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XTC: Skylarking – Dolby Atmos Edition (Review)
Artist: | XTC |
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Album: | Skylarking – Dolby Atmos Edition |
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Medium: | CD+Blu-ray | |
Stil: | Art Rock, Psyche, Soul, Brit- und Chamber-Pop |
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Label: | Ape House | |
Spieldauer: | CD – 62:25 / BluRay – ca. 350 Minuten | |
Erschienen: | 27.09.2024 | |
Website: | [Link] |
Wer Tag für Tag als Musik-Freund darüber nachdenkt, welche Alben wohl unbedingt auf (s)eine Liste mit den unvergesslichen Meisterwerken gehören, von Bands, die den Mut besaßen, ungewöhnliche, überraschend neue wie richtungsweisende sowie für sie ungewohnte Wege zu gehen, der setzt natürlich ganz oben auf die Liste wohl „Pet Sounds“ von THE BEACH BOYS, gefolgt von „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ der BEATLES und natürlich noch „Their Satanic Majesties Request“ der ROLLING STONES.
Auf keinen Fall aber sollte er in Fortsetzung dieser Liste das absolute (mitunter auch textlich radikale) Meisterwerk „Skylarking“ von XTC vergessen!
Ganz ähnlich muss das wohl auch ein STEVEN WILSON sehen, denn bereits im Jahr 2016 nahm er sich dieses ursprünglich am 27. Oktober 1986 bei Virgin Records veröffentlichte und mit vielen Problemen wie Geheimnissen beladene Album für seine mitunter als legendär geltende Remixe (von KING CRIMSON über TEARS FOR FEARS und GENLE GIANT bis YES u.v.m.) vor, um „Skylarking“ mit einem gigantischen Stereo-Mix und um einige Bonustitel erweitert auf CD zu bannen.
Doch anno 2024 stellte Mr. Wilson wohl – glücklicherweise völlig zurecht – fest, dass „Skylarking“ (mit dem seltsamen Titel, der sich einerseits auf besagtes Feldlerchen-Gezwitscher, aber andererseits auch einen Standard-Begriff der Royal Navy bezieht, der für 'Herumalbern' steht) einfach noch mehr als seine 2016er-Mixaufarbeitung für CD und DVD verdient hätte. Mit dem Ergebnis, diese unfassbar begeisternde, herrlich gestaltete CD+BluRay-Ausgabe voller Audio- und Dolby-Digital-Mixe, die ein wahres Klangerlebnis sind, herauszubringen.
Das Album sprudelt schon als reine CD-Version vor soundtechnischen Effekten über. So werden wir gleich in „Summer's Cauldron“ mit Vogelgezwitscher, Hundegebell, anderen Naturgeräuschen und einen zwischen den Boxen umhersausenden Brummer begrüßt.
Wer fühlt sich da nicht an alte „UmmaGumma“-Zeiten von PINK FLOYD erinnert?
Aber XTC sind keine Floydianer (auch wenn sie auf ihrem tatsächlich an SYD BARRETT erinnerndem „Grass“-Video an dem „Meddle“-Album von PINK FLOYD vorbeikriechen), sondern bieten mit ihrem „Skylarking“-Album abwechslungsreichen Brit-Rock/Pop und modernen Psyche, der Maßstäbe setzt und mit zum Besten gehört, was man sich unter dieser Kategorie vorstellen kann. XTC klingen tatsächlich nicht nur wie ein neuer Musik-Satellit, sondern besingen den gleich mit „Another Sattelite“ in einer gewissen TEARS FOR FEARS- wie BRIAN ENO-Mentalität auf „Skylarking“.
Oh ja, von den BEATLES über OASIS bis hin zu BLUR und PULP – die lassen XTC sogar stellenweise links liegen, weil sie auf „Skylarking“, das zugleich ihr kommerziell erfolgreichstes Album werden sollte, ihren ganz eigenen psychedelisch angehauchten Pop/Rock/Beat-Horizont eröffnen, in dem wunderschöne Melodien wie kräutrige Ideen und effektvolle Sounds in Kombination mit einfallsreich-ironischen Texten zwischen Sonnenauf- und -Untergang-Stimmungen umherschwirren.
Selbst vor Jazz-Klängen und Big-Band-Sounds in Kombination mit straightem Soul und klassischen Elementen schrecken XTC auf „The Man Who Sailed Around His Soul“ nicht zurück, wobei auch immer wieder die das gesamte Album durchziehenden Klangeffekte und Soundcollagen aufblitzen. Was für ein Song!!!
Gerade diese effektvollen Sound-Spielereien werden von Wilson dann in den dolby-digitalen Mixen (2024 Dolby Atmos Mixes / 2024 Dolby Atmos Instrumental Mixes / 2016 DTS-HD MA 5.1 Surround Sound Mixes / 2016 Stereo and Instrumental Mixes 24/96 High-Resolution Stereo) zu wild die Boxen durchstreifende Klangfeuerwerke ausgebaut. Von überall her tönen die Instrumente des klassischen Rockinstrumentariums, aber auch die massig eingesetzten Blas- und Streichinstrumente, während einem aus der Front die Sangesstimme entgegenschallt, die aber gerne auch mal voluminös über alle Boxen verteilt wird. Dieses ursprünglich von TODD RUNDGREN produzierte (und daher auch voller Bläser und Streicher angereicherte) Album wird so in den Wilson-Mixvarianten ein wahres Klangwunder, das neben der klassischen Audio-Variante, von der es auf der BluRay sogar noch eine „2010 Corrected Polarity Version in 24/96 High-Resolution Stereo“ zu entdecken gibt, zu einem Klangerlebnis, das tatsächlich so einige ungeahnte Klangwelten von „Skylarking“ offenlegt. Und das über eine Laufzeit von weit über 300 Minuten hinweg!
Übrigens hatte Partridge vor und während des „Skylarking“-Entstehens viel BEACH BOYS gehört, während Mould erstmals mit „The Piper At The Gates Of Dawn“ von PINK FLOYD in intensive Berührung gekommen und völlig geplättet von dem ungewöhnlichen Songwriter-Stil eines SYD BARRETTs war. Beide Einflüsse hört man nunmehr offensichtlich auf „Skylarking“ heraus, was heißen soll, dass XTC hier nie kopierten, sondern atmosphärisch die Klangwelten beider 60er-Jahre-Koryphäen in ihre eigene Musik einfließen ließen. Wohl auch darum wurde „Skylarking“ zu einem echten Meisterwerk und Meilenstein der Musikgeschichte, das man, würden wir Neuauflagen und Remaster-Ausgaben unter unserer Seite bewerten, wirklich ohne schlechtes Gewissen mit einem Höchstwert (15 Punkte) belohnen dürfte.
Aber auch die Bonus-Songs sind beachtlich und passen sich bestens dem Niveau des gesamten Albums an, wofür bereits der erste „Extrovert“ ein richtig gutes Beispiel ist, da er gleich mal an ROBERT FRIPPs „Exposure“ erinnert – und so sicher auch für alle Freunde des KING CRIMSON-Umfelds, von denen STEVEN WILSON ja einer der größten ist, besonders interessant sein dürfte.
Am Ende sollte unter all den speziellen Songs dann doch noch ein ganz spezieller, für viel Aufregung sorgender und sogar als Single ausgekoppelter hervorgehoben werden: „Dear God“ ist ein unfassbarer starker wie mutiger Song, denn er rechnet in Form eines kleinen singenden Kindes (Jasmine Veillette), welches in dem Song in Art eines auf einem Brief an Gott basierenden Gebets im Duett mit Andy Partridge singt, unerbittlich mit der Religion und dem instrumentalisierten wie institutionalisierten Glauben an einen Gott ab, um sich am Ende in dem finalen Satz: „If there's one thing I don't believe in / It's you … Dear God“ („Wenn es etwas gibt, an das ich nicht glaube, dann bist du es ... Lieber Gott“) zu entladen.
Hier würde garantiert auch ein JOHN LENNON – an den bei XTC übrigens immer wieder Erinnerungen aufkommen – lautstark Beifall von seiner friedliebenden, religionsfreien Wolke klatschen und seinen Vergleich zwischen den BEATLES und JESUS CHRISTUS noch einmal betonen, der damals nicht zu Bücher- (Woher kannte man das eigentlich schon?), sondern zu öffentlichen BEATLES-Platten-Verbrennungen führte.
Daher wurde es auch für XTC im Rahmen des sogar als Single ausgekoppelten „Dear God“ noch schlimmer, denn die als antireligiös verstandene Botschaft führte dazu, dass ein Radiosender in Florida eine Bombendrohung erhielt, weil er dieses Lied gespielt hatte, während an der Binghamton Highschool ein Schüler seinen Lehrer als Geisel nahm und mit dem Messer bedrohte, um zu erzwingen, dass „Dear God“ über die Lautsprecheranlage der Schule gespielt werden sollte. Verschiedene britische Geschäfte weigerten sich zudem, diese Single zu verkaufen und Andy Partridge, der den Text verfasst hatte, erhielt jede Menge Hassbotschaften, sodass er öffentlich erklärte, dass es ihm zwar leid tue, wenn er verschiedene Leute mit dem Text verärgert habe, aber „wenn man keine andere Meinung ertragen kann, ohne dass sie einem Brandbomben aufs Haus werfen wollen, dann ist das ihr Problem.“
Ähnlichen Ärger gab es wegen dem ursprünglich geplanten Album-Cover, auf dem weibliche und männliche Schambehaarung abgebildet sein sollte, in das man kleine Blumen geflochten hatte. Welch herrliche Idee, die an irgendwelchen Puristen und feigen Labels scheiterte.
Dafür aber ist „Skylarking“ trotz all des Gegenwindes eins der besten (von vielen noch unentdeckten) Alben der Rockgeschichte geworden.
FAZIT: „Skylarking“ (1986) von XTC sollte unbedingt neben den unvergesslichen Meisterwerken von Bands, die den Mut besaßen, ungewöhnliche, überraschend neue wie richtungsweisende sowie für sie ungewohnte Wege zu gehen, stehen – und neben den „Pet Sounds“ von THE BEACH BOYS, gefolgt von „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ und natürlich noch „Their Satanic Majesties Request“ der ROLLING STONES ihren ehrenvollen Platz finden. Wer's nicht glauben will, der leiste sich unbedingt diese ursprünglich von TODD RUNDGREN produzierte und nun von STEVEN WILSON frisch gemixte „Skylarking – Dolby Atmos Edition“, die neben den über 300 Minuten langen dolby-digitalen Mixen der BluRay (2024 Dolby Atmos Mixes / 2024 Dolby Atmos Instrumental Mixes / 2016 DTS-HD MA 5.1 Surround Sound Mixes / 2016 Stereo and Instrumental Mixes 24/96 High-Resolution Stereo) auf der CD (wie BluRay) noch zusätzliche Bonus-Songs enthält, die allesamt in einem ungewöhnlich großen Digipak plus 12-seitigem ebenso großen Booklet mit allen Texten und Fotos der Aufnahme-Sessions daherkommen. „Skylarking“ ist eins der besten (von vielen noch unentdeckten) Alben der Rockgeschichte geworden und mit diesem Klang noch dazu ein kleines dolby-digitales Wunderwerk. Würden wir Neuauflagen mit Punktzahlen bewerten, dann gäbe es hier ohne Einschränkung die 15er-Höchstpunktzahl. Punkt und Aus!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD (62:25):
- Summer's Cauldron
- Grass
- The Meeting Place
- That's Really Supergirl
- Ballet For A Rainy Day
- 1000 Umbrellas
- Season Cycle
- Earn Enough For Us
- Big Day
- Another Satellite
- Mermaid Smiled
- The Man Who Sailed Around His Soul
- Dear God
- Dying
- Sacrificial Bonfire
- = Bonus Tracks =
- Extrovert
- Let's Make A Den
- Little Lighthouse
- The Troubles
- BluRay = Steven Wilson Mixes* = (ca. 350 Minuten):
- * 2024 Dolby Atmos Mixes
- * 2024 Dolby Atmos Instrumental Mixes
- * 2016 DTS-HD MA 5.1 Surround Sound Mixes
- * 2016 Stereo and Instrumental Mixes 24/96 High-Resolution Stereo
- ** Original Album Mixes
- ** 2010 Corrected Polarity Version in 24/96 High-Resolution Stereo
- Bass - Colin Moulding
- Gesang - Andy Partridge, Dave Gregory, Colin Moulding
- Gitarre - Andy Partridge, Dave Gregory
- Keys - Dave Gregory, Todd Rundgren
- Schlagzeug - Prairie Prince
- Sonstige - Todd Rundgren (Melodica, Harmoniegesang), The Beach Avenue Boys (Harmoniegesang), Mingo Lewis (Percussion), John Tenney, Emily Van Valkenburgh (Geigen), Rebecca Sebring (Bratsche), Teressa Adams (Cello), Charlie McCarthy (Saxophone, Flöten), Bob Ferriera (Tenorsaxophon, Piccolo, Bassklarinette), Dave Bendigkeit (Trompete), Dean Hubbard (Posaune), Jasmine Veillette (Kinderstimme auf „Dear God“)
Interviews:
-
keine Interviews