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Interview mit Burden Of Life (21.06.2013)

Burden Of Life

"The Vanity Syndrome" erzählt eine interessante Story. Sänger Christian Kötterl gibt sich sehr auskunftsfreudig und erklärt, was dahinter steckt.


Nachdem „The Vanity Syndrome“ ja ein Konzeptalbum mit einer Geschichte dahinter ist, die auch im Booklet erklärt ist: beschreib doch bitte mal in Kurzform, worum es geht.
 
„The Vanity Syndrome“ erzählt die Geschichte eines namenlosen männlichen Protagonisten, der sich auf ein gefährliches Geschäft mit einem Dämon einlässt, welches ihn von seiner Fähigkeit andere Menschen zu lieben befreit. Im Laufe des Albums entdeckt er die Schwächen dieser neuen Art zu leben und möchte den Deal rückgängig machen. Dies gestaltet sich jedoch nicht als ganz so einfach, wie er es sich erhofft hat und so führt uns die Geschichte zu einem dramatischen Finale. Das Ende möchte ich jetzt nicht vorwegnehmen. Außerdem ist das nur die offensichtliche, sehr wörtliche Interpretation des Konzepts. Es gibt zwischen den Zeilen noch eine ganz andere Wahrheit zu entdecken, welche allerdings sehr persönlicher Natur ist und welche ich außerdem dem Zuhörer für Interpretation offen stellen möchte. Jeder kann für sich selbst entscheiden, welche Teile der Geschichte was bedeuten.

Warum hast Du gerade die Eitelkeit, bzw. das Vanitasmotiv generell, textlich verarbeitet?

Damit wären wir bei oben angesprochener persönlicher Ebene. Zuviel von meinem innersten Antrieb möchte ich nicht preisgeben, aber ich kann gerne erläutern, was der Albumtitel für mich ausdrückt. Das englische Wort vanity heißt ja nicht nur Eitelkeit, sondern zum einen Egoismus und Selbstgefälligkeit, auf der anderen Seite aber auch Vergänglichkeit. Ein Syndrom wiederum bezeichnet das Auftreten mehrerer, oft komplex miteinander verknüpfter Symptome, die sich dann eben unter einem Begriff zusammenfassen lassen. Wenn wir das zusammensetzen, erhalten wir im weitesten Sinne ein „Krankheitsbild“, welches sich auf der einen Seite durch Selbstzentriertheit und auf der anderen eben durch Vergänglichkeit, oder besser gesagt eine fehlerhafte Auseinandersetzung mit ebendieser auszeichnet. Zusammengefasst ist das Vanity-Syndrom also eine von mir erfundene Psychose, unter der unser Protagonist im weitesten Sinne leidet. Er ist so sehr auf sich selbst fixiert, dass ihm die Vergänglichkeit vieler schöner Dinge um ihn rum nicht, und wenn, dann erst zu spät bewusst wird.
 
Woher kommen die Einflüsse aus dem klassischen Bereich?

Auch wenn wir alle Respekt vor klassischer Musik haben und sie hin und wieder auch anhören, ist keiner von uns ein wirklicher Klassik-Fanatiker. Jedoch finden sich in fast allen Musikstilen Dinge die einen ansprechen und beeinflussen und wir würden es als sehr engstirnig empfinden, uns solcher Dinge aus irgendwelchen Gründen zu verwehren. Dafür hat die Musik an sich doch viel zu viele tolle Sachen zu bieten.
 
Direkt darauf die Frage: Wie kamt ihr gerade auf das Cembalo bei „Cardiac Carthasis“ oder den Chor und wie werdet ihr diese Elemente live umsetzen?

Das Cembalo (sowie übrigens auch die Kirchenorgel) symbolisieren auf dem Album, wann auch immer man sie zu hören bekommt, den Dämon, eine der Figuren der Geschichte. Ich hatte das Gefühl, dass diese beiden Instrumente mit ihrem mittelalterlichen Klang sehr gut dafür geeignet sind, einen Dämon zu repräsentieren. Vielleicht weil das klassische Bild eines Dämons oder Teufels etwas sehr archaisches hat. Der Chor übernimmt quasi die Rolle des außenstehenden Betrachters, wie man es aus manchen Stücken aus dem antiken Griechenland kennt. Er kommentiert und erkennt Dinge, die den Figuren der Geschichte verwehrt bleiben. Abgesehen davon fanden wir, dass sich beides gut in die neuen Kompositionen einfügt. Live wird das Cembalo von unserem Keyboarder gespielt, während die Chorgesänge vom Band kommen. Anders ist es für uns leider nicht umsetzbar.
 
In den letzten fünf Jahren hat sich ja Euer Sound das ein oder andere Mal verändert. Wie kam es dazu? Was gefällt Euch besonders am Sound heute besser als auf Eurem Erstling?

Ich als Hauptkomponist der Band empfinde das als eine ganz natürliche Entwicklung. Mein Musikgeschmack und auch meine Kenntnis über Musiktheorie sind heute so viel breiter gefächert bzw. größer als vor fünf oder auch drei Jahren. Ich mache keinen Hehl daraus, dass Musik, die ich mir anhöre, mich beeinflusst und das kann von Sachen, die jetzt wohl jeder erwarten würde, wie Dark Tranquillity oder Iron Maiden, bis hin zu eher ungewöhnlichen Dingen wie den Cardigans oder Daft Punk alles sein. Die Songs auf unserem aktuellen Album sind so viel abwechslungsreicher und ich finde diese Vielfalt steht unserer Musik sehr gut zu Gesicht. Rein klangtechnisch gesehen ist das neue Album natürlich auch viel besser produziert und abgemischt als Ashes Of Existence.
 
Und wo seht ihr musikalisch aktuell Euren stärksten Einfluss?

Das kann ich so wirklich nicht beantworten, das kann sich so schnell ändern. Viele sagen vielleicht, ich bin damit ein Jahrzehnt zu spät dran, aber ich habe in letzter Zeit Slipknot sehr für mich entdeckt, womit ich so nicht mehr gerechnet hätte. Auf der anderen Seite war ich vor Kurzem auf einem Mark Knopfler Konzert und habe wieder festgestellt, wie wunderschön seine Musik ist. Ich kann und möchte meine Einflüsse gar nicht so benennen, oft fällt einem das erst viel später auf, wenn ein eigener Song von irgendetwas stark beeinflusst ist und man sagt „Ahja, da hab ich wohl zu viel Band XY gehört“ und meistens würde ich es ohne einen Hinweis von außen gar nicht erst bemerken.

Nachdem ihr die beiden Vorgänger noch in Eigenproduktion aufgenommen habt, arbeitet ihr inzwischen mit Firefield zusammen. Wie kam es dazu und was gefällt euch besonders an dieser Zusammenarbeit?

Wir haben 2011 einen vom Internetradio „Metal Only“ ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen und der erste Preis war ein Plattenvertrag. Leider ist das vorgesehene Label pleitegegangen, bevor wir es zu den Aufnahmen geschafft haben. Als wir die dann im Sommer 2012 beendet haben, ist Firefield an uns heran getreten und meinte, ihnen gefalle das Album und sie würden uns gerne unter Vertag nehmen. Für uns war das nach all der Zeit ein Riesending, immerhin machen wir das Ganze schon ein paar Jährchen. Da das Album erst seit Kurzem erhältlich ist, lässt sich noch nicht genau sagen, wie viel es jetzt tatsächlich bringt oder gebracht hat. Der Kontakt ist auf jeden Fall sehr freundschaftlich und außerdem ist es schon cool, seine eigene CD bei Amazon bestellen zu können. :D
 
Was verbindet euch als einzelne Bandmitglieder außerhalb von BURDEN OF LIFE? Dass eine Band über fünf Jahre hinweg keinen Besetzungswechsel erlebt, ist ja leider auch nicht selbstverständlich…

Naja, wir sind kein zusammengewürfelter Haufen der nur in einer Band spielt, um eine zu haben, sondern wir sind auch sonst gute Freunde und das hält uns auch in Zeiten, wo es in der Band vielleicht mal mau läuft, zusammen. Für Besetzungswechsel sehen wir daher keinen Anlass, weil wir uns nicht gleich an die Gurgel gehen, wenn mal was nicht perfekt läuft. Klar streiten wir hin und wieder, aber wir kennen die Stärken und Schwächen der anderen inzwischen gut genug, um zu wissen, wie wir uns anpacken müssen. Und alles in allem entsteht dabei offensichtlich eine Art von Gleichgewicht, die es uns ermöglicht, das Ganze in dieser Konstellation am Leben zu halten.
 
Hattest Du beim texten von „Dissolutio Vanitatis“ Hilfe?

Ich hatte in der Schule fünf Jahre lang Latein und ein bisschen was ist hängen geblieben, also habe ich den Erstentwurf wirklich selbst getextet, alleine um zu sehen, wie weit ich komme. Das Ganze habe ich dann einem guten Freund gemailt, der Lateinlehrer ist und seine Antwort war in etwa „Wow, Respekt das ist echt cool und eine tolle Idee! Aber hier, hier, hier, hier etc. sind Fehler.“ Auch wenn das ernüchternd war und eine handvoll Dinge ausgebessert werden mussten, bin ich dennoch stolz drauf, dass ich überhaupt noch was aufs Papier gebracht habe. :D
 
Im Booklet erklärst Du zum einen die Hintergrundgeschichte zum Album und beschreibst zum anderen noch die einzelnen Songs. Sieht, bzw. liest man (leider) auch nicht oft- wie kam es dazu?

Deinem „leider“ schließe ich mich zu 100% an, da ich selbst ein großer Fan solcher Hintergrundinformationen bin. Außerdem finde ich es schön, den Leuten die wirkliche eine CD kaufen, noch ein kleines Extra zu bieten. Klar, viele Künstler wollen vielleicht gar nicht so ins Detail gehen, was ihre Musik bzw. Texte betrifft und viele Hörer wollen auch gar nicht so viel zu den Songs wissen, weil es die eigenen Interpretationsmöglichkeiten einschränkt. Aber ich persönlich habe damit kein Problem und habe für alle, die so etwas nicht interessiert, extra eine Einleitung geschrieben und darauf hingewiesen, dass man das Ganze getrost überblättern kann wenn man sich seine eigene Meinung bilden will. Im Booklet wird auch nicht alles preisgegeben, weil mir, wie eingangs erwähnt, manche Sachen zu persönlich sind. Prinzipiell finde ich solche kleinen Goodies aber absolut wünschenswert.
 
Wo seht ihr euch selbst in den nächsten Jahren, wohin geht die Reise?

Das Songwriting läuft natürlich im Hintergrund immer, mal mehr, mal weniger intensiv. Aber es ist definitiv viel zu früh, um diesbezüglich irgendetwas zu sagen. Ansonsten würden wir uns gerne mehr auf den Bühnen dieser Welt breit machen, was dieses Jahr schon besser funktioniert hat als bisher, aber mehr geht immer!
 
Die letzten Worte hast Du!

Danke an musikreviews.de und Sascha für die tolle Rezension, wir haben uns sehr darüber gefreut! Schaut auf www.burdenoflife.de, dort findet ihr Links zu Last.fm, Facebook, Soundcloud etc. und außerdem einen Shop, in dem ihr unser aktuelles Album „The Vanity Syndrome“ und weitere CDs sowie Shirts erwerben könnt. Hoffentlich sehen wir uns mal bei dem ein oder anderen Konzert!

Sascha D. (Info)
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