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Travis: L.A. Times (Review)
Artist: | Travis |
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Album: | L.A. Times |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Brit-Pop, Balladen-Pop, Gitarrenrock, Singer/Songwriter |
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Label: | BMG Rights | |
Spieldauer: | 32:20 | |
Erschienen: | 12.07.2024 | |
Website: | [Link] |
Man kann sich ja heute kaum noch vorstellen, wie sagenhaft erfolgreich TRAVIS mal waren. Für ihr noch ziemlich rockiges Studio-Debüt "Good Feeling" gab's 1998 bereits den Brit Award als "Breakthrough Act". Das mit Hits gespickte Meisterstück "The Man Who" räumte zwei Jahre später als "Album of the year" der besten "British group" inklusive der tolle Mitheul-Single "Why Does It Always Rain On Me?" noch größer ab (und verkaufte sich weltweit wie geschnitten Brot). Auch danach verwaltete das 1990 in Glasgow gegründete Quartett um den quirligen Singer-Songwriter Fran Healy mit den Alben "The Invisible Band" (2001) und "12 Memories" (2003) noch ein Weilchen seinen Status als eine der populärsten Britpop-Bands irgendwo zwischen Coldplay, Radiohead und Keane.
Warum die ausführliche Vorrede über die Vergangenheit von TRAVIS? Weil es eben schon so lange her ist - und weil eine neue Platte der Schotten wie jetzt "L.A. Times" längst kein Großereignis mehr ist wie vor 25 Jahren.
Healy (inzwischen grell rothaarig, knapp 51 - und ganz bestimmt kein Rapper, wie man auf dem Titelsong hören kann) sowie seine drei Mitstreiter Dougie Payne, Andy Dunlap und Neil Primrose sind in die Jahre gekommen. Der TRAVIS-Sound anno 2024 klingt harmonisch wie immer, ein bisschen (durchaus sympathisch) angestaubt, und es gibt gewiss ganz ganz viel schlechtere Popmusik auf diesem Planeten. Aber der große Zauber ihrer melodieseligen Tränenzieher und melancholischen Hymnen ist auf dem zehnten Album dann doch futsch.
Im hübschen Sixties-Pop-Opener "Bus" tönt Healy zunächst im Falsett, das eines Thom Yorke (Radiohead) würdig wäre, auch danach weiß der TRAVIS-Frontmann noch so einige Male virtuos mit Kopfstimme wimmernd zu überzeugen (besonders in der Ballade "Live It All Again"). Als Sänger ist er also schon mal nicht schlechter geworden.
"Raze The Bar" klingt nach Blue-Eyed-Soul, "Gaslight" geht mit einem Kneipen-Klimper-Klavier unerwartet los, wird dann aber doch zu einem typischen TRAVIS-Stück. So mitreißend wie auf dem Ohrwurm "Sing" vor gut 20 Jahren wird's freilich nicht mehr - auch danach, etwa mit "Alive", dominiert solide AOR-Pop-Konfektionsware, die altgediente Verehrer nicht ärgern wird, der Band aber auch keine neuen Fans zutreiben dürfte.
Fran Healy lebt nach seinen Jahren als Wahl-Berliner inzwischen in Los Angeles, was nicht nur den Albumtitel, sondern auch das relativ polierte Klangbild beeinflusste. Denn produziert wurde "L.A. Times" vom US-Amerikaner Tony Hoffer (Supergrass, Air, Beck, Phoenix, Turin Brakes), laut "Musikexpress" ausgestattet "mit der Spezialkenntnis, europäische Acts amerikanisch klingen zu lassen". Das am Rande der "Stadt der Engel" geschriebene 10-Track-Werk bezeichnete Healy als "das persönlichste TRAVIS-Album seit 'The Man Who'". Nun ja.
Zumindest lässt der Singer-Songwriter im bereits erwähnten Titelstück ganz schön Dampf ab über seine neue Heimat: "Mich berührt die Armut dort sehr, und ich will darauf aufmerksam machen", erzählte Healy dem "Rolling Stone" (Juli-Ausgabe). "Und in L.A. ist der Rassismus allgegenwärtig. Die Kontraste zwischen Arm und Reich sind krass. (...) Auch die Klimakrise ist präsent, jeden einzelnen Tag. Permanente Überflutungen, häufige Waldbrände." Nach einem entspannten, oberflächlichen Neu-Kalifornier hört sich das nicht an.
Der Song - mit dem bereits erwähnten Spoken-Word-Anteil und bedrohlichen Hubschrauber-Sounds im Einstieg - sei "ein Wutgedicht", gibt Healy denn auch zu. Seine soziale und gesellschaftskritische Offenheit/Offenherzigkeit ist dem TRAVIS-Boss sicher hoch anzurechnen. Dass das neue Album musikalisch etwas bieder und vorhersehbar daherkommt, steht auf einem anderen Blatt.
FAZIT: "Having a few songs that outlive you is a nice way to be remembered", sagte Fran Healy in einem aktuellen "Guardian"-Interview über seine Ambitionen. Mit "ein paar Songs, die einen überleben", wird der 50-Jährige ganz bestimmt in Verbindung gebracht. Dass dazu wenige bis gar keine Lieder des zehnten TRAVIS-Albums "L.A. Times" gehören werden, ist ein bisschen schade, nach über 30 Band-Jahren aber auch keine Schande. So bleibt die Platte insgesamt im oberen Mittelmaß hängen, ohne wirklich zu enttäuschen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Bus
- Raze The Bar
- Live It All Again
- Gaslight
- Alive
- Home
- I Hope That You Spontaneously Combust
- Naked in New York City
- The River
- L.A. Times
- Bass - Dougie Payne
- Gesang - Fran Healy, Dougie Payne, Andy Dunlop
- Gitarre - Fran Healy, Andy Dunlop
- Keys - Fran Hely, Andy Dunlop, Tony Hoffer
- Schlagzeug - Neil Primrose
- Sonstige - Tony Hoffer, Fran Healy (Programming), Stewart Cole (Trompete), Jacob Scesney (Saxophon), Devon Taylor (Posaune)
- The Man Who (1999) - Vinyl Edition (2019)
- Live At Glastonbury ‘99 (2019)
- L.A. Times (2024) - 10/15 Punkten
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