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Thin Lizzy: Acoustic Sessions (Review)

Artist:

Thin Lizzy

Thin Lizzy: Acoustic Sessions
Album:

Acoustic Sessions

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Kult, Akustik Rock

Label: Decca
Spieldauer: 42:32
Erschienen: 24.01.2025
Website: [Link]

„Nachdem ich alle Decca-Aufnahmen gesichtet hatte, legte ich eine Liste von Ideen vor, aber in den meisten Fällen waren zusätzliche Entwicklungen und Material erforderlich. Also wandten sich die Jungs vom Label an Eric (Bell), der gerne bereit war, sich auf das Projekt einzulassen, und ich glaube, dass wir gemeinsam etwas wirklich Einzigartiges und Besonderes geschaffen haben.“ (Richard Whittaker, Produzent und Mixer der „Acoustic Sessions“ von THIN LIZZY)


Sie können's auch akustisch!
Und hier ist der Beweis auf limitiertem, marmoriertem oder durchsichtigem Vinyl dafür, dass THIN LIZZYs eigenen, sonst knackig elektrisch verstärkten Rock-Songs auch als akustische Varianten eine richtig gute Figur abgeben. Und das so viele Jahre später...
Bevor man allerdings den Mut besitzt, sich an diesen akustischen Versuch der Interpretationen eigener Lizzy-Klassiker heranzuwagen, sollte man sich als erstes noch einmal den rockigen Evergreen „Whiskey In The Jar“ ins Gedächtnis rufen. Ein (gecovertes) Original, das für THIN LIZZY als ihr erster britischer Top-10-Hit den Durchbruch bedeutete, obwohl es aus einer banalen Probenspielerei heraus entstanden war und daher eine ganz eigene Geschichte besitzt:


Eigentlich ist „Whiskey In The Jar“ ein uraltes irisches Volkslied (wohl aus dem 18. Jahrhundert), dem allerdings durch THIN LIZZY ein völlig neues Blues-Rock-Leben eingehaucht wurde, als Phil Lynott während einer Probe diese Melodie anstimmte, woraufhin ihr damaliger Bandmanager sie dazu drängte, den Song unbedingt aufzunehmen, obwohl die Band nicht gerade begeistert von dieser Idee war und tatsächlich nie wirklich warm mit diesem Song wurde. Bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1972 jedoch stieg gerade dieses recht untypische Stück bis auf Platz 6 der britischen Charts. Trotz des Erfolgs distanzierten sich THIN LIZZY zunächst von dem besungenen Krug voller Whiskey und ließen ihn auf ihrem kommenden Album weg. Egal! „Whiskey In The Jar“ entpuppte sich durch diese neue Interpretation von THIN LIZZY als echter Evergreen und wurde beispielsweise von U2, METALLICA und THE POGUES gecovert.
Endlich also – alles andere wäre Frevel gewesen – wird dieses „Whiskey In The Jar“ auch auf „Acoustic Sessions“ zu entdecken seien. Noch dazu ist gerade diese Version der erste Versuch von THIN LIZZY, ihren Kult-Titel akustisch zu verewigen.
Kann das nach so vielen Jahren wirklich funktionieren?
Und noch dazu mit der Stimme eines bereits 1986 Verstorbenen – dem eigentlichen Urgestein hinter THIN LIZZY: Phil Lynott?
Es funktioniert.
Und hier kommt der Beweis dafür.


Vier Jahrzehnte sollte es also dauern, bis es zur Veröffentlichung dieses schön im Sixties/Seventies-Style gestalteten (an „Vagabonds In The Western World“ erinnernden) Akustik-Albums kam, das für viele sicherlich genauso überraschend erscheint wie für den Kritiker.

Noch überraschender kommt die Tatsache daher, dass dieses Album tatsächlich mit Lynotts Original-Gesang versehen wurde, während Gründungsmitglied und Gitarren-Ur-Gestein Eric Bell speziell für dieses Album als nunmehr 78-jähriger Gitarrist die Gitarrenparts ganz aktuell einspielte und damit dem Hörer und THIN LIZZY-Freund ein gänzlich neues Hörerlebnis geboten wird.
Eine seltsame, aber hochinteressante wie auch gewöhnungsbedürftige Kombination, die mehr auf die ruhigere Seite der Band setzt und dabei beispielsweise solch wunderbare Version wie von „Dublin“ hervorbringt.


„A Song For While I'm Away“ wartet sogar mit einem ganzen Streicher-Orchester auf und entpuppt sich als durchgängig getragene Ballade, deren traurige Stimmung gerade durch das recht zurückhaltend spielende Orchester betont wird. Hier schon spürt man, dass die akustischen Varianten der (mitunter weit über ein halbes Jahrhundert) alten, Songs deutlich ruhiger und mitunter hymnischer ausfallen.
Eine Stimmung, welche das gesamte Album durchzieht.


Eric Bell allerdings liegt ein anderer Song aus dem 1971er-Band-Debüt-Album am Herzen, zu dem er feststellt: „Ich erinnere mich an die Aufnahme von ‚Eire‘ im Jahr 1971. Ich schrieb den Hauptgitarrenpart zuerst auf der Akustikgitarre und dann bauten wir ihn von dort aus auf. Ich spielte die 12-saitige Akustikgitarre während des gesamten Stücks und setzte die E-Gitarre oben drauf. Das war vor kurzem im Studio in Belfast nützlich, in dem wir neue Gitarrenparts aufnahmen, um neue Thin-Lizzy-Akustik-Versionen einiger unserer Lieblingssongs zu kreieren, indem wir die originalen Akustikparts neu aufnahmen und den Gesang hinzufügten, den Philip damals beisteuerte, sowie die originalen Schlagzeugparts, die Brian bei den ursprünglichen Aufnahmesessions einspielte."

Auch besitzt „Acoustic Sessions“ etwas Farbenfrohes und Psychedelisches – schon bei dieser Idee und der Form ihrer Umsetzung, sodass auch das herrlich psychedelische gestaltete Cover samt comicartig bedruckter Innenhülle bestens zu der Wirkung des gesamten Albums passt.
Genau dieses psychedelisch angehaucht Bluesige kommt dann durch den großartigen „Slow Blues – E.B. (Eric Bell)“ zum Ausdruck, bei dem doch tatsächlich eine E-Gitarre auftaucht und zum ersten Mal in die Piano-Tasten gehauen wird, während auf „Shades Of A Blue Orphanage“ zum zweiten und letzten Mal Keyboards zum Einsatz kommen, wobei besonders das Mellotron beeindruckt, bis dann „Remembering Pt. 2“ das Album zu seinem beeindruckenden Ende führt.


FAZIT: THIN LIZZY auf akustisch? Eine seltsame, auf der Vergangenheit beruhende Idee beeindruckend in die Gegenwart geholt: und zwar ein Akustik-Album von THIN LIZZY zu veröffentlichen, das vorrangig auf der Stimme des 1986 verstorbenen Phil Lynott und dem neu eingespielten akustischen Gitarrenspiel des Lizzy-Urgesteins Eric Bell beruht. Auf jeden Fall ein völlig neues Hörvergnügen für alle, denen bis heute THIN LIZZY etwas bedeuten. Selbstverständlich fehlt auch „Whiskey In The Jar“ (mit dem die Band immer ein wenig fremdelte) nicht, das zum ersten Mal als eine akustische Version auf „Acoustic Sessions“ enthalten ist. Summa summarum ein ambitionierter Einfall, musikalisch gut umgesetzt. Wer allerdings den knackigen, druckvollen Sound längst vergangener Tage erwartet, der wird bei so viel Akustik und ruhigen Rhythmen wohl mit „Acoustic Sessions“ nicht gänzlich auf seine Kosten kommen. Neben der Musik überzeugt zudem die psychedelisch gehaltene Sixties-Gestaltung des Plattencovers sowie die im Comic-Stil bedruckte LP-Innenhülle, in der sich das transparente bzw. marmorierte Vinyl verbirgt.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 147x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (21:13):
  • Mama Nature Said
  • A Song For While I'm Away
  • Eire
  • Slow Blues – E.B. (Eric Bell)
  • Dublin
  • Seite B (21:19):
  • Whiskey In The Jar
  • Here I Go Again
  • Shades Of A Blue Orphanage
  • Remembering Pt. 2

Besetzung:

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