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Doves: Constellations For The Lonely (Review)

Artist:

Doves

Doves: Constellations For The Lonely
Album:

Constellations For The Lonely

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Art Pop, Indie Rock, Shoegaze, Dreampop, Singer/Songwriter

Label: EMI
Spieldauer: 44:51
Erschienen: 28.02.2025
Website: [Link]

„Wir leben in verdammt schrecklichen Zeiten, also wollten wir das widerspiegeln, aber ein wenig Hoffnung geben. [...] Ich sehe dies als ein zukünftiges Soul-Album für Außenseiter. Wir möchten, dass Sie sich verstanden fühlen.“ (Jez Williams im NME über „Constellations For The Lonely“)

Höchste Zeit, die Tauben wieder fliegen zu lassen – besonders die Friedenstauben in diesen kriegerischen Zeiten.
Aber auch die besonders musikalischen Tauben sind heißbegehrt, gerade wenn sie nicht nur friedlich und ruhig, sondern auch sehr anspruchsvoll, düster und in gewisser Weise so gar nicht nach Frieden, sondern schwarz wie die Raben klingen. Hoher Anspruch war schon immer einer der obersten Grundsätze der DOVES aus dem British Empire, die sich längst einen Status weit über ihre Landesgrenzen hinaus erarbeitet haben, selbst wenn dieses Trio sich nicht gerade dadurch auszeichnet, zügig ein Album nach dem anderen zu veröffentlichen. Für ihr aktuell sechstes Album ließen sie sich jedenfalls nach dem Vorgänger „The Universal Want“ (fast) ganze sechs Jahre Zeit. Das passt ja von der Zahlenmagie her, doch bleibt zu hoffen, dass man auf Album Nummer sieben dann nicht tatsächlich sieben Jahre warten muss...

Der Titel des neuen DOVES-Albums „Constellations For The Lonely“ stellt schon im Vorfeld alles klar: Hier gibt’s Musik für die einsamen Zeitgenossen unter uns, denen das Leben recht bleischwer auf die Seele drückt, selbst wenn die Sternbilder vielleicht anderes verlautbaren. Es kommt immer auf die Konstellation an. Obwohl: Einsamkeit kann mitunter befreiender und schöner sein, als die ständig heraufbeschworene Zweisamkeit...


Schon der düstere, fast abschreckende Beginn des Albums lässt nicht wirklich Gutes erahnen.
„Renegade“ weckt Erinnerungen an ELBOW im Depri-Modus und diese bleiben auch im Verlaufe von „Constellations For The Lonely“ konsequent am Köcheln gehalten. Nach den früheren Annäherungen in Richtung RADIOHEAD sucht man diesmal vergeblich, auch wenn die musikalischen Ideen und Texte mitunter ziemlich ausufernd und eigenartig klingen. Seitens der Band erfährt man zudem, dass „Renegade“ der erste Song war, der für „Constellations Of The Lonely“ geschrieben wurde, und der letzte, der in ihrem berühmten kreativen Rückzugsort auf dem Land, dem Frank Bough Sound III, entstand.

Die bedrückende Atmosphäre des Album-Openers lässt sich zudem mit dem mentalen Zustand von Jimi Goodwin erklären. Ihn quälten während der Entstehungszeit des Albums massive psychische wie Drogen-Probleme, was sich unüberhörbar auf das Album auswirkt, welches mitunter gar einen gewissen Hang zu Lethargie und Klaustrophobie offenbart und dabei selbst die sonnige Stadt „Orlando“ in Florida nicht schont.


Oft scheint eine tiefe Dunkelheit jeden Song zu durchziehen, während sich die hoffnungsvolleren Momente ziemlich zurückhalten.
Ein Album für Melancholiker, die allerdings nach dem Hören dieser musikalischen Sternbilder für die Einsamen Gefahr laufen, in die eine oder andere Depression zu verfallen, denn nicht nur der düstere Klang, sondern auch die melodramatischen Texte stehen nicht auf der Sonnenseite des Lebens, sondern fühlen sich eben nur unter besagt-besungenem Sternenhimmel inmitten tiefer Nacht wohl, an dem permanent ungeheure Gewitterwolken aufzuziehen scheinen, die immer mehr die Oberhand gewinnen.


„Cold Dreaming“ allerdings unternimmt hierbei den Versuch, Hoffnung zu verbreiten, ein paar Sonnenstrahlen ins musikalische Spiel zu bringen: „Oh here comes the summer / And I don't feel the same way anymore“.
Doch dieses werden nicht lange aufrechterhalten, denn besagte Gewitterwolken sind unerbittlich unterwegs, sodass selbst ein paar verbleibende Schmetterlinge in gefahrwitternder Vorahnung das Weite suchen. Ein bunter Flügelschlag, der in der „Constellations For The Lonely“-Dunkelheit ungesehen und ungehört untergeht.


„In The Butterfly House“ setzt dann dementsprechend auf schwer psychedelische Klänge und einen eigenartigen Text. Das ist nicht nur bedrohlich – es ist die pure Katharsis, die sich hier auf Schmetterlingsflügeln Bahn bricht. Wer nun noch immer nicht verunsichert ist, wohin die Reise der DOVES geht, der hat vielleicht bei so viel Bedrückendem bereits seinen inneren Schutzmechanismus aktiviert. Alle Anderen fallen einfach mit dem britischen Trio immer tiefer in das schwarze Loch, das sie auf „Constellations For The Lonely“ graben, um dann als ein „Drop In The Ocean“ zu enden.


FAZIT: Es ist ein verstörendes wie bedrückendes Album geworden, dieses „Constellations For The Lonely“ von den DOVES, die zwar dem sonnigen Florida einen Song widmen, auf ihrem aktuellen Werk allerdings die dunklen Momente des Lebens heraufbeschwören, wofür es mannigfaltige Gründe gibt, an denen sie nunmehr den Hörer beteiligen. Hier klingt zwar nicht mehr RADIOHEAD, dafür aber ein gehörige Portion ELBOW durch. Glaubt man dem Tauben-Trio, dann wollten sie eine Art Atmosphäre auf ihrem Album heraufbeschwören wie im Film „Blade Runner“. Und ja: Genau das ist ihnen gelungen – eine dystopische Atmosphäre mitten hinein in die Apokalypse, die selbst bei einem sonnigen Gemüt verdammt große Schatten wirft (Man betrachte nur das LP-Cover genauer!), wie uns der letzte Song „Southern Bell“ unweigerlich zu verstehen gibt: „Wake up it's morning / Are these aur last days? / It takes strength / And courage just to die this way“ („Wach auf, es ist Morgen / Sind dies unsere letzten Tage? / Es braucht Kraft / Und Mut, um auf diese Weise zu sterben“).

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 93x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (23:31):
  • Renegade (5:12)
  • Cold Dreaming (5:02)
  • In The Butterfly House (4:10)
  • Strange Weather (4:41)
  • A Drop In The Ocean (4:26)
  • Seite B (21:20):
  • Last Year’s Man (4:26)
  • Stupid Schemes (4:46)
  • Saint Teresa (4:56)
  • Orlando (3:26)
  • Southern Bell (3:46)

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