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The Gluts: Bang! (Review)

Artist:

The Gluts

The Gluts: Bang!
Album:

Bang!

Medium: CD/Download/LP+DL-Code
Stil:

Post-Punk, Psychedelic, Doom

Label: Fuzz Club Records
Spieldauer: 35:12
Erschienen: 31.05.2024
Website: [Link]

Nicht nur bei den britischen Hardrockern THUNDER machte es bereits im Jahr 2008 lautstark 'Bang!', sondern dieser musikalische Knall ist bis tief in das italienische Milan gedrungen, wo es nunmehr die Punkrocker THE GLUTS (die anfangs stark auf den 1980er-Jahre-geprägten düsteren, geisterhaften Post/Goth-Punk irgendwo zwischen JESUS AND MARY CHAIN und SOUTHERN DEATH CULT setzten) mit ihrem „Bang!“ gehörig krachen lassen.
Krachen muss es ja schließlich bei solch einem Titel und einer geballten Faust auf dem LP-Cover, die einem bereits optisch gehörig einen auf die Fressleiste zu donnern scheint – oder?


Der erste Eindruck täuscht tatsächlich ein wenig, denn so brutal und laut, wie es uns der erste optische Hinweis vermittelt, ist „Bang!“ gar nicht geworden, sondern insgesamt recht ausgewogen und druckvoll sowie offen für interessante Experimente, aber zugleich noch immer so finster und gruselig wie in ihren Anfangszeiten des Debüts. Aber typischer 'Hau-drauf'-Punk von ein paar Jungspunden, die kaum ihre Instrumente halten und nur ins Mikro gurgeln können, ist das hier nicht, weil mit THE GLUTS echte Szene-Könner am Werk sind, die ihrem 2021er-Album „Ungrateful Heart“ nun mit „Bang!“ bereits ihr fünftes Studio-Album folgen lassen, das noch dazu in seiner knackigen LP-Version auf gelbem Vinyl samt einer bedruckten LP-Innenhülle mit allen Texten, die durchaus lesens- und hörenswert sind, daherkommt.
Hier lauert dann bereits schon der zweite Widerspruch zwischen Optik und Klang. Denn wenn man das sonnengelbe Vinyl in den Händen hält und nachdem die Nadel ihre ersten Kreise durch die sonnige Rille zieht, strömt einem oft wahrhaft musikalische Finsternis aus den Boxen entgegen, die häufig von Fuzz-Gitarren und verzerrtem Gesang geprägt wird und die einem die gruselig-höllischen Tore zu den SISTERS OF MERCY zu öffnen scheinen. Sogar sirenenschöner Sprechgesang, der sich zur krachigen Postrock-Drohattitüde mit: „I won't hurt, I won't hurt / I promise you“, entfaltet, gibt es auf „Marble Cats“ zu vernehmen.


Oder wenn „The Fight“ mit herrlich psychedelischen Momenten und knackigem Retro-Hardrock, der jenseits jeglicher Punk-Attitüde ein beeindruckendes Rock-Intermezzo feiert, überrascht, dann beweisen THE GLUTS nicht nur ihr vielfältig aufgestelltes Genre-Repertoire, sondern auch dass sie ein paar echte Könner aus Mailand sind, denen jede Menge britische Psyche-Punk-Gene innewohnen.

Zugleich präsentieren uns die Italiener auf Album Nummer 5 eine überraschende Neuerung, denn das Italo-Quartett, welches einem auf „Bang!“ lautstark über Sojabohnen, Vampire, üble Kämpfe, Selbstzerstörung, schlafende Dämonen, Marmorkatzen sowie die Geburt und das Sterben seine lyrischen Weisheiten um die Ohren haut, wagt sich mit „Glade Giù“ dem typischen Punk seiner englischsprachigen Jungfräulichkeit zu berauben und bringen diese Nummer in ihrer italienischen Muttersprache unter.


Und damit der Hörer zwecks mangelnder Italienisch-Kenntnisse nicht ratlos wie eine Kuh auf der Punk-Wiese wenn's 'Bang!'-donnert steht, fügen sie diesem Song gleich noch eine wichtige Erläuterung bei: „Cade Giù (‚Falls Down‘) ist das erste Lied, das wir jemals auf Italienisch geschrieben und aufgenommen haben, und spricht von den verschwommenen Erinnerungen an die typische Afterparty-Nacht während der Tour und beschwört eine wilde Nacht mit unserem Freund und Booking-Agenten Gab herauf.“
Herrje, das ist also so persönlich, dass es wohl einfach besser war, den kurzen Zweiminüter sicherheitshalber als Italo-Kracher rauszuhauen.

Allerdings beschränkt sich dieser muttersprachliche Ausflug auf diesen einen Song, sodass sich am Ende mit „Born&Die“ nicht nur die gesamte englischsprachige Punk-Palette rund um Leben und Tod entfaltet, sondern THE GLUTS dem Punk auch seine eigene Sexualität wiederverleihen und sich selber als eine Szenegröße hervortun, der es tatsächlich gelingt, dem Punk wieder das Leben einzuhauchen, das er Ende der 1970er-Jahre mit solchen Größen wie THE CLASH oder THE DAMNED versprühte, als die ihre anfänglichen Geburtswehen-Plattitüden überstanden und plötzlich offen für so etwa alles waren. Kein 'London Calling' sondern ein 'Milan Calling' eben!


FAZIT: Schlafende Dämonen sollte man eigentlich nicht wecken, aber sowie man die gelb-vinylige LP-B-Seite von „Bang!“ des Post-Punk-Goth-Quartetts THE GLUTS auflegt und mit „Sleep Demon“ der zweite Song dieser Seite aus den Lautsprecherboxen donnert, scheinen alle Dämonen dieser Welt die Augen (und natürlich die Ohren) aufzureißen: „I see your red eyes / I'm stuck in my bed / I feel it, I hear it, I'm dreaming“. Der pure vertonte Albtraum! Ganz im Gegensatz zum gesamten Album, das kein Albtraum, sondern eine kleines Punk-Ereignis der finsteren wie ebenso psychedelisch angehauchten Art ist, welches diesem Genre durchaus zur Ehre gereicht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1064x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (16:54):
  • Soybeans (2:29)
  • Bang! (2:50)
  • Fight (4:10)
  • Self-Destruction (2:56)
  • Vampire, A Walk At Midnight (4:29)
  • Seite B (18:18):
  • Glade Giù (2:00)
  • Sleep Demon (3:02)
  • Marble Cats (5:37)
  • Isabella (2:59)
  • Born&Die (4:40)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Bang! (2024) - 12/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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