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Suzan Köcher's Suprafon: In These Dying Times (Review)
Artist: | Suzan Köcher's Suprafon |
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Album: | In These Dying Times |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Psychedelia, Indie-Pop, Dreampop, Singer/Songwriter |
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Label: | Unique Records | |
Spieldauer: | 42:49 | |
Erschienen: | 11.10.2024 | |
Website: | [Link] |
Ohne Frage leben SUZAN KÖCHER und JULIAN MÜLLER – die kreativen Köpfe hinter der Solinger Psychedelia-Institution SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON - in einer eigenen Welt. Einer Welt, „in der noch Zeit für unvergessliche Erfahrungen bleibt“, wie sie diese auf ihrer facebook-Seite ausloben. Wo sie diese Zeit hernehmen, bleibt dann ein bisschen rätselhaft, denn das Paar ist mit einer Vielzahl parallel laufender Projekte dergestalt ausgelastet, dass es fast schon erstaunlich ist, dass jetzt – fünf Jahre nach dem zweiten, selbstbetitelten Album „Suzan Köcher's Suprafon“ - tatsächlich das dritte Werk „In These Dying Times“ vorliegt.
Für diese lange Zeitspanne zeichnet sich logischerweise auch die Pandemie verantwortlich, die das Ensemble mitten in der Tour zum letzten Album lahmlegte, aber auch das Engagement des Paares in Projekten wie Müllers eigener Band BLACKBERRIES, dem unermüdlichen Einsatz für die Solinger Szene (beispielsweise mit einer Ausstellung über die Solinger Musikgeschichte), diverse Side-Projects und Arbeiten in Sachen Produktion und Session-Musik sowie Kollaborationen, wie z. B. mit der Solinger Soul-Legende HERMANN DAUN oder dem kanadischen Songwriter JERRY LEGER. Außerdem erlebte die Band eine Umbesetzung und agiert jetzt mit neuer Rhythmusgruppe, die erst einmal integriert werden wollte. Zweifelsohne haben sich all diese Erfahrungen auf die Produktion des neuen Albums prägend ausgewirkt, denn auf diesem geht es in stilistischer, musikalischer und songwriterischer Hinsicht - subtil aber konsequent - in ganz neue Richtungen.
Ging es noch auf dem letzten Album „Suzan Köcher's Suprafon“ darum, mittels der Psychedelia eine inhaltliche und konzeptionelle Verbindung zwischen den musikalischen und persönlichen Erfahrungen – beispielsweise mit Bildungsreisen nach Tschechien oder die USA – herzustellen, so ist „In These Dying Times“ eine Sammlung von bis ins kleinste ausbalancierte, eigenständige „Popsongs“ (so bezeichnet sie die Musikerin selbst), bei denen die Psychedelia ein zwar wesentlicher, aber keinesfalls alleinig prägender Faktor ist – und bei denen die Produktion betreffend nichts dem Zufall überlassen wurde.
Deutlich wird der Gesinnungs- und Konzept-Wechsel beispielsweise durch den Titeltrack „In These Dying Times“, der mitunter als politischer Kommentar zu den Krisenszenarien unser Tage gedacht ist und zugleich die Aufforderung enthält, angesichts dieser Unbilden nicht in Schwermut zu verfallen. Einen nachträglich prophetischen Charakter erhält dieser Track durch den Umstand, dass das Messerattentat von Solingen im August ausgerechnet während des Auftrittes von SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON direkt vor der Bühne stattfand. Ein tragischer Umstand, der sich etwa bei den aktuellen Konzerten der Band durch eine kämpferisch/trotzige Note bemerkbar macht.
Auf einer anderen Ebene sind da persönlich gefärbte Songs wie „Seventeen“, ein Dialog mit ihrem jüngeren Ich, oder „Camera“, ein Song über das Einfangen von Erinnerungen, bzw. „The Trip“, in dem sie darüber nachdenkt, wie sich ein Pakt mit dem Teufel am besten vermeiden ließe. Köcher weist daraufhin, dass es ihr durch das zunehmend mutigere Ansprechen persönlicher Inhalte heutzutage möglich ist, Dinge auszudrücken, über die sie früher nie sprechen konnte oder wollte. Interessanterweise stammen aber die Texte der Songs „Maybe I'm A Lemon“, „Living In A Bad Place“ und „Falling For Autumn“ nicht von ihr oder ihrem Partner, sondern von dem irischen Autoren MICHAEL CUMMINS, mit dem die Musiker schon seit längerer Zeit zusammenarbeiten. Hier betätigen sich beide dann selber als Interpreten, welche demzufolge die musikalische Gestaltung der Tracks als Teil dieser Interpretation ansehen.
Musikalisch ist das Album so angelegt, dass die psychedelischen Elemente in die Songs integriert sind, aber keine Kompromisse im Hinblick auf die poppigen Aspekte gemacht werden. Songs wie „Sleepless Stranger“, „Seventeen“ oder „Camera“ strahlen dabei das Flair klassischer, organischer Pop-Produktionen der 70er aus und sind deutlich näher an beispielsweise FLEETWOOD MAC als etwa an der verstiegenen Psychedelia jener Tage. Erreicht wird das mit einer klaren Songstruktur, inklusive klassischer Strophe/Refrain-Elemente, sowie dem verstärkten Einsatz von Keyboards und akustischer Bestandteile. Auch auf das charmante Retro-Flair, das in der Welt von SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON stets eine prägende Rolle spielt, wird dabei nicht verzichtet.
Auf der anderen Seite gibt es Stücke wie „Living In A Bad Place“, „The Trip“ oder das fast 10-minütige „Desert Air Motel“, welche den Fans der im Live-Kontext gerne mal ausufernden Improvisations-Passagen ein produktionstechnisches Äquivalent bieten sollen. Gerade „Desert Air Motel“ überrascht in diesem Kontext dadurch, dass die psychedelischen Impulse keineswegs von Gitarren-Sounds abhängig sind, sondern von Synthesizer und Trompeten-Soli getragen werden.
Tatsächlich wäre es zu wünschen, dass SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON mit dieser Erweiterung ihres musikalischen Angebotes endlich einer größeren Öffentlichkeit jenseits ihrer eingeschworenen Gesellschaft der psychedelischen Fangemeinde gewahr werden.
FAZIT: Mit „In These Dying Times“ beschreiten SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON zweifelsohne ein für sie neues Terrain. Die neuen Songs sind musikalisch wesentlich poppiger und zugänglicher und inhaltlich persönlicher, politischer und konkreter als bislang gewohnt. Nicht dass sich SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON nun als Storytelling-Songwriter begreifen – aber viel fehlt in dieser Hinsicht nicht mehr. Trotzdem kommt die Psychedelia (immerhin das Herzensanliegen von SUZAN KÖCHERS'S SUPRAFON) nie zu kurz. Bei den Visuals, dem Artwork und den selbst produzierten Videos werden keinerlei Abstriche gemacht und extra für die Fans, welche gerade den psychedelischen Aspekten der Musik des Ensembles zugetan sind, wurde der Song „Desert Air Motel“ geschaffen, der - neben einer durchaus songorientierten Basis - eben auch einen ausufernden musikalischen Trip in die Welt von SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON (in der ja „noch Zeit für unvergessliche Erfahrungen bleibt“) zu bieten hat.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- In These Dying Times
- Maybe I'm A Lemon
- Sleepless Strangers
- Seventeen
- Living In A Bad Place
- The Trip
- Camera
- Falling For Autumn
- Desert Air Motel
- Bass - Janis Rosanka
- Gesang - Suzan Köcher
- Gitarre - Julian Müller, Suzan Köcher
- Schlagzeug - Dale Lohse
- In These Dying Times (2024) - 13/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Michael
gepostet am: 16.11.2024 User-Wertung: 13 Punkte |
Hatte noch nie etwas von Suzan Köcher und Band gehört. Das ist ganz toll. Werde ich mir zulegen... |
Michael
gepostet am: 16.11.2024 User-Wertung: 13 Punkte |
Hatte noch nie etwas von Suzan Köcher und Band gehört. Das ist ganz toll. Werde ich mir zulegen... |