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Interview mit Winters (15.06.2007)
War es nun Nigel Ingram oder Andy Prestidge. Mit dem ich dieses Interview geführt habe? – Egal, lauschen wir, was die Insel-Doomrocker so zu erzählen haben...
Euer Debüt ist stärker, als ich es nach der EP erwartet hätte. Die Songs sind jetzt fokussierter, oder? Welche Unterschiede bestehen eurer Meinung nach noch?
Danke, das stimmt: das Album ist besser als die EP. Songwriting und Zusammenspiel zeugen von mehr Selbstbewusstsein, obwohl wir auch immer noch stolz auf die EP sind. Eigentlich handelt es sich dabei um unsere ersten Demos, die wir selbst mit einem Laptop aufgenommen und abgemischt haben. „Fried“ oder „Black Clouds“ haben wir in letzter Minute noch auf das Album gepackt, und ich halte sie für herausragende Stücke, die auch unsere psychedelische Seite zeigen.
Seit wann gibt es euch überhaupt, und wie sehen eure Einflüsse aus? Ich höre da nicht so viel Hendrix und Cream, wie euer Label euch beschreibt, sondern eher die raue Seite des Grunge oder experimentelle Gruppen wie Melvins...
Winters haben sich im Mai 2005 formiert. Unsere Haupteinflüsse sind The Kinks, The Creation, Syd Barrett,Rush, Kiss – vor allem Ace Frehley -, Low, Elliott Smith, The Damned und Witchfinder General. Manche Leute nennen neben Hendrix und Cream auch Dinosaur Jr. oder Nirvana und Melvins wie du. Die späten Sechziger und frühen Neunziger sind wohl unsere größte Inspiration.
Wie ist das Klima für eure Musik in Großbritannien? –Seid ihr eher in einer Blase, oder siehst du Crossover-Potential für Winters im Doom- und Stoner-Bereich?
Darüber möchten wir nicht groß nachdenken und machen einfach unser Ding – doomige, langsame Popsongs im Drei-Minuten-Format schreiben. Weil es in der Kunst keine Regeln gibt, sollte man nicht an den ewig gleichen alten Klischees hängen. Ich sehe Winters nicht als Crossover-Band oder Teil einer Szene. Wie jede andere Band hätten wir gerne etwas Erfolg mit unserer Musik.
Welche Reaktionen – auch die ungewöhnlichsten - habt ihr bisher auf euren Stoff bekommen?
Das Feedback war oft positiv, und die Beschreibungen haben es meistens ziemlich getroffen: Spätsechziger-Psychedelia gekreuzt mit Sabbath und Nirvana. Am abgefahrensten war die Einschätzung, wir klängen wie eine Doomband mit Mike Muir von den Suicidal Tendencies als Frontmann - Nicht schlecht!
Weil ihr dem Grunge und Alternative so nahe steht: wie steht ihr zu der allgemeinen Behauptung, Grunge habe damals den Metal getötet und musikalische Fähigkeiten zur Nebensächlichkeit in der Rockmusik gemacht?
Das war nur eine Modeerscheinung und musste geschehen. Es war wohl so ähnlich wie mit Punk, der die Prog-Dinosaurier angeblich umgebracht hat – die Musikpresse hat sich das ausgedacht. Ich liebe Punk und Prog gleichermaßen! Unser Sänger und Gitarrist Paul Fyfe steht zum Beispiel auf Achtziger-Hair-Metal – Kiss, Def Leppard, Poison und Scorpions – wie auf Nirvana oder Soundgarden. Was instrumentales Können betrifft: wir sind riesige Rush-Fans – unsere Vorlieben liegen also auf beiden Seiten.
Kennt ihr Against Nature, die ex-Band einiger Revelation-Leute? – Sie erinnen mich manchmal an euch.
Ich kenne Revelations erstes Album, aber nicht Against Nature. Das muss ich mir wohl anhören.
Euer Stück „Life Was So Simple“ hat es mir angetan. Worum geht es da und in euren Texten allgemein? Welche Gefühle sollen sie beim Hörer wecken?
Danke – ich liebe es, diesen Song live zu bringen! Pauls Texte sind sehr persönlich. Es geht um zerbrochene Beziehungen und Alltagsprobleme – ziemlich trostloses Zeug... Vielleicht ist es ein kathartischer Effekt, den wir beim Hörer bewirken wollen. Nicht alles ist dunkle Schicksalhaftigkeit.
Wie kam der Deal mit Rise Above zustande? Fühlt ihr euch wohl dort?
Lee bekam von einem Freund einDemo, hörte es sich an und mochte es. Dann kam er zu unserem dritten Auftritt und bot uns, beeindruckt von unserer Performance, einen Vertrag für eine EP und ein Album an. Rise Above ist ein tolles Umfeld für Winters. Alle Bands sind recht eklektisch – Taint, Circulus oder Chrome Hoof -, so dass wir uns dort wie zu Hause fühlen.
Sag´ mal etwas zum Plattencover.
David V. D´Andrea hat es angefertigt, und seine ursprüngliche Idee war etwas im Stile von Creams „Disraeli Gears“ mit dem Power-Trio auf dem Titel. Wir kamen allerdings davon ab, unsere Visagen aufs Cover zu bannen und entschieden uns für heidnische Masken aus Schottland im „Wickerman“-Stil. Weil wir in der Band fast alle schottischer Herkunft sind, macht das Sinn. Die Insekten beziehen sich dagegen auf Syd Barrett.
Am Ende deine aktuellen fünf Lieblingsalben bitte!
The Dukes Of Stratosphear (XTC) - Chips From The Chocolate Fireball (Anthology), Neurosis-Given To The Rising, Moondog - The Viking Of Sixth Avenue, Taint-The Ruin Of Nova Roma, Robinson Crusoe – O.S.T.
Andreas Schiffmann
(Info)
Alle Reviews dieser Band:
- Winters - Black Clouds In Twin Galaxies (2007)
- Winters - Berlin Occult Bureau (2012)