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Interview mit VALDAUDR (08.12.2024)

VALDAUDR

Mit gehöriger Unverfrorenheit lassen es VALDAUDR auch auf ihrem zweiten Album "Du Skal Frykte" krachen, und nicht von ungefähr klingen die Songs gut abgehangen: Gitarrist Død bedient sich u.a. an Aufnahmen, an denen er vor rund 30 Jahren, also in den "early days" des Norwegischen Black Metal beteiligt war. In der Zwischenzeit hat er mit Blood Red Throne den Death-Metal-Underground aufgemischt und als Live-Gitarrist bei Satyricon ikonische Songs auf die Bühne gebracht. Bei VALDAUDR herrscht auch anno 2024 der rohe Geist einer Ära, deren Faszinationskraft für den Musiker offenbar nicht verblasst. Warum das so ist und wieso immer noch das Christentum ins Visier genommen wird, erläutert Død im Interview.

Grüß Dich, Død, und herzlichen Glückwunsch zu Eurem zweiten VALDAUDR-Album, das keine Gefangenen macht: "Du Skal Frykte“ entpuppt sich als die oft erwähnte "Faust in der Fresse" und wird hoffentlich als eines der besten Black-Metal-Alben im Jahr 2024 anerkannt - ein Album also, mit dem Ihr zufrieden sein dürftet...?!

Grüß dich, Thor! Wir sind zurück mit Black Metal der alten Schule, so wie wir ihn aus den frühen Neunzigern kennen. Diesmal gibt es ein paar mehr Melodien, die jedoch niemals die düstere Atmosphäre und die primitive Essenz gefährden. Wir sind nicht hier, um jemandem zu gefallen oder anerkannt zu werden. Ich habe 1991 begonnen, Black Metal zu hören und seit 1993 erschaffe ich Black Metal selbst, also ist das ein Genre, das ich gut kenne und das mir viel bedeutet. Beim Komponieren ergibt sich alles natürlich und flott. Ich weiß, dass VALDAUDR Qualität hat, und zweifelsohne wird der kundige Hörer das erkennen.

Vor etwa vier Jahren hast Du erklärt, dass Du gerne live spielen würdest, aber bald darauf kam das große C und viele Einschränkungen folgten, so dass Konzerte für einige Zeit nicht in Frage kamen. Hat Euch diese Entwicklung ermutigt oder gezwungen, Euch stattdessen auf das Schreiben neuer Musik zu konzentrieren?

Es ist nicht so, dass wir es erzwingen wollen, diese Musik auf eine Bühne zu bringen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt und es sich für uns richtig anfühlt, machen wir es vielleicht. Ich habe großen Erfolg mit meiner Hauptband und reise durch die ganze Welt. Wenn VALDAUDR live auftreten soll, muss es eine besondere Gelegenheit sein. Ich erzwinge nichts, wenn es um das Schreiben von Musik geht. Ob Pandemie oder nicht, ich komponiere, wenn ich Lust und Zeit dazu habe.

Auf YouTube hast Du kommentiert, dass das Intro für "Den Moerke Tronen" 1993 geschrieben und vor 30 Jahren auf einem Demo veröffentlicht wurde - hast du noch viel Material aus dieser Zeit, das Du jetzt verwenden kannst?

Der Name meiner damaligen Band war Seizure und es war eigentlich das allererste Projekt, das ich gestartet hatte. Anno 1994 nahm ich ein 4-Track-Instrumental-Demo auf und von selbigem habe ich zwei Riffs auf dem neuen VALDAUDR-Album aufgegriffen. Es gibt einige wirklich coole Riffs auf diesem Demo, insofern erwäge ich in der Tat, einige davon in Zukunft wieder zu verwenden!

VALDAUDR fungiert immer noch als Duo mit Rune Nesse an Bord für die Schlagzeugaufnahmen. Als Live-Drummer von Taake bringt er wahrscheinlich seine Erfahrungen aus dem traditionellen norwegischen Black Metal in Eure Musik ein, während es bei "Herren Hoester Liv" wohl nicht unbedingt um den Taake-Frontmann geht... Inwieweit bringt Rune auch eigene Ideen in Eure Kompositionen ein?

VALDAUDR ist und wird immer ein Duo bleiben, das aus Vald und mir besteht. Rune ist allerdings definitiv ein wichtiger Teil des VALDAUDR-Sounds. Er spielt nicht nur das Schlagzeug, sondern mischt und mastert auch unsere Alben. Wenn es um das Schlagzeug geht, spielt er so ziemlich genau dasselbe wie ich, der die Drums für die Demos programmiert. Ich habe ein ziemlich gutes Verständnis von Beats und weiß, wie alles klingen soll. Ich schätze, der einzige kreative Input von Rune sind die Drum-Fills und die Produktion des gesamten Albums.

Übrigens, das Riff in der Mitte von "Herren Hoester Liv" ist vielleicht das beste Satyricon-Riff der letzten Jahre, das nicht von Satyr selbst geschrieben wurde - Hut ab! Du hast bereits erwähnt, dass Du dem ursprünglichen Black Metal seit mehr als drei Jahrzehnten aktiv verbunden bist – was entfacht nach wie vor das Feuer in Dir?

Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, welchen Teil des Songs du meinst, doch ich bin definitiv von den alten Satyricon inspiriert, und ich habe auch drei Jahre lang in dieser Band gespielt. Ich denke, die Atmosphäre, die Melodien, die akustischen Gitarren und die eingängigen Riffs haben Satyricon damals ein wenig herausgehoben. Wie die alten Dissection. Verdammt, ich liebe es!

Ihr habt das Album in drei verschiedenen Studios aufgenommen, dennoch klingt das Endergebnis absolut stimmig und ich bin besonders erstaunt über die Gitarrensounds, die immer der jeweiligen Passage bzw. dem Song dienen, z.B. die düstere Passage, die nach ca. einer Minute in "Den Moerke Tronen" einsetzt. Wie wichtig sind Dir solche Details, wenn es um die Gesamtatmosphäre der Musik geht?

Ich meine, ich habe in den letzten zehn Jahren die Gitarren für alle meine Bands in meinem Heimstudio aufgenommen. Normalerweise verstärke ich den Gitarren-Sound, wenn ich ein Album abmische, doch bei VALDAUDR sieht die Nachbearbeitung anders aus, denn wir brauchen bei jedem Instrument diesen primitiven, gleichzeitig genau ins Schwarze treffenden Sound. Echte Drums, keine Trigger und so weiter.

Das Album-Cover von "Du Skal Frykte" ist so simpel wie nur möglich gehalten und deutet auf den Machtmissbrauch einer Kirche hin, die sich von der Angst ihrer "Schafe" nährt. Ist dies auch ein Synonym für andere Institutionen und Religionen, die Angst verbreiten, um den Verstand der Gläubigen/Anhänger zu kontrollieren?

Die Kirche ist das wesentliche Symbol des Christentums in Norwegen, und die organisierte Religion im Allgemeinen hat es verdient, kritisiert und angeprangert zu werden. Der Text konzentriert sich jedoch noch mehr auf die Schwäche der menschlichen Rasse und darauf, wie viele ihr Leben einem bereits festgelegten Muster unterwerfen – wie erbärmlich!

Warum ist die christliche Kirche als Feindbild in der Black-Metal-Szene immer noch so omnipräsent, während die Religion(en) des Islam in Europa auf dem Vormarsch sind?

Wir sind von Religion im Allgemeinen nicht begeistert. Das Christentum hat in Norwegen eine große Rolle gespielt und es fühlt sich ganz natürlich an, dies zu kritisieren anstatt andere, von Menschen gemachte Illusionen. Wir unterstützen den freien Geist und die Individualität!

Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, zu antworten und hoffentlich sehen wir uns mal, wenn sich VALDAUDR auf den Weg machen!

Im Namen des alten und düsteren Black Metals in seiner reinsten Form ermutigen wir dazu, frei zu sein. Ave!

Thor Joakimsson (Info)
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