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Pete Philly & Perquisite: EON (Review)

Artist:

Pete Philly & Perquisite

Pete Philly & Perquisite: EON
Album:

EON

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Hip Hop, Jazz, Broken Beat, Soul, Rap, Pop

Label: Unexpected Records
Spieldauer: 35:39
Erschienen: 03.05.2024
Website: [Link]

Alle, die schon bei dem Genrebegriff 'Hip Hop' Pickel und Angst vor Ohrenkrebs kriegen, die müssen jetzt ganz stark sein, kurz die Augen schließen und darüber nachdenken, ob sie diese Review zu „EON“ von PETE PHILLY, der doch eigentlich ein klassischer Rapper und Singer/Songwriter von der holländischen, karibischen Insel Aruba ist, und dem 23 Jahre jüngeren Amsterdamer PERQUISITE weiterlesen. Denn diese musikalische Spielart, die mitunter die schlimmsten „Ich ficke deine Mutter“-Ergüsse für schwer pubertierende Teenager, die nicht nur auf Pickelsuche, sondern auch auf der Suche nach sich selbst und ob sie wirklich in dem richtigen Körper leben und die richtige Musik hören, oder weiteren, schwachmatischen, muttergefickten Identitätskrisen entgegentaumeln, sind, spielt tatsächlich eine bedeutende Rolle auf diesem Album. Doch in diesem Falle geht es um eine völlig andere, ja echt großartige, Freistil-Spielart, die sich eben auf einem komplett anderen Niveau bewegt.

Auf jeden Fall wäre es ein kluge und richtige Wahl, nach dem Augenöffnen vielleicht doch weiterzulesen!
Denn sonst würde man verpassen, wie viel Soul und Jazz sich hinter dem Hip Hop der beiden verbergen und auch dass ein Song wie „My Stereo“ auf jeden Fall durchgängiges Programm für die hervorragende Sound-Qualität des Albums ist oder dass in dieser Musikspielart sogar richtig feine Trompeten- (das Titelstück und „Spiffy“) und Sopran-Saxophon-Soli (die Hip-Hop-Ballade „Carry You“) zu entdecken sind .


PETE & PERQ, wie sich die beiden liebevoll in der Kurzform nennen, sind zwei eigentlich musikalisch völlig unterschiedliche Kreativgeister, die sich durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt und auf die anfangs verrückt anmutende Idee kamen, ein Hip-Hop-Duo, das nunmehr auch schon seit über 20 Jahren existiert, zu gründen, sich aber zwischendurch im Jahr 2010 wegen echter Unstimmigkeiten für lange Zeit auflöste, wozu Philly selbstkritisch wie selbstbewusst resümierte: „Im Grunde haben PERQUISITE und ich viel Ego-Scheiß gemacht. Er wollte der Frontmann sein, was er einfach nicht war, denn ich war es. Einfach eine Menge Bullshit. Wenn da zwei Typen mit großem Ego sind, ist das ein Problem."

Klingt tatsächlich echt nach Hip Hop und den musikalisch sehr fragwürdigen Egos der Macher dahinter. Doch lassen wir uns davon nicht fehlleiten, schieben die egozentrischen Anwandlungen der beiden beiseite und lassen einfach die Musik von „EON“ für sich sprechen, denn die klingt wirklich nicht nach kleingeistiger wie musikalischer Kleinkriegerei.


Nun also – gut 15 Jahre nach der Trennung – haben sich die Egos der beiden offensichtlich wiedereingekriegt und ihr erstes kreatives Liebesbekenntnis legen sie mit diesem Longplayer auf Vinyl (samt bedruckter LP-Innenhülle mit allen Texten) „EON“ vor, der genau an den Qualitäten der vorherigen zwei Alben der Jahre 2005 und 2007 anknüpft, also eine Kombination aus Jazz, Broken Beat, Soul und Hip Hop sowie Rap, allerdings diesmal mit einem stärkeren Hang in Richtung Pop und ruhigere Töne.
Angereichert wird der Sound durch eine breite Instrumentenvielfalt aus Blechgebläse und Saxophonen, Streicher und rockigen E-Gitarren-Soli.

Das ganze Album tröpfelt locker, flott und mitunter so richtig gutgelaunt aus den Lautsprecher-Boxen und auch die Texte beschäftigen sich vielmehr im ähnlichen Stil mit den Sonnenseiten des Lebens, während boshafte Provokateure und mutterfickende Goldkettenträger zuhause bleiben müssen.


Die dürfen gerne ihren Hip-Hop-Dreck und Hate-Rap weiter über die pickligen TikToker und hohlwangigen Influencer auskacken, deren Leben nur noch aus dem zur gestylten Maske gewordenen Starren auf Bildschirme, um damit ihre Gülle in die digitale Welt zu posaunen, besteht. So schütten diese nach ihren Klickzahlen wertvollen oder wertlosen Gurkennasen dann all ihren sinnlosen, überflüssigen Scheiß über denjenigen, die man eigentlich an die Hand nehmen und in die reale Welt begleiten sollte, aus, und lassen sie an dem verkorksten Zeitgeist der digitalen und leider auch musikalischen Welt schnüffeln.

PETE PHILLY & PERQUISITE sind so gesehen eine Art Insel des guten Geschmacks inmitten all der beängstigend musikalischen Totgeburten des Hip Hop, während sie zärtlich ihre Songs auf die Hörer einrieseln lassen wie die „Raindrops“ auf dem Album-Ende.


Allerdings verbreitet dieses Album in erster Linie dadurch Freude, dass es einerseits extrem tanzbar wie kuschelig daherkommt und andererseits in all dem hiphoppigen Aggro-Dreck den feuchtfröhlichen Wischlappen schwingt, um besonders in den extrem keimigen Schimmel-Ecken zu wischen, während soulige Bläser als Staubsauger dienen und jazzige Vibes die Fenster vom Dreck, aber eben nicht den „Raindrop“ sauberputzen, während auch mal mit fetten E-Gitarren zu den harten Wegputzmitteln gegriffen wird.
So ist das komplette Album nicht nur fein eingängig geworden, es wird auch immer wieder „Hot Sauce“ darüber ausgeschüttet, um es zu verschärfen, oder mit SWAN („Hop To It“) und NAAZ („Mayhem“) wird ansprechende wie gut anzuhörende weibliche Unterstützung mit in die Putztruppe geholt.


FAZIT: PETE PHILLY & PERQUISITE präsentieren uns nach 15-jähriger Trennung mit „EON“, dass sie sich wieder richtig lieb haben und wie gut auch der von vielen so verhasste Hip Hop klingen kann, wenn er als eine bunte Spielart aus Jazz, Broken Beat, Soul und Hip Hop sowie Rap besteht und dabei positive Texte statt unerträglichen Schweinskram verbreitet.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1041x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (16:58):
  • Enter (1:12)
  • Hot Sauce (2:34)
  • Spiffy (3:10)
  • Wake Up (2:36)
  • Hop To It – feat. Swan (3:16)
  • Carry You (4:10)
  • Seite B (18:41):
  • My Stereo (3:21)
  • Love Someone Else (3:00)
  • Display (2:48)
  • EON (3:18)
  • Mayhem – feat. Naaz (3:25)
  • Raindrop (2:49)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • EON (2024) - 11/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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