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Yonder Pond: Mole In My Shoe (Review)
Artist: | Yonder Pond |
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Album: | Mole In My Shoe |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive Rock, Art Pop, Psychedelic |
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Label: | Sireena Records | |
Spieldauer: | 39:26 | |
Erschienen: | 17.11.2023 | |
Website: | [Link] |
Sollte jemand denken, dass gelungene, von Leonor Burkhard gestaltete Album-Cover mit dem 'Maulwurf im Schuh' ist irgendwelche kreativ-künstlerische Spinnerei, dann hat er sich aber gehörig geschnitten, denn auch der Albumtitel der bereits zweiten Studio-Veröffentlichung des progressiven Schweizer Projekts YONDER POND trägt mit „Mole In My Shoe“ genau den Namen, den das Cover-Motiv darstellt. Nun gibt es sicher nicht viele von uns, die bereits das Vergnügen hatten, dass sich ein Maulwurf in ihrem Schuh eingebuddelt hat, dafür werden sie aber vergnüglich die prog-pop-rockigen Verrücktheiten hinter diesem Cover genießen und alle Älteren werden mal wieder eine ganz bestimmte Single über einen (nein nicht Maulwurf, sondern Loch bzw.) riesigen Albatros oder gleich das ganze Album „Mr. Fantasy“ aus dem Jahr 1967 aus ihrem Plattenschrank holen...
Der unangefochtene Kopf hinter YONDER POND ist Remy Sträuli, der mit der hochinteressanten Plattensammlung seiner Eltern großgeworden ist und musikalisch sozialisiert wurde. Und genau diese Platten übten einen immensen Einfluss auf Sträuli Juniors Musik aus. Welch Glück, denn die LP's waren beispielsweise neben „so einigem Hippie-Kram“ vor allem von GENESIS und PAT METHENY, SYD BARRETT und GONG, aber auch den BEATLES und XTC. Eine feine Mischung richtig guten Musikgeschmacks, die sich nunmehr auch auf „Mole In My Shoe“ wiederfindet und zwischen Prog bis Pop und extrem schön bis extrem schräg einfach alles zu bieten hat. Und da der Album-Titel zugleich wohl auch eine ironische Anspielung auf „Hole In My Shoe“ ist, dürften selbst TRAFFIC fester Bestandteil der LPs im Hause Sträuli sein.
Mit 'Verrückt' geht es jedenfalls schonmal los – knackige schräge Rhythmen eröffnen das Album und verfremdeter Gesang trägt seine eigenartigen Weisen vor. Die fetten Bässe dominieren den Sound und lassen leider einige klarere Höhen missen. ZAPPA kommt einem sofort in den Sinn. Also auch der muss fester Bestandteil der elterlichen Plattensammlung gewesen sein und der Musik des YONDER POND-Kopfes ist er sowieso, denn schließlich ist Sträuli auch in den Bands FIDO PLAYS ZAPPA und SPALTKLANG aktiv.
Anschließend geht es bei „Shame On You Neighbourhood“ mit Streichern und zarten Pop-Klängen, die sich aus den 70ern in die Gegenwart gebeamt zu schein haben, weiter, danach dürfen die BEATLES in Kombination mit den KINKS ran. Ganz schön was los bei YONDER POND, auch wenn man mit jedem Song auch dessen richtungsweisendes Vorbild wahrnimmt, bereitet das Album unglaubliche Freude – wohl gerade darum, weil man sich so herrlich in die Vergangenheit oder eben die elterliche Plattensammlung von Remy Stäulis Eltern zurückversetzt fühlt.
Zum Ende des Albums hin dürfen wir mit „Suite Alors!“ gar noch einer kleinen Suite lauschen, die ihre Aura unter dem Schirm von EKSEPTION trifft auf SKY und RENAISSANCE entfaltet und diese auch auf die zwei folgenden Stücke bis zum Ende des Albums hin schwer beeindruckend entfaltet. Die Musik ist jedenfalls nichts für Nervenbündel, denn die würden bei dem (ab)wechselnden Musik-Ideen-Glücksspiel garantiert durchdrehen. Freigeister aber, deren freier Geist besonders gerne durch die musikalischen Jahrzehnte der 1960er- und 1970er-Jahre schwebt, die werden sich wohl öfter bim Hören vor Glück ein Tränchen aus dem Auge wischen und ihre in die Jahre gekommen Ohren ordentlich durchpolieren. Ja, sowas gibt’s immer noch – man muss es nur entdecken oder in irgendwelchen ollen Schuhen (oder besser noch der Plattensammlung seiner Eltern) danach kramen.
Gewidmet ist das Album Sträulis im September 2021 verstorbenen Mutter – und es ist nur zu schade, dass sie „Hole In My Shoe“ nicht mehr hören kann. Denn sie wäre garantiert verdammt stolz auf ihren Sohnemann, weil sie nunmehr dieses Album bedenkenlos zwischen die vorhandenen Kult-LP's ihrer eigenen Plattensammlung hätte stellen können.
FAZIT: Welch unglaublichen Abwechslungsreichtum doch ein Maulwurf in einem alten Schuh verbreiten kann, wenn der nur eine Prämisse in sich und nach außen trägt: Alle Songs müssen die ungezwungene Aura von Prog bis Pop der 60er- und 70er-Jahre versprühen, dann ist alles bestens! Und so ist „Mole In My Shoe“ auch bestens gelungen, zumindest für all diejenigen, die sich gerne in diese Zeit zurückträumen und die Platten lieben, die heute längst Musikgeschichte geschrieben haben und uns manchmal oder viel zu oft zu der musikalischen Erkenntnis verführen, dass früher eben doch alles besser war. Schön, dass YONDER POND echte Gegenwart sind, die ungebremst und beeindruckend nach genau dieser Vergangenheit klingt!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Straw That Broke The Camel's Back
- Shame On You Neighbourhood
- Putting Things On Top Of Other Things
- Dried Up And Placed In Books
- Suite Alors!
- * Poupoule Courouze
- ** Zatapatique
- *** Gryphonium
- **** Enidinho
- Beggar In A Golden Dress
- Waiting For A Daughter Of Wealthy Origin
- Bass - Pascal Grünenfelder
- Gesang - Emyr Taurelis
- Gitarre - Stefan Strittmatter
- Keys - Rembrandt van der Straal
- Schlagzeug - Remy Sträuli
- Sonstige - Rembrandt van der Straal (Harpsichord, Steel Pedal), Ines Brodbeck (Geigen und Bratschen), Markus Stauss (Flöte), Stefan Hofstetter (Oboe), Beat Lüthi (Harmoniegesang)
- Mole In My Shoe (2023) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Matthias
gepostet am: 24.01.2024 User-Wertung: 15 Punkte |
Geniale Scheibe, ich bin begeistert was in diesen kurzweiligen Stücken an Musikalität verarbeitet ist.
Meine Hochachtung, weiter so! |