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Interview mit TIMECHILD (26.11.2023)

TIMECHILD

Zu den spannendsten Newcomern im Heavy Progressive Rock zählen die Dänen TIMECHILD, die im Herbst 2023 mit "Blossom & Plague" ihr sehr hörenswertes zweites Album veröffentlicht haben, das mit seinen famos arrangierten Songs auch Fans anderer Genres in seinen Bann ziehen dürfte. Die Band widmete sich der Beantwortung unserer Fragen während ihrer Tour im Vorprogramm von Solstafír, und sendet Grüße aus einem Backstage-Raum in Göteborg.

Hallo und vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit nehmt, um mit mir über TIMECHILD zu sprechen! Euer zweites Album "Blossom & Plague" wurde vor kurzem veröffentlicht und hat mir mit seinen farbenfrohen und bemerkenswert gut arrangierten Songs sofort imponiert. Ich hatte zuvor noch nie von Eurer Band gehört, doch ich habe den Eindruck, als würdet Ihr beim Komponieren und Aufnehmen ziemlich fokussiert vorgehen. Könnt Ihr die bisherige Geschichte Eurer Band zusammenfassen und uns verraten, was Ihr aktuell treibt?

Birk (Gitarre) und Anders (Gesang und Gitarre) kamen Anfang 2020 zusammen, als ihre vorigen Bands mehr oder weniger zur selben Zeit abdankten. Sie nutzten den Corona-Lockdown, um Songs zu schreiben, und beschlossen, einen Studiotermin drei Monate später zu buchen. Das baute einen gewissen Druck auf, die Band voranzutreiben. Es galt also, einen Schlagzeuger und einen Bassisten zu finden und loszulegen. Martin (Schlagzeug) und Daniel (Bass) waren dann auch schnell gefunden, und wir nahmen unser erstes Album "And Yet It Moves" auf. Nach dem Lockdown gingen wir mit einigen großen dänischen und skandinavischen Rock- und Metal-Bands wie Jesper Binzer (DAD), Thundermother und Artillery auf Tour. In diesem Herbst haben wir gerade unser zweites Album "Blossom & Plague" veröffentlicht und sind mit Solstafír auf Dänemark-Headlinertour sowie auf Support-Tour durchs Ausland gegangen.

Es kommt nicht oft vor, dass mich eine vergleichsweise junge Band musikalisch an die Anfänge von Dream Theater erinnert und gleichzeitig Einflüsse von Deep Purple bis Queen aufgreift, um nur einige zu nennen. Ist Euer Bandname eine Art Hommage an "Child In Time" und jene glorreiche Ära des Hardrocks? Welche Bands haben Eurem schon ziemlich persönlichen Sound ihren Stempel aufgedrückt?

Wir haben eigentlich ganz unterschiedliche musikalische Hintergründe, und da ist alles dabei von klassischer Orchestermusik bis Black Metal. Wir haben das Gefühl, dass wir diese vielfältigen Erfahrungen bei TIMECHILD gut in unseren eigenen Stil integriert haben. Der Name ist nicht direkt eine Hommage an Purple, obwohl wir die Band lieben. Es ist eher ein Name, der unserer Meinung nach gut zu unserer Musik passt.

Trotz der mehr oder weniger offensichtlichen Einflüsse gelingt es Euch mit TIMECHILD, einen eigenen Sound zu erschaffen, der sich aus einer ziemlich makellosen Darbietung der gesamten Band sowie dem erkennbaren Timbre von Anders speist. Wie würdet Ihr diesen Sound von TIMECHILD jemandem beschreiben, der noch nie von der Band gehört hat?

Es ist immer schwierig, den eigenen Sound zu beschreiben, doch wenn wir dazu genötigt werden, dann lass es uns mit einer Mischung aus Progressive und Doom Metal sowie Heavy Rock versuchen. Also, los geht’s!

Wenn ich mir Euer Album anhöre, freue ich mich bereits auf den Besuch eines TIMECHILD-Gigs, denn ich kann mir ohne Weiteres vorstellen, dass Eure Musik live noch mehr Energie entfaltet. Wie sieht es bei Euch aus – was bevorzugt Ihr: Bühne oder Studio?

Es handelt sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen. Wir lieben es, Musik im Studio aufzunehmen, doch wenn wir uns entscheiden müssen, ist der Kick von Live-Shows unschlagbar.

Mit einem super transparenten und kraftvollen Sound ist die Produktion von "Blossom & Plague" erstklassig und nicht gerade typisch für eine Band Eurer Größe (wenn ich das so sagen darf). Ich schätze, Ihr seid damit wirklich zufrieden?

Auf jeden Fall! Wir verbrachten viel Zeit mit unserem Produzenten Soren Andersen (Glenn Hughes, Jesper Binzer) beim Mischen, und sind vom Ergebnis sehr begeistert.

Ihr wohnt in Kopenhagen. Inwieweit ist diese Stadt eine gute Basis für Eure Band? Was könnte noch besser sein?

Kopenhagen ist ein schöner Ort zum Leben und ein auch ein guter Ort für Musiker. Allerdings ist es kein großes Geheimnis, dass unsere Musik in einem kleinen Land wie Dänemark nicht die größte Anhängerschaft hat. Daher investieren wir viel Energie, um TIMECHILD auch im Ausland bekannter zu machen. Zunächst richten wir unsere Bemühungen auf unsere nächsten Nachbarn wie Deutschland und die übrigen Länder Skandinaviens.

Unter Tausenden von Veröffentlichungen sticht "Blossom & Plague" mit einem Cover Artwork hervor, das für sich alleine genommen bereits wunderschön ist, da es die Idee einer im Verborgenen wachsenden Schönheit im Herbst widerspiegelt. Was ist die Geschichte dahinter?

Das Artwork ist vom Albumtitel "Blossom & Plague" inspiriert, und wurde von Travis Smith umgesetzt, der u.a. bereits für Megadeth, Opeth oder Avenged Sevenfold tätig war. Das Album und somit auch das Artwork ranken um unsere Gedanken und persönlichen Erfahrungen mit Leben und Tod.

Für "The Dying Tide Pt.III" und "Buried In Autumn" habt Ihr ästhetische Videoclips gedreht, deren Geschichten auf eine konzeptionelle Weise miteinander verbunden zu sein scheinen, was durchaus ungewöhnlich und umso interessanter ist. In der Blütezeit von MTV hätten Clips wie diese möglicherweise große Aufmerksamkeit erregt, und es ist schade, dass sie bisher nicht mehr Aufrufe haben, obwohl Ihr auch einiges an Mühe darein investiert habt, oder?

Ja, wir haben auf jeden Fall einiges in die Videos investiert, um den neuen Songs, die im Allgemeinen düsterer sind als auf dem ersten Album, einen visuellen Ausdruck zu verleihen. Es ist offensichtlich, dass Musikvideos im aktuellen Musikgeschäft längst keine so große Rolle mehr spielen wie früher, doch wir haben immer noch Spaß daran, sie zu erstellen, und wir fühlen, dass sie ein wichtiger Teil unserer Musik sind.

Wenn ich es richtig verstanden habe, verarbeitet Euer Gitarrist Birk seine dunklen Erfahrungen rund um Drogenmissbrauch auf dem neuen Album, was viel über den therapeutischen Wert aussagt, den Musik entwickeln kann. Ich bin guter Dinge, dass er für seinen Mut, seine Geschichte öffentlich zu erzählen, Applaus erhalten wird, und ich hoffe, dass er und Ihr von hasserfüllten Kommentaren dazu verschont bleibt. Wie kommt dieser Aspekt von "Blossom & Plague" bisher bei den Zuhörern an?

Die Resonanz war sowohl bei Kritikern als auch bei der breiten Öffentlichkeit großartig. Und es war definitiv eine gute Entscheidung, Birks Geschichte zu erzählen.

Ihr habt bereits zahlreiche Konzerte in Eurem Heimatland gespielt, und geht dieser Tage als Support von Solstafír auf Tour. Könnt Ihr bereits sagen, wann Ihr den Süden mit Gastspielen beehren werdet?

Wir haben soeben sieben Shows mit Solstafír in Deutschland, Schweden und Finnland gespielt. Wir werden bald weitere Shows für das kommende Jahr sowohl in Dänemark als auch in der EU ankündigen.

Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt und für die wirklich schöne Musik, und viel Glück mit der Band!

Es war uns ein Vergnügen. Vielen Dank für das Gespräch.

Thor Joakimsson (Info)
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