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Interview mit The Foreshadowing (13.09.2012)
Mit „Second World“ haben die Italiener THE FORESHADOWING einen düsteren, apokalyptischen Brocken Gothic Doom veröffentlicht, der qualitativ klar am letzten Album anknüpft, aber auch eine Entwicklung der Band dokumentiert. Keyboarder und Background-Sänger Francesco Sosto hat sich die Zeit genommen, hier ein paar Fragen zur Band und zur neuen Platte zu beantworten...
Glückwunsch zu Eurem neuen Album. Wie seid ihr mit den Reaktionen von der Presse und den Fans denn zufrieden? Es gab eine Menge gute bis sehr gute Reviews, aber auch einige schlechte – der deutsche Metal Hammer zum Beispiel hat es ja nicht gerade nett mit Euch gemeint.
Danke. Wir hatten einige Erwartungen an dieses Album, denn wir fühlten, dass es unser bestes Album bisher ist und weil die Presse und die Öffentlichkeit unsere vorherigen Alben sehr wohlwollend aufgenommen hatten, haben wir angenommen, dass dies auch mit dem neuen Album passieren wird. Ach, der Metal Hammer mochte unser Album nicht? Geduld. Wir werden uns nicht die Adern aufschneiden oder uns aufhängen, wenn man die die ärmlichen Argumente desjenigen ansieht, der „Second World“ besprochen hat. Es scheint, als wäre er nicht besonders mit diesem Genre vertraut. Aber soweit ich mich überhaupt erinnern kann, gab es wirklich nur zwei schlechte Reviews zur Platte: das erwähnte, was die Printer anbelangt und ein weiteres im Netz. Die anderen Tonnen von Reviews waren alle extrem positiv, so dass ich sagen kann, wir haben im Ganzen ein exzellentes Feedback für dieses Album bekommen.
Wie würdest Du den Werdegang der Band beschreiben, wenn Du daran zurückdenkst, wie Ihr mit dem ersten Album angefangen habt? Gab es wesentliche Veränderungen im Songwriting oder etwas dergleichen?
Wenn ich an unser Debütalbum denke, glaube ich, dass wir erwachsener geworden sind. Die Songs sind komplexer und ausgearbeiteter als in der Vergangenheit. Wir haben uns mehr zugetraut, ohne die Songs dabei zu überstrapazieren. Wie auch immer, wir sind unserem Debüt treu geblieben und haben unsere musikalische Seite, die ein wichtiger Teil unseres Stils ist, beibehalten.
Es gibt diesmal einige neue Elemente, wie zum Beispiel den Chor auf 'Noli Timere'. Wolltet Ihr dieses Mal das musikalische Spektrum erweitern?
Wir haben bereits mit einigen Chören auf „Oionos“ experimentiert, aber das Resultat klang anders als erwartet. Es war ein Fehler von uns, nur auf Marcos' Stimme zu setzen, um einen Gregorianischen Chor-Effekt zu bekommen. Man benötigt dafür verschiedene Stimmen. Wir haben diesmal einen Dirigenten um seine Hilfe gebeten, um diesen Effekt zu erzielen. Wir haben acht verschiedene Stimmen versendet und meiner Ansicht nach ist das Resultat großartig.
Der musikalische Hintergrund der einzelnen THE FORESHADOWING-Mitglieder scheint ziemlich unterschiedlich zu sein. Wie funktioniert das im Songwriting? Gibt es Bands, die einen besonders großen Einfluss auf Eure Musik haben?
Ich denke, es ist ein gutes Zeichen, dass jeder von uns einen anderen Background hat. Es kann hilfreich sein, eine persönlichere Note in die Musik zu bringen. Egal – im Großen und Ganzen kommen die Themen und Riffs immer von denselben drei Leuten in der Band und danach nehmen alle am Songwriting-Prozess teil.
Wie würdest Du Eure Musik beschreiben? Ich habe viele Beschreibungen in der Presse gelesen, in der etwa von Gothic Doom mit Depeche Mode-Vocals die Rede war. Vielleicht nicht unbedingt die passende Beschreibung – was denkst Du?
Ich denke, der Vergleich zwischen Marcos Gesangstil und dem von Dave Gahan macht durch einige Ähnlichkeiten durchaus Sinn. Meiner Ansicht nach erinnert mich seine Stimme jedoch eher an Roland Orzabal von Tears or Fears als an Dave Gahan. Zudem hat Marco selbst bestätigt, dass er von dessen Stil beeinflusst wurde.
Könntest Du ein wenig über die Texte der neuen Platte sagen? Um was geht’s auf „Second World“?
Die Zweite Welt, von der wir sprechen, reicht zurück auf Prophezeiungen der Amerikanischen Hopi Indianer die etwa folgendes besagen: „Wenn der blaue Stern Kachina am Himmel erscheint, wird sich die fünfte Welt erheben.“ Auf diese Prophezeiung basierend haben wir das Grundthema entwickelt. Der Fokus liegt auf der Apokalypse. Sie wird verkörpert von Naturkatastrophen, die auf die Welt niederstürzen und von der Schuld, eine entfremdete und industrialisierte Welt geschaffen zu haben. Die Zerstörung der alten Welt wird ein neues Zeitalter erschaffen, welches auf Spiritualität und Bewusstsein beruht. Eine neue Welt – eine zweite Welt.
Inwiefern reflektiert das Artwork den Inhalt des Albums?
Das Album-Motiv bildet eine klare Linie zum Konzept des Albums. Es liegt zum Teil auch daran, dass Travis Smith uns erlaubt hat, ihm einige Hinweise und Vorschläge zu geben, um ihm die Richtung für die Inspiration für das Album zu liefern.
Ihr habt gerade erst das Rock Harz Open Air gespielt – weitere Festivals werden folgen – wie sieht es denn mit einer richtigen Tour aus? In Italien sieht es ja mit einer Doomszene nicht so rosig aus? Habt Ihr denn irgendwelche Angebote erhalten?
Wir werden noch das Summer Breeze 2012 spielen, was wir bereits vor zwei Jahren tun durften. Wir würden gern eine Europa-Tour arrangieren, um „Second World“ zu promoten. Unglücklicherweise haben wir bisher keine Booking-Agentur und so gestaltet sich die ganze Angelegenheit relativ schwierig. Was die Doomszene anbelangt, ist nicht nur Italien das Problem. Weltweit gibt es nicht wirklich viele Gothic Doom Bands. Zum großen Teil ist auch die Musikindustrie daran schuld: es wird nur in große Acts investiert oder schlimmstenfalls in Reunionen von alten Bands.
Euer erstes Album wurde noch über Candlelight veröffentlicht – inzwischen seid Ihr auf Cyclone Empire. Wie lief die Zusammenarbeit damals und wie ist es inzwischen?
Den Plattenvertrag mit Candlelight zu unterschreiben, war der größte Fehler unserer Karriere – es ist aber auch das einzige, was wir bisher bereuen müssten. Sie waren weit von Ehrlichkeit und Professionalität entfernt. Mit Cyclone Empire lief es für uns bisher sehr gut. Sie sind aufrichtig und machen einiges mehr als Candlelight – vor allem in der letzten Zeit.
Was kommt als nächstes für THE FORESHADOWING? Gibt es schon Pläne für ein neues Album oder ähnliches?
Wir werden uns bis Anfang 2013 auf Live-Aktivitäten beschränken und wenn es klappt auch touren. Wenn sich etwas ergibt, werden wir ernsthaft an der Veröffentlichung eines neuen Albums arbeiten.
Ok. Vielen Dank für Deine Zeit – möchtest Du zum Ende hin noch etwas loswerden?
Hört einfach mal in „Second World“ rein! Italiener doomen am besten ;)
- The Foreshadowing - Days Of Nothing (2007)
- The Foreshadowing - Oionos (2010)
- The Foreshadowing - Second World (2012)