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Interview mit VREDENSDAL (19.12.2021)

VREDENSDAL

Mit „Silence Is Eternal“ hat das nordamerikanische Black-Metal-Duo VREDENSDAL bereits seit drittes und, wie ich kürzlich in meinem Review zusammenfasste, rundherum gutes Album vorgelegt. Mit seinem authentischen Underground-Sound erinnert die Langrille an die glorreichen Neunziger, und geizt dabei nicht mit nostalgischen Anklängen an die Wegbereiter aus Schweden und Norwegen. Bandgründer Mikael Vredensdal alias The Goblin Reaper nahm sich Zeit, um mit mir über eben diese Pioniere, ebenso wie über die Abwesenheit von Menschen in Wisconsin und seine Definition von hörenswerter Musik zu sprechen.

Hallo Mikael, schön, mit Dir schwatzen und mehr über deine Band VREDENSDAL erfahren zu können, die nun seit vier Jahren existiert und kürzlich ihr bereits drittes Album veröffentlicht hat. Es scheint, dass Du und Lord Mortkin ziemlich produktiv seid, oder lässt Euch die aktuelle Krise so viel Zeit, dass Ihr diese kreativ nutzt und deshalb ziemlich rasch Veröffentlichungen auf die Beine stellt?

Danke für die Einladung zum Plausch. Ich würde nicht sagen, dass die Pandemie etwas mit der Geschwindigkeit zu tun hat, mit der wir unsere Musik schreiben. Als Hauptsongwriter arbeite ich in meiner Freizeit immer an etwas Musikalischem. Ich schreibe fast ständig Songs, experimentiere mit Riffs, und so weiter. Mortkin und ich haben eine sehr unkomplizierte Herangehensweise, die es uns leicht macht, Ideen auszutauschen und genau das umzusetzen, was wir uns vorstellen. Dabei habe ich persönlich nicht gerade viel Freizeit, denn ich arbeite Vollzeit und habe auch eine Familie, um die ich mich kümmern muss. Also nutze ich jeden Moment, wenn ich Zeit habe, um an Musik zu arbeiten. Und da ich nun mal keine Zeit zu verschwenden habe, verschwende ich sie auch nicht. Wie Du Dir vorstellen kannst, ist das manchmal nicht ganz leicht, doch ich habe mich dafür entschieden und bin von dieser Vorgehensweise überzeugt. Davon abgesehen, glaube ich, dass wir als Band, die nicht auf Tour geht, eben auch Vorteile genießen: Keine Zeitpläne, kein Druck, keine Regeln.

Hattest Du von Anfang an eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie VREDENSDAL klingen sollte, oder hat sich der Sound seit den Anfangstagen der Band sozusagen verfeinert?

Ich habe immer geglaubt, dass ich den Sound und die dem Black Metal innewohnende Energie wirklich verstehe, gleichwohl geht dieses Verständnis auch damit einher, Dinge auszuprobieren, zu scheitern und besser zu machen. Im Allgemeinen höre ich als Musikliebhaber ebenso vielseitige wie ausgesuchte Musik. Ich glaube, diese Vielfalt in Kombination mit dem Einswerden mit einem Instrument trägt zu unserem Sound bei.
In der Vergangenheit gab es so einige Momente, in denen ich mich fragte, ob das die richtige Musik für mich ist, und ich hätte mich nach "The Tyrant Shade" sogar fast von diesem Stil abgewandt, weil ich auch andere Genres sehr schätze. Bei "Silence Is Eternal" wurde mir jedoch bewusst, dass ich etwas völlig Eigenständiges erschaffen kann, wenn ich meine Erfahrungen im Extreme Metal mit anderen Einblicken verbinde Als dieses neue Album fertig war, habe ich beschlossen, mein Leben ganz dem Black Metal zu widmen und die früheren Unsicherheiten hinter mir zu lassen.

Kannst Du Aufnahmen nennen, die Du als besonders inspirierend für die Entwicklung von VREDENSDAL anerkennst? Falls ja, was macht diese Aufnahmen für Dich so besonders?

Wenn du von den Werken anderer Musiker sprichst, wäre es sehr schwierig für mich, bestimmte Künstler oder Alben genau zu benennen. Ich kann allerdings sagen, dass ich mich hauptsächlich auf die natürliche, rohe Energie konzentriere, egal, ob es sich dabei nun um Metal oder andere Musik handelt. Wenn in der Musik Energie so transportiert wird, wie ich das genieße, dann kann das für mich total inspirierend sein. Es ist eine Sprache aus Rhythmus und Tönen, die wohl nur mein Gehirn versteht, so dass ich es nicht wirklich erklären kann. Wenn etwas funktioniert, dann funktioniert es halt. Ich glaube, jeder kennt das... Wichtig dafür ist, dass wir uns nicht selbst daran hindern, das zu genießen, was unser Gehirn anspricht, egal, welchen Namen wir dafür finden.

Mir gefällt, dass "Silence Is Eternal" einerseits für Black-Metal-Fans leicht zugänglich ist, andererseits aber auch recht abwechslungsreich tönt. Es ist also weder zu anspruchsvoll, noch irgendwie langweilig, sondern ein wirklich eingängiges, atmosphärisches Album, das mich an die Neunziger Jahre erinnert und uns zeigt, dass der traditionelle Spirit nicht verloren geht, sondern z.B. in den Melodien von VREDENSDAL weiterlebt. War es Euer ursprüngliches Ziel, ein eher eingängiges Album zu schreiben, oder hat sich das von selbst ergeben?

Ja, es war auf jeden Fall mein Ziel, eingängige Musik zu schreiben, aber ich denke auch, dass es sich von selbst ergeben hat, da ich mir viel Musik mit eingängigen Hooks, Refrains, Songaufbauten und so weiter anhöre. Wenn ich Musik höre, konzentriere ich mich sehr auf das Songwriting: In welche Richtung entwickelt sich der Song, wie würde ich selbst das anstellen, wenn ich das Lied spielen würde, und viele weitere völlig verrückte Gedanken.
Ich glaube, dass Eingängigkeit im Metal eine verlorene Kunst ist und heutzutage nicht mehr oft vorkommt. Damit meine ich natürlich eine nicht zu eingängige Spielweise, sondern gerade genug Eingängigkeit, um Interesse zu wecken und den Hörern ein vertrautes Gefühl einzuflößen. Es liegt eine verborgene Kraft darin, Musik zu schreiben, die dem Hörer sowohl etwas gibt als auch etwas von ihm nimmt. Sie macht Lust darauf, mehr davon zu hören.

Hast Du schon mal so etwas gedacht wie "okay, das könnte eine Melodie für Immortal-Fans werden", als Du die ersten Teile von "Ice In My Heart" komponiert hast, oder "entdeckst" Du einen ähnlichen Sound erst später, wenn sich Dein Fokus verlagert hat und Du vielleicht etwas Abstand zu deinem eigenen fertigen Song hast?

Da ich den ganzen Tag Musik höre, kann es passieren, dass sich in meinem Kopf ein "Groove" verselbständigt, wenn ich bestimmten Songs anderer Künstler lausche und dann etwas Ähnliches auf meine Weise nachahmen möchte. Es kann also vorkommen, dass ich mir diese Musik tage- oder sogar wochenlang immer wieder anhöre. Das Riff, das ich schließlich spiele, ist einerseits eine Hommage an den jeweiligen Künstler, und gleichzeitig ist es für mich völlig befreiend. Nachdem die Songs fertig sind, und wenn ich mich darauf konzentriere, dann kann ich auch andere Details in ihnen entdecken. Doch ich kann gar nicht anders, als mich vor allem an die überwältigende Nostalgie zu erinnern, mit der ich zunächst an diesen Song herangegangen bin, und weiter denke ich auch nicht darüber nach. Es ist also nicht so kompliziert, wie du vielleicht siehst.

Inwieweit ist VREDENSDAL in den Landschaften verwurzelt, die Euch in Wisconsin umgeben? Welche Orte sind von besonderem Wert für Deine Kreativität und wie oft besuchst Du sie?

Die Wahrheit ist, dass ich nicht in Wisconsin geboren wurde und nicht hier aufgewachsen bin. Allerdings habe ich in meinem Leben an vielen Orten in den Vereinigten Staaten gelebt und in jungen Jahren wahrscheinlich zu viele Dinge erlebt. Aus diesen Gründen glaube ich, dass ich, als ich die Landschaften Wisconsins und die ihnen innewohnenden Stimmungen kennenlernte, beschloss, es für immer mein Zuhause zu nennen und hier meine Inspiration zu finden.
In der Nähe meines Hauses gibt es einen kleinen Pfad, der zu einer kleinen Einbuchtung an der Green Bay führt. Es ist wie ein Miniaturstrand, den meine Familie und ich besuchen, wenn uns alles über den Kopf zu wachsen droht und wir Ruhe brauchen - das ist also mein besonderer Rückzugsort. Außerdem gibt es in Wisconsin den schönsten Herbst, den man erleben kann.

Mit Hilfe von zwei Underground-Labels habt Ihr "Silence Is Eternal" neben den digitalen Formaten auch auf Vinyl, Kassette und CD veröffentlicht. Ich nehme also an, dass Du selbst gerne klassische Tonträger in Händen hältst und Euren Fans eine breite Palette zur Auswahl bieten möchtest?

Ich sammle Musik auf klassischen Tonträgerformaten, und da ich weiß, dass nicht jeder dasselbe Format sammelt, geben wir jedem die Möglichkeit, das bevorzugte Format zu ergattern. Die Tatsache, dass beide Labels in Deutschland und Norwegen das Album gemeinsam veröffentlichen, war das absolut Klügste, was wir hinter den Kulissen für VREDENSDAL einfädeln konnten. Ich befinde mich auf einem anderen Kontinent, und nun ist unser drittes Album in den drei für unsere Musik wichtigsten Ländern erhältlich. Die meisten Bands, die nicht auf einem großen Label sind, können das kaum von ihrer Musik behaupten. Hütet euch vor der Macht des Undergrounds...!

Was können wir von VREDENSDAL in den nächsten Monaten oder Jahren erwarten?

VREDENSDAL befindet sich derzeit in der Songwriting- und Produktionsphase vom vierten Album. Es wird größer und düsterer geraten als alles bisher Dagewesene. Mein Ziel ist es, das Album 2022 zu veröffentlichen, und ich hoffe, im Januar mit den Aufnahmen beginnen zu können. Was die Zukunft angeht, so ist dies erst der Anfang.

Thor Joakimsson (Info)
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