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Richard Hawley: In This City They Call You Love (Review)

Artist:

Richard Hawley

Richard Hawley: In This City They Call You Love
Album:

In This City They Call You Love

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer-Songwriter, Balladen, Britpop, Folk, Soul, Blues, Country, Fifties-Pop, Sixties-Pop

Label: BMG Rights
Spieldauer: 42:06
Erschienen: 31.05.2024
Website: [Link]

Dieser Mann könnte auch das Sheffielder Telefonbuch heruntersingen mit seinem an Scott Walker oder Roy Orbison erinnernden Wahnsinns-Bariton, dazu seine mal  traurig twangende, mal kernig losrockende Gitarre spielen - und es wäre bereits ein Ereignis. Doch RICHARD HAWLEY tut viel mehr für seine Heimatstadt im Norden Englands, diese zeitweise arg heruntergekommene ehemalige Stahl-Metropole. Auch jetzt wieder, auf seinem neuen Album "In This City They Call You Love". Wenn es nicht schon längst geschehen ist, müsste der Singer-Songwriter spätestens für diese Platte die Ehrenbürgerschaft von Sheffield erhalten. 

Denn "In This City..." ist, hinsichtlich Cover-Artwork (der nächtliche Bahnhof Moore Street in Blau und Gelb), nostalgisch-romantischer Atmosphäre und purer Songqualität, wieder mal eine durch und durch liebevolle Hommage an die Heimatstadt des 57-jährigen RICHARD HAWLEY. Wie schon auf früheren Werken, die bereits beim Albumtitel Bezug nahmen auf bestimmte, oft nicht besonders schicke Ecken von Sheffield ("Lowedges", "Coles Corner", "Lady's Bridge", "Truelove's Gutter"), lässt der große Crooner warmherzigen Lokalpatriotismus in seine prächtigen Lieder sickern, ohne dass es jemals kitschig klänge.


Hawley fasziniere an der Stadt, dass Schönheit und Hässlichkeit so nah beieinander liegen, analysierte kürzlich die "taz". Zur Bestätigung zitierte der Musiker selbst den viktorianischen Kunstkritiker John Ruskin: "Sheffield ist ein dreckiges Bild in einem goldenen Rahmen." Den aktuellen Albumtitel "In This City They Call You Love" - dem vergleichsweise reduzierten Song "People" entnommen und diesmal ohne direkten Ortsbezug - erklärte HAWLEY im Interview der Zeitung so: "Ob komplett tätowierter Busfahrer oder blumenzup­fende Lady im Vorgarten - wir beenden unsere Sätze mit dem Wort 'love'. Es strukturiert alle Gespräche und hängt an Fragen: Wie viel Uhr ist es, love? Gehst du in den Pub, love?" 

Grundsätzlich sei es "angeborene Freundlichkeit, die die Menschen aus Sheffield auszeichnet. Ich bin weit rumgekommen, aber diese Freundlichkeit gibt es sonst nirgend", fügte HAWLEY noch hinzu. Und das zahlt er - selbst ein rauer, aber herzlicher Zeitgenosse - immer wieder gern zurück. Seinen größten Sheffield-Vermarktungs-Coup landete der Songwriter mit "Standing At The Sky's Edge", einem Musical, das nach einem seiner besten Alben (von 2012) benannt beziehungsweise davon inspiriert ist und seit 2019 große Theater-Preise abräumte.


Mit seinen beiden bislang neuesten Studioplatten "Hollow Meadows" (2015) und "Further" (2019) enttäuschte RICHARD HAWLEY zwar keineswegs, fügte dem eigenen Katalog jedoch nichts wesentlich Neues hinzu. Auch "In This City..." erweitert diese Klangwelt nun nicht, sondern führt lediglich bestens bewährte Stil-Zutaten stimmig zusammen - aber mehr muss auch gar nicht sein. 

Noch etwas mehr Country-Twang ("Hear That Lonesome Whistle Blow", "I'll Never Get Over You"), eine größere Prise Sixties-Pop ("Prism In Jeans" erinnert an Harry Nilssons "Everybody's Talking"), ein bisschen milder Blues ("Deep Waters"), smarter White-Soul à la The Style Council ("Do I Really Need To Know?") - und immer wieder zu Herzen gehende Streicher-Balladen wie "Heavy Rain" oder "'Tis Night", für die diese Stimme einfach gemacht ist. Zum Einstieg, in "Two For His Heels" und "Have Love", später noch in "Deep Space", lässt HAWLEY seine E-Gitarre losbratzen - aber insgesamt setzt er sie zurückhaltend ein für diese neue Songsammlung. "I deliberately only played a handful of guitar solos to keep it focused on voices, the song and space…", sagt er selbst.

Es überwiegt also das Melancholische, fast gospelig Andächtige in den aktuellen Liedern. Damit kommt der Brite zwar nicht ganz an seine allerstärksten Alben der Jahre 2005 bis 2012 heran (mit dem in jeder Hinsicht tiefdunkel dräuenden Meisterwerk "Truelove's Gutter" als wohl ewigem Karriere-Highlight). Seine stets äußerst sehenswerten Konzerte (gern auch mal wieder auf deutschen Bühnen, bitte!) stattet RICHARD HAWLEY aber allemal mit einigen neuen Song-Klassikern aus. 


FAZIT: "In This City They Call You Love", vom Label BMG als "vintage HAWLEY" bezeichnet, unterstreicht den Status der Sheffielder Musik-Ikone als einer der besten Singer-Songwriter im UK. "He remains the only pop star who, like his city, calls you love", schreibt der bekannte englische Journalist Stuart Maconie in einem sich tief verbeugenden PR-Text zum jüngsten Album des 57-Jährigen. Viel stärker als die noch bekannteren 90s-Britpop-Zeitgenossen Blur (London), Radiohead (Oxford), Oasis (Manchester), The Coral (Liverpool) und Pulp (Sheffield) lässt sich RICHARD HAWLEY aufs Engste mit seiner Heimatstadt verbinden. Ein besseres Aushängeschild kann sich Sheffield jedenfalls kaum wünschen. Der Musiker feiert Schönheit und Hässlichkeit der Ex-Stahl-Metropole - und ihr großes Herz.

Werner Herpell (Info) (Review 1878x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Two For His Heels
  • Have Love
  • Prism In Jeans
  • Heavy Rain
  • People
  • Hear That Lonesome Whistle Blow
  • Deep Space
  • Deep Waters
  • I'll Never Get Over You
  • Do I Really Need To Know?
  • When The Lights Go Out
  • 'Tis Night

Besetzung:

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