Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Three Eyes Of The Void: The Atheist (Review)

Artist:

Three Eyes Of The Void

Three Eyes Of The Void: The Atheist
Album:

The Atheist

Medium: CD/Download
Stil:

Atmospheric Black Metal

Label: Folter Records
Spieldauer: 42:44
Erschienen: 26.10.2023
Website: [Link]

Mancher Glanz braucht ein wenig Zeit um sich seiner abgegriffenen Mattheit zu entledigen. Nachdem „The Atheist“ nach den ersten Durchläufen als gut gemachtes, wenn auch nicht überragendes Black-Metal-Werk mit atmosphärischer Veranlagung abgespeichert wurde, entwickelt das Debüt von THREE EYES OF THE VOID mit der Zeit einen erstaunlichen Reiz und eine gehörige Tiefe.

Der gute, wenn auch nicht geniale Ersteindruck rührt u.a. daher, dass diese Herren aus der Ukraine bzw. aus Polen im Grunde genommen altbekannte Zutaten in einem, großteils ebenfalls nicht neuen Musikgewand präsentieren. Soll heißen: Zwischen getragenen Gitarrenmelodien und melancholischer Atmosphäre schreit ein fahler Geist durch den (gar nicht mal so dichten) Nebel. So weit, so bekannt und gut gemacht.

Allerdings wohnt der Musik ein zutiefst persönlicher Ausdruck inne, der sich letztendlich auf die allgemeine, wie auch individuelle Frage nach jeglicher Existenzberechtigung in einer völlig sinnentleerten Welt reduzieren lässt. Dabei ist es weitestgehend irrelevant, ob die Krise dem eigenen Wesen entspringt, oder von äußeren Faktoren abhängig zu sein scheint, denn das Loch, in das der betroffene Geist fällt, ist in jedem Fall dunkel und seelenfressend.

Dahingehend macht auch der Albumtitel „The Atheist“ auf mehrerlei Arten Sinn.
Einmal bezeichnet er natürlich eine Antihaltung gegenüber dogmatischen Ansätzen in puncto Spiritualität bzw. Religion.
Auf einer anderen Ebene lässt sich der Begriff aber auch als Nichtigkeitserklärung an die Sinnhaftigkeit des Lebens (wenn nicht gar des Mensch-Seins generell) interpretieren. Denn als bewusste Wesen, die in der Lage sind, ihre Geisteshaltung und gedankliche wie emotionale Ausrichtung zu einem erheblichen Teil selbst zu steuern, wird die Frage nach einer übergeordneten Entität (speziell im Kontext von Religionen) irgendwann doch obsolet.

Eingeordnet in den Individualitätsgrundsatz des Black Metal ergibt sich daraus einerseits natürlich der Gedanke der Rebellion gegen bestehende Dogmen u.ä., während andererseits die Frage aufgeworfen wird, ob denn der Grund für genau diese verhärteten Glaubensmuster und Ansichten, auch bezogen auf gesellschaftliche Zustände, nicht doch zu einem erheblichen Teil in einem selbst liegt. Daraus ergibt sich die Schlüsselfrage nach der Existenz eines Gottes im Menschen, die, einen Schritt weitergedacht, als nächstes den Zweifel aufwirft: Wenn Gott und Mensch eins sind, wird dann nicht letztendlich wenigstens eine von beiden Qualitäten obsolet?

Diese (mehr als abendfüllende) Philosophie-Diskussion pressen THREE EYES OF THE VOID atmosphärisch in melancholischen Black Metal mit tendenziell verneinender Grundhaltung. Trauer, und Zweifel sind genauso wichtige Eckpfeiler dieses Werkes, wie der Zorn oder der Verdruss über die bloße Existenz dieser Gefühle. Diesen Emotionen wird u.a. mit hochmelodischen Gitarren Ausdruck verliehen, wodurch die gesangliche Schwärze stets eine melancholische Note verpasst bekommt, welche durchaus Akzeptanz besitzt. Denn wo Zorn auf Verdruss trifft, bleibt am Ende das eigene Wesen auf der Strecke. Ebenso kann jede verneinende Haltung zum Dogma und dadurch vom Feuer der Rebellion zur Flamme des Hasses werden. Dieser Hass brennt in erster Linie im eigenen Herzen und damit an direkter Schnittstelle zur eigenen Seele. Dadurch wird auch das erste und letzte Opfer dieser Flammen der eigene Geist, das eigene Wesen, sein. Was bleibt, ist die Selbstaufgabe.

FAZIT: Nach einem etwas trügerischen Ersteindruck offenbart „The Atheist“ eine Tiefe, die - obwohl kein Depressive Black - wenig Licht verheißt. Letztendlich wirkt dieser Albumeinstand von THREE EYES OF THE VOID wie ein Versuch der Versöhnung mit den eigenen Dämonen. Wird dabei der Kontext des aktuellen Zeitgeschehens in der Heimat der Musiker (Ukraine und Polen) mit einbezogen, dann wirkt dieses Album auch ein Stück weit wie die Flucht vom Kollektivtrauma ins Individualtrauma. Denn der Schmerz vieler zermürbt sicher, da er niemals vollends bekannt ist. Der Individualschmerz hat den gleichen Effekt, aber seine Gründe sind vielleicht ein Stück weit einfacher zu erkunden. Dass ein Trauma aber letztendlich eine Sinnkrise bleibt, ist ein Fakt, der sowohl kollektiv als auch individuell akzeptiert und verdaut werden muss, um geheilt werden zu können. In diesem Sinn bietet die Musik dieser Herren vielleicht sogar ungeahnt positives Potenzial.

Dominik Maier (Info) (Review 1604x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Behind the Stars
  • Against the One
  • Descent
  • No More Light
  • Delirium
  • The Atheist

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!