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Interview mit Hellish Crossfire (08.03.2010)

Hellish Crossfire

HELLISH CROSSFIRE sind kompromisslos, kompromisslos und unterhaltsam in ihrem Tun, in ihrer Adaption an Achtziger Thrash Metal, inklusive Coverartwork und Texten, die klischeebeladener nicht sein könnte, aber eins macht: Unglaublich viel Spaß. Also mal das große Computernetzwerk genutzt, um Gitarrist Iron Incubus Schlüsselerlebnisse der Jugend zu entlocken und um den Beruf des  Kontokorrentbuchhalters näher gebracht zu bekommen.

Wie alt seid ihr und wo wart ihr 1985, als die IRON ANGEL-Scheibe erschien, von der ihr den Bandnamen geliehen habt?

Also, ich bin 30 Jahre alt, unser Sänger Iron Tyrant 27, unser Schlagzeuger 24 und unser Bassist Sick ist der Dienstälteste mit 42 Lenzen. Wir sind also zu 3/4 noch nicht so alt als dass wir das Erscheinen des Iron Angel-Debüts bewusst hätten miterleben können. Ich meine, als die genannte Platte auf den Markt kam, war ich grad mal sechs Jahre alt. Wenn man da keinen älteren Bruder hat, der einem systematisch mit solchen Klängen aufzieht, muss man sich selbst in diese Musik, ich nenne es mal, "hineinentwickeln". Ich beispielsweise hab eigentlich neben klassischer Musik schon immer auch ein Faible für Rockmusik à la Rolling Stones, Beatles, Pink Floyd oder Queen gehabt. So langsam bin ich dann mit der Musik von härteren Gruppen wie AC/DC oder Motörhead in Kontakt gekommen, bis ich dann mein "Schlüsselerlebnis" beim Kauf meiner allerersten Metalplatte im Alter von circa 12 Jahren hatte: Es handelte sich dabei um das glorreiche Debut der Götter Black Sabbath. Schon nach dem berühmt-berüchtigten Regen/Kirchturmglocken/Gewitter-Intro, beim Einsatz des mächtigen Anfangsriffs, keimte in mir die Gewissheit auf, fortan mein Leben dieser Art von Musik zu widmen. Danach war die Welt nicht mehr so wie sie mir noch kurz zuvor erschien: Ich lernte immer derbere Stile kennen und widmete mich immer intensiver dieser großen Leidenschaft, diesem Lebensstil...
Unser Bassist Sick dürfte die Veröffentlichung des "Hellish Crossfire"-Albums anno 1985 noch "hautnah" miterlebt haben. Das erste Metal-Konzert, auf dem er zugegen war, war einst in Nürnberg, als Venom damals ihre erste legendäre Tour hierzulande absolvierten und Metallica im Vorprogramm hatten...überflüssig zu erwähnen, dass Cronos & Co. seit dem Zeitpunkt zu seinen absoluten Lieblingsmusikern zählten! Aber Sick war damals auch noch recht jung, war Schüler und hatte naturgemäß auch nicht so viel Kohle, um sich ständig neue Platten zu kaufen. Er hat schon desöfteren erzählt, dass man damals halt im Plattenladen stand und sich entscheiden musste, ob man sich nun Violent Forces "Malevolent Assault Of Tomorrow" oder die neue Exciter zulegt: Für ein Album musste man sich entscheiden, zu mehr reichte damals das Taschengeld nicht. Deswegen hat auch Sick sich einige Klassiker erst im Nachhinein zugelegt. Ob das auch bei Iron Angels Debüt der Fall war, entzieht sich jetzt aber leider meiner Kenntnis...
Das erste Album der Hamburger Speed Metaller war nicht der alleinige Grund für die Wahl des Bandnamens HELLISH CROSSFIRE: Da gibt`s noch eine Textzeile in einem Song einer auch recht bekannten deutschen Band, die diese beiden Wörter beinhaltet. Das war laut unserem Sänger Iron Tyrant, der zu einem großen Teil für die Wahl unseres Bandnamens verantwortlich war, der Hauptgrund damals.
Davon abgesehen versinnbildlichen die Wörter HELLISH CROSSFIRE natürlich auf sehr anschauliche Weise, worum es bei unserer Musik geht: Düsternis, Aggressivität und Treue zu den alten Metal-Werten der 80er Jahre. Darüber hinaus hört sich der Name einfach gut an, ist einprägsam und bis dato meines Wissens nach bislang noch von keiner anderen Band benutzt worden...


hellish crossfire band 01In einem alten Interview hab ich das böse Wort „Studium“ gelesen. Was macht ihr heute außer alter Musik?
Hehe, wenn Du das Wort "Studium" irgendwo gelesen hast, dann wohl im Zusammenhang mit mir: Ich bin der einzige bei HELLISH CROSSFIRE, der Jahre auf Universitäten und Fachhochschulen verbrachte. Hatte mich selbst fast schon als ewigen Studenten abgestempelt, dann hat`s letzten Endes doch noch geklappt und mittlerweile arbeite ich als Beamter in der öffentlichen Verwaltung.
Unser Schlagzeuger Evil Possessor hat einen eher handwerklichen / technischen Beruf, glaube ich. Genaueres weiß ich jetzt auch nicht, wir unterhalten uns generell nicht allzu viel über die Arbeit, wenn wir mit der Band unterwegs sind, hehe...
Unser Sänger Iron Tyrant arbeitet als Maler. Da das Geschäft recht hart ist und viele Firmen da regelmäßig hoppsgehen, steht er momentan ohne Job da - aber da wird sich in absehbarer Zukunft schon wieder was finden...
Unser Bassist Sick schlussendlich verdingt sich als Kontokorrentbuchhalter bei einem Unternehmen, das irgendwie zum Telekom-Konzern gehört. Seine Berufsbezeichnung hab ich mir sehr gut gemerkt, da diese sehr krass im Vergleich dazu ist, wie man ihn sonst so auf Konzerten / Festivals antrifft: Da ist der gute Herr nämlich in der Regel alkoholtechnisch ziemlich gut dabei, schafft es dann schon mal, drei Tage lang durchzutrinken und Raum und Zeit zu vergessen, hehe...
Aber jeder von uns hat sozusagen "zwei Leben": Das, ich nenne es mal, "gutbürgerliche" und unser eigentlicher Daseinszweck, nämlich als Metalmusiker und -fans. Ohne das eine würde das andere nicht funktionieren, so einfach ist das! Wir benötigen Kohle, um uns Equipment und dergleichen leisten zu können, andererseits brauchen wir dann und wann auch mal etwas Abstand, Abwechslung und Muse, um uns inspirieren zu lassen etc. Aber solange man beide Sachen gut miteinander koordinieren kann, ist das alles kein Problem. Jeder von uns hat einen geregelten Beruf mit Arbeitstagen von Montag bis Freitag und ohne Schichtarbeit, was bedeutet, dass die Wochenenden für Konzerte frei sind...das ist schon sehr wichtig, andererseits ist es auch nötig, dass jeder von uns finanziell unabhängig ist. So können wir musikalisch in aller Ruhe unser Ding durchziehen und müssen nicht bei Plattenfirmen unterschreiben, die uns sagen wollen, wie wir zu klingen haben, damit sie unsere Scheiben verkaufen und wir dann von deren Tantiemen mehr schlecht als recht leben können. Durch unsere Jobs sind wir darauf überhaupt nicht angewiesen, was für uns natürlich bedeutet, dass wir kreativ schalten und walten können, wie wir wollen...!


Warum Thrash?
Keine Ahnung! Die Musik kommt einfach so aus mir heraus! Ich setze mich jetzt nicht hin und versuche krampfhaft, einen Song zu schreiben, der wie alte Slayer klingt oder so, die Ideen kommen einfach zu mir, hehe...! Ne, im Ernst: Selbst vor vielen Jahren, als ich noch in einer hiesigen Death / Doom-Combo spielte, klangen meine eigenen Riffs, die ich für mich daheim schrieb und die in der betreffenden Band keinen Platz fanden, eher nach altem 80er Thrash oder Speed Metal. Damals dann, als wir HELLISH CROSSFIRE gründeten, einigten wir uns grundlegend auf eine Verbindung von Black und Thrash Metal. Die Black-Elemente wurden im Laufe der Zeit immer weniger (wenngleich sie immer noch da sind), der Thrash trat in den Vordergrund. Speziell bei unserem momentanen Album "Bloodrust Scythe" haben uns einige Leute viele alte Heavy-Einflüsse attestiert. Das mag stimmen, gründen so einige Ideen doch auf meiner Vorliebe für die NWOBHM. Im Studio kamen uns dann einige weitere Ideen, die eher vom klassischen Heavy Metal beeinflusst waren, so dass "Bloodrust Scythe" mehr traditionelles Metalfeeling versprüht als noch unser Debüt "Slaves Of The Burning Pentagram". Dann gibt`s speziell hinsichtlich unseres Zweitwerkes noch zunehmend Stimmen, die sagen, wir zocken eigentlich gar keinen "richtigen" Thrash Metal, sondern eher frühen Death Metal à la Death / Mantas, Pestilence, Messiah oder Possessed. Abgesehen davon, dass ich die sämtlichen genannten Gruppen als Einflüsse anerkenne und zugebe, dass wirklich so manche Todesblei-Elemente in unseren Songs erkennbar sind, bin ich eher der Meinung, dass ruppiger, aggressiver Thrash der kleinste gemeinsame Nenner ist, den man bei uns herausfiltern kann.
Doch zurück zu Deiner Ausgangsfrage: Unsere Songs entstehen auf eine sehr natürliche Art und Weise. Wenn ein ansonsten astreiner Speed / Thrash-Song nun plötzlich nach einem Autopsy-ähnlichen Doomriff verlangt, dann bauen wir das eben einfach ein! Wir lassen Einflüsse aus sämtlichen Metal-Spielarten zu, wenn etwas zu einem Stück passt, dann wird das verwendet, ohne Rücksicht auf Genregrenzen! Das macht auch unseren Sound bis zu einem gewissen Grad aus: Es kommen unterschiedliche Spielarten (zumeist extremen) Metals zusammen, diese werden gut umgerührt und heraus kommt ein typischer HELLISH CROSSFIRE-Song! Wir sind weit davon entfernt, bestimmten Bands nacheifern zu wollen, wir machen das worauf wir Bock haben und ziehen unser eigenes Ding durch! Das war anno 2002 schon so, als wir uns gegründet hatten, und das wird auch immer so sein!

hellish crossfireWie kommt ihr an ein kleines schwedisches Label?
Dazu muss ich erstmal etwas ausholen: Nach der Veröffentlichung unseres Rehearsaltapes „Unholy Tyranny“ im Jahre 2004 kamen wir mit Steelfire Invasion Records aus Holland in Kontakt und die wollten eine MLP von uns auf Vinyl herausbringen. Wir hatten mittlerweile genügend Songs am Start, also enterten wir das Rape Of Harmonies Studio, um die Sachen aufzunehmen. Als wir dann fertig waren, ging Steelfire Invasion leider den Bach runter. Da wir jetzt ohne Plattenfirma dastanden und wir irgendwie nicht wussten, wie`s denn jetzt weitergehen sollte, fiel mir mein langjähriger Kumpel Peter von I Hate Records wieder ein, mit dem ich schon lange zuvor Tapes und dergleichen getauscht hatte (er spielt ja auch noch bei der Black / Death / Thrash-Gruppe Terrorama) und der uns schon mal gefragt hatte, ob wir nicht mal was über sein Label rausbringen möchten. Damals war aber noch die Zusammenarbeit mit Steelfire Invasion aktuell, weshalb ich ihm leider einen Korb geben musste. Naja, und dann fragte ich halt noch mal höflich bei ihm an, ob er unsere bereits aufgenommene Musik veröffentlichen möchte. Peter war immer noch sehr enthusiastisch was HELLISH CROSSFIRE anbelangte, deshalb sagte er zu, meinte aber, dass wir die 30 Minuten, die wir im Rape Of Harmonies aufgenommen hatten, in Form eines Longplayers herausbringen sollten. Damit waren wir aber nicht so recht einverstanden, weil wir dachten, dass `ne knappe halbe Stunde für ein volles Album etwas zu wenig sei. Also mussten wir erneut dasselbe Studio frequentieren und zwei weitere Stücke (`Eternal Tyranny` und `Claw Of The Reaper`) aufnehmen. Im Jahr 2006 erschien dann unser Debütalbum "Slaves Of The Burning Pentagram", dessen Erfolg sich recht schnell abzeichnete. Also boten uns I Hate Records einen längerfristigen Vertrag an, den wir dankbar unterzeichneten. Denn wir wissen, dass die Schweden alles in ihrer Macht stehende tun werden, um uns zu unterstützen! Natürlich hat ein eher kleineres Undergroundlabel nicht die promotiontechnischen Möglichkeiten wie irgendwelche größeren Plattenfirmen, aber darauf kommt es uns gar nicht an: Wir wollen ein Label haben, das hinter uns und hinter unserer Musik steht, das längerfristig mit uns zusammenarbeiten und uns nicht nur wie eine trächtige Kuh ausweiden will. Wir sind lieber eine etwas größere Band bei einem kleinen Label als eine kleine Gruppe bei einer großen Plattenfirma!
Vielleicht mag es ungewöhnlich scheinen, dass wir als deutsche Formation unsere Heimat in Schweden gefunden haben, aber das hat sich einfach so ergeben. Zudem waren wir schon immer viel mit Metalheads aus dem Ausland in Kontakt, so dass das eigentlich auch nichts wirklich Ungewöhnliches für uns ist. Es ehrt uns, bei einer Plattenfirma zu sein, die geniale Scheiben von beispielsweise Pagan Altar, Nifelheim, Vulcano, Root, Protector, Crux, Forsaken, Count Raven, Eidomantum, Lord Vicar etc. herausgebracht hat! Zudem verfügt I Hate über eine Vielfalt im Backkatalog, da stehen Doomlegenden neben Black / Thrash-Größen. Diese Offenheit gefällt mir persönlich sehr, zumal ich auch ein großer Doomfan bin...aber generell ist festzustellen, dass I Hate sehr viel Wert auf Qualität legen, ich kann mich an keine richtig schlechte Veröffentlichung auf diesem Label erinnern! Jedenfalls fühlen wir uns dort sehr wohl und werden wohl auch weiterhin mit den Schweden zusammenarbeiten...!


Da ihr ja doch recht erfolgreich seid, würdet ihr bei einer großen Firma unterschreiben und Kompromisse eingehen? Wo bleibt die Ballade?
Ich glaube, meine obigen Ausführungen dürften schon in etwa eine Antwort auf diese Frage gegeben haben. Sollte irgendwann einmal ein wirklich sehr gutes Angebot einer großen Plattenfirma eintrudeln, wir trotzdem weiterhin unser Ding durchziehen und unabhängig bleiben können, wäre zumindest ich nicht abgeneigt, dort zu unterschreiben. Ich würde also nicht generell "nein" dazu sagen. Aber heutzutage ist es ja oftmals so, dass irgenwelche Knebelverträge offeriert werden, die dazu führen, dass man als Band nix mehr zu sagen hat. Wenn ein Plattenvertrag zu Kompromissen führen sollte, würde das uns dazu veranlassen, dem jeweiligen Label den erhobenen Mittelfinger entgegenzustrecken! Wir lassen uns durch nichts und niemanden limitieren, niemand darf uns in dem was wir machen reinreden! Bis dato haben wir`s auch ganz gut ohne Hilfe eines großen Labels geschafft, obwohl das eigentlich nie in unserer Absicht stand! Wir wollen einfach nur die Musik spielen, auf die wir Bock haben, sonst nix! Dass unser Sound einigen Leuten gefällt, ehrt uns natürlich, aber wir würden nichts anders machen, würde sich keine Sau für uns interessieren!
Deshalb versteht sich ja wohl von selbst, dass es bei HELLISH CROSSFIRE wohl nie zu einer Ballade kommen wird. Obwohl - auf unserem aktuellen Album "Bloodrust Scythe" haben wir mit `Into The Old And Evil` ein Stück, das ursprünglich als "gemächlicher" Midtemposong konzipiert war. Dass das Teil dann trotzdem "etwas" schneller ausgefallen ist als von mir ursprünglich geplant gewesen, war unserem gemeinsamen Songwriting zu verdanken, hehe! Der Track war jedenfalls ein erster Schritt zu einem etwas "gemäßigteren" Musiziertempo - mehr Zugeständnisse an den Kommerz wollen wir aber definitiv nicht machen, hehe...! Die bisher von mir neu ausgedachten Ideen für eine etwaige dritte Scheibe knallen jedenfalls allesamt wieder sehr ordentlich, so dass ich denke, dass sich an unserer grundlegenden Ausrichtung wohl nie was ändern wird!

hellish crossfire band 02Wird es „Bloodrust Scythe“ als Vinyl geben? HELLISH CROSSFIRE auf MP3, geht das vom Gefühl her?
Natürlich wird es "Bloodrust Scythe" auch auf Vinyl geben - wir peilen eine LP-Veröffentlichung im April diesen Jahres an. I Hate Records wollten zuerst die CD rausbringen, weil das so mit der Promotion am Besten zu bewerkstelligen ist, danach erst folgt das Vinyl. Anders rum wär`s uns lieber gewesen (so hatten wir das bereits bei unserem Debüt gemacht), aber letzten Endes ist die Zeitplanung in Händen unseres Labels und wenn die Schweden meinen, dass unsere Platte so besser zu promoten sei, vertrauen wir auf diese Entscheidung.
MP3, was ist das? Hehe, Vinyl und Kassette sind meiner Meinung nach DIE Formate für traditionelle, beseelte Mucke. Ich weiß nicht, warum viele Bands heutzutage ihre eigens erschaffene Kunst für von so geringfügigem Wert halten, dass sie einer Veröffentlichung in MP3-Format oder so zustimmen. Gut, ich muss zugeben, dass ich mir auch schon mal notgedrungen MP3s heruntergeladen habe, das stand aber immer in Bezug zu meiner Tätigkeit als Schreiberling. Viele Plattenfirmen heutzutage verschicken ja gar keine Promos mehr, sondern bieten die Veröffentlichungen ihrer Schützlinge zum Download an. Das kommt meiner Meinung nach einem Misstrauensvotum gegenüber der Qualität der jeweiligen Band gleich: Wenn man nicht einmal mehr ein paar Cent in eine lumpige Promo-CD investieren will, ist einem das jeweilige "Produkt" als solches rein ideell gesehen wohl gar nichts wert. Das muss man immer von vornherein unterstellen, selbst wenn das nicht immer zutrifft bzw. der Faktor Bequemlichkeit und Einfachheit in dem Zusammenhang auch eine gewisse Rolle spielt. Aber eine MP3 verhält sich zu einem Song auf einer Langspielplatte wie Instantnahrung gegenüber einem guten Schweinshaxen mit Klößen: Beides hat zumindest einen ähnlichen Geschmack, beides erfüllt seinen Zweck, nämlich den Hunger zu stillen. Aber während das eine mit richtigem Genuss und innigem Verzehr zusammenhängt, ist das andere einfach eine oberflächliche Zweckbefriedigung, die so ziemlich all das vermissen lässt, um was es bei richtigem Essen geht. Oder vielleicht kann man sich das Ganze auch als Pille vorstellen, die man einwirft und nach deren Verzehr man sich dann fühlt, als hätte man drei Bier intus? - Was würdest Du lieber tun, diese Pille einschmeißen oder Dir drei Flaschen Gerstensaft genüsslich in einer Runde mit Gleichgesinnten bei der richtigen Musik hinter die Binde zu kippen? So oder so ähnlich ist auch der Unterschied zwischen einer Vinyl- und einer MP3-Veröffentlichung zu sehen... Zugegebenermaßen sind das recht bildliche Vergleiche, aber ich hoffe, ich konnte meine Position damit etwas verständlicher machen, hehe...

Habt ihr eine Idee, warum ausgerechnet eine dermaßen „Retro“ klingende Band überall gut ankommt? Weil Metalheads konservativ sind?
Ehrlich gesagt, sind wir selber völlig verblüfft, welch positive Reaktionen unsere Musik nach sich zieht. Ich meine, wir haben uns damals anno 2002 im Proberaum getroffen, um schlichtweg ein bisschen zusammen herumzuzocken, ohne Zwänge, einfach für uns selbst. Heute fragt mich ab und an unser Bassist Sick, was denn nun eigentlich aus unserer "schönen, kleinen Band" von damals geworden ist?! - Wir hätten nie mit einem derart enthusiastischen Echo gerechnet, aber vielleicht ist genau darin auch ein Teilgrund für unseren Erfolg zu sehen: Wir verstellen uns nicht, wir geben uns einfach so wie wir sind, hier ist rein gar nichts aufgesetzt! Vielleicht merken das die Leute auch, der Spaß, den wir am Musikmachen haben, ist uns insbesondere livehaftig zu jeder Sekunde anzumerken. Ich glaube, dass so etwas heutzutage sehr selten geworden ist, bei den meisten gegenwärtigen Bands ist viel mehr Schein als Sein.
Hm, ich denke, es gibt sowohl konservativ als auch stilistisch offene Metalheads. Ich beispielsweise kann völlig engstirnig sein, wenn es um Musik geht, aber mir dann auch außer Metal klassische Musik, Blues, 70er Rock, Psychedelic, Space Rock, Progressive Rock oder gar mal etwas Jazz anhören. Gute Musik ist und bleibt gute Musik, egal, um welches Genre es sich handelt!
Ich glaube eher, dass es so ist, dass einst in den 80er Jahren die Grundpfeiler für derben Metal geprägt wurden und dass die meisten Klassiker dieser Musikrichtung damals geschrieben wurden. Naturgemäß lassen sich die meisten Bands von dieser Ära inspirieren, und irgendwo hängt da auch die Seele dieser Musik. Und zu dieser finden die Hörer einfach immer wieder zurück, egal was grad angesagt ist. Man wird auch nach weiteren 20 Jahren immer noch von der Räudigkeit der frühen Sodom, der Klasse von "Malevolent Assault Of Tomorrow" oder dem glorreichen Exodus-Debüt sprechen. Dann sind zwar Gruppen längst vergessen, die heutzutage von großen Labels hochgepusht werden, aber die Pionierarbeit für diese Art Musik wird immer lebendig bleiben, egal was der Zeitgeist momentan befiehlt. Das ist aber auch in anderen Szenen so: Proggies werden sich wohl für immer und ewig auf Vorreiter wie Pink Floyd, King Crimson, The Moody Blues, Gentle Giant, Van Der Graaf Generator oder Genesis beziehen, Punks / Hardcoreler halten für immer die Sex Pistols, die Dead Kennedys, die Ramones, The Damned, The Clash oder Black Flag in Ehren. Das hat weniger was mit Konservatismus zu tun als vielmehr mit der Tatsache, dass man sich der Wurzeln einer bestimmten Musikrichtung immer bewusst sein sollte. Aber irgendwie erfolgt auch immer quasi eine "automatische" Rückbesinnung auf die Roots, auf die glorreichen Zeiten. Zumindest geht das den meisten Leuten so, die sich mit der Seele eines gewissen Stils auseinandersetzen möchten...
Wir jedenfalls wollen nicht auf Gedeih und Verderb "Retro" klingen, eigentlich hassen wir dieses Wort. Wir sind einfach so wie wir sind, wir machen die Musik, auf die wir am meisten Bock haben. Wir wollen nicht künstlich etwas wiedererwecken, das am besten in der Vergangenheit aufgehoben ist. Wir sind jetzt hier und wollen hier und jetzt unsere Vision düsteren, brachialen Metals unters Volk bringen!

Wer von euch hat eigentlich die 80er-Metal-Phrasen-Dresch-Maschine ersteigert? Um was geht es eigentlich textlich bei „Bloodrust Scythe“?
hellish crossfire band 03Meinst Du das mit dem Phrashendreschen jetzt auf unsere Texte oder auf meine Interviews bezogen, haha?!? Also, ich selbst habe diese Maschine wohl ersteigert, als ich mit HELLISH CROSSFIRE anfing Musik zu machen: Interviews sind einfach da, um zu erzählen, um was es bei unserer Band eigentlich geht. Das mache ich gerne und wem sich das zu sehr nach Phrasendrescherei anhört, der kann sichergehen, dass ich das alles purernst meine, hehe!
Unsere Texte sind in erster Linie dazu da, um die Musik zu untermalen - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Soll heißen, dass die einzelnen Wörter zur jeweiligen Stimmung des Stückes passen müssen. Eine richtige Aussage, Botschaft oder so möchten wir damit nicht transportieren. Zu aggressiver Musik passen aggressive, düstere Texte, so einfach ist das. Wenn ich mich mit Fragen über den Sinn des Lebens auseinander setzen möchte, greife ich zu einem guten Buch, nicht zu einem CD-Booklet oder einem LP-Inlay! Das finde ich bei anderen Bands auch immer recht befremdlich, denn die wenigsten Gruppen vermögen wirklich gehaltvolle Lyrik zu offerieren. Das ist dann meistens von der Wahl der Wörter, aber auch von der Aussage her meilenweit hinter dem, was Leute abliefern, die so etwas nicht nur zur Untermalung ihrer Musik kreieren, sondern quasi "hauptamtlich" machen... Besonders im Black Metal-Bereich werden die immer gleichen großen Philosophen meiner Meinung nach fortwährend auf lächerliche Art und Weise (mis)interpretiert bzw. ständig die gleichen Stereotypen wiedergekäut. Wir hingegen messen unseren Texten keine großartige Bedeutung bei. Der einzige tiefere Sinn unserer Lyrics ist wohl, mit jedem Wort den alten Metalgeist vergangener Tage wieder heraufzubeschwören, als noch keine Möchtegern-Philosophiestudenten meinten, der Allgemeinheit ihre Weltsicht präsentieren zu müssen. Hatten beispielsweise Bands wie Exciter anspruchsvolle Texte? - Nein! In dieser Tradition stehen wir auch mit HELLISH CROSSFIRE. Deswegen haben wir bis dato noch nie Lyrics im Booklet / Inlay abgedruckt...


Was ist aus dem „Blood Of The Ancient“-Fanzine geworden? Ich schreibe ja noch fürs OX, welches ja eher ein Punkfanzine ist. Siehst du Parallelen zwischen der Punk/Hardcore-Szene und der Metalszene?
Tja, vor ein paar Jahren beschloss ich, eine kleine Pause mit meinem "Blood Of The Ancient"-Fanzine einzulegen. Ich wollte wieder Inspiration schöpfen, zudem fehlt mir nach wie vor die Kohle und die Zeit, um eine elfte Ausgabe zu veröffentlichen. Wenn ich schon was herausbringen möchte, dann muss ich sichergehen, dass das hochwertig und ambitioniert ausfällt. Die Pause dauert bis dato noch an, aber vielleicht wird`s ja nochmal was. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich irgendwann mal wieder mit einer neuen Ausgabe am Start bin. In der Zwischenzeit vertreibe ich mir die Zeit mit HELLISH CROSSFIRE bzw. mit dem Schreiben für eine größere deutsche Zeitschrift im extremen Metalbereich.
Ja klar gibt es Parallelen zwischen der Punk-/Hardcore-Szene und der Metalszene. Das fängt schon damit an, dass Exploited nachweislich eine ziemlich große Inspirationsquelle für Metallica waren. Sick und ich sind auch glühende Verehrer von Wattie & Co. Dazu steh ich noch total auf die guten, alten Sex Pistols, The Damned, The Clash, Black Flag, die Ramones, Social Distortion, die Dead Kennedys, Slime etc. Aber auch Crustcore à la Antiseen, Discharge und dergleichen finde ich hammergeil! Natürlich würden derlei Einflüsse nicht unbedingt zur Musik HELLISH CROSSFIREs passen, aber ich kann vielen Stilen etwas abgewinnen, die man nicht gerade in unserem Sound wiederfinden kann.
Venom klangen in ihren Anfangen wie eine böse Mischung aus Motörhead, Punk und der NWOBHM, Motörhead selbst lockten und locken immer noch viele Punks zu ihren Konzerten. Die frühen Black und Thrash Metal-Sachen waren eindeutig auch von räudigem Punk beeinflusst. Und die enorme Wichtigkeit des Crustcores für die Entstehung von Death Metal und Grindcore ist auch nicht abzustreiten.
Die DIY-Ethik, die Undergroundmentalität, die Authentizität: Das sind alles Elemente, die sowohl für Metal als auch für Punk notwendig sind. Sicherlich sollte man beide Genres nicht locker-flockig miteinander vermischen, aber letzten Endes haben beide Stile einen ähnlichen Background und eine ähnliche Philosophie. Gut, Punk ist in erster Linie sehr politisch und sozialkritisch, was meiner Meinung nach im Metal nix zu suchen hat, wir selbst sind eine völlig unpolitische Band!
Erst neulich wurden wir eingeladen, um auf einer Veranstaltung zu spielen, bei dem vorwiegend Punkbands auftreten. Wie gesagt, generell bin ich gegenüber dieser Musik nicht abgeneigt, aber letzten Endes wäre das wohl nicht der richtige Rahmen für eine Band wie HELLISH CROSSFIRE: Das ist eine ganz andere Szene und ich glaube, wir würden weder den Fans noch uns einen Dienst erweisen, würden wir dort inmitten von Punkgruppen auftreten. Ein / zwei Formationen pro Abend sind in Ordnung, aber wenn man auf einer Veranstaltung auftritt, bei der man eine totale stilistische Ausnahme ist, ist das doch eher befremdlich. Nix gegen die Veranstalter oder den Event an sich, aber da fühlen wir uns auf reinen Metalkonzerten wohler... Generell gesagt zocken wir aber gerne mit Bands aus unterschiedlichsten Stilrichtungen. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, dass wir sowohl vor Black-, Death-, Thrash-, als auch sogar vor Doom-Metal-Publikum bestehen können!


Gibt es etwas an aktueller Musik, das dir spontan gefallen hat?
Durch meine Tätigkeit als Schreiberling werde ich mit viel aktueller Musik konfrontiert - manchmal mit mehr als mir lieb ist, hehe...! Das Gros der heutigen Bands kann man getrost in der Pfeife rauchen, aber Gruppen, deren Veröffentlichungen mich in letzter Zeit beeindruckt haben, sind beispielsweise Cathedral, Abscess, Riverside, Porcupine Tree, Count Raven, Orchid, Wheelrunner, Highway Child, The Pineapple Thief, Heretic, Witchcraft, Enforcer (Schweden und Chile), Attacker Bloody Axe, The Wandering Midget, Horisont, Hour Of 13, Electric Wizard, Grand Magus, Antichrist (Schweden), Ungod, Division Speed, Witching Hour, Cruel Force, Excoriate, Heptameron, Hellspawn, Dead Congregation, Kathgor, Vault, Force Of Darkness, Antacid, Ejecutor, Communion undundund... Es gibt also heute immer noch Bands, die authentische, ehrliche Musik kreieren, man muss nur etwas länger danach suchen...

Letzte Worte?
Vielen Dank Dir, Ollie, für Deine Rezension, dieses Interview und Deinen Support! Hat wirklich Bock gemacht, Deine Fragen zu beantworten - schön, dass Du kein durch die Bank bierernstes Interview geführt hast, so war das Ganze schön unterhaltsam!
Danke auch an die Leser dieser Seiten, ich hoffe, man sieht sich mal bei einem Konzert!!

Hellish Hails!!!


On Speed I die,
For Thrash I cry,
In Black I rule,
Slaughtering the fool!!!





Merchandise:
CD “Bloodrust Scythe”: 10 Euros + P&V
Split-CD with Violent Attack “The Demos”: 10 Euros + P&V
Patches 3 Euros + P&V
Shirts ("Bloodrust Scythe" album cover or logo motive) 13 Euros + P&V
Sampler "Proselytism Records" with Vulcano, Bestial Mockery, HELLISH CROSSFIRE, Unaussprechlichen Kulten, Force Of Darkness, Atomicide, Violent Attack, Chainsaw, Ejecutor, Bestial Raids, Grave Desecrator, Throneum, Heptameron, Akron Cult and Gorhoth - 2 Euros + P&V


Contact:

Christian Wachter
Regensburger Weg 25
93351 Painten
- Germany -

wachter0@t-online.de
www.myspace.com/hellishcrossfirethrash

Dr. O. (Info)
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