Leise genauso wie Wall-Of-Sounds-Bombast und zerbrechlich wirkender Akustik mit Bravour. Ein Album, das zwar die 'Kalten Wellen' im Titel trägt, aber durch warme und knackige, sich permanent im Fluss befindliche Klanggewalten ästhetisch rundum überzeugt. Die Vinyl-Freunde sollten getrost zur LP greifen, die neben dem guten, vollen Sound noch einen bedruckten LP-Einleger mit allen Texten zu bieten hat.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1571x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (23:53):
  • In The Morning We'll Be Someone Else (4:09)
  • I Am Wrong (5:12)
  • Salt (5:28)
  • In This Avalanche (4:04)
  • Point Of Dimishing Return (5:00)
  • Seite B (23:18):
  • Monsters (4:18)
  • Atrophy (4:01)
  • Cold Waves Divided Us (5:54)
  • Little Wooden Boxes (5:24)
  • Mute (3:41)

Besetzung:

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