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Amphi Festival 2010 - Sonntag - Köln, Tanzbrunnen - 25.07.2010

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Rabia SordaTag zwei des Amphi Festivals 2010 macht wettermäßig zunächst da weiter, wo der Samstag aufgehört hat, nämlich mit strahlendem Sonnenschein. Doch der soll heute nur wenige Stunden anhalten, denn nach und nach zieht sich der Himmel über Köln immer weiter zu. Den Opener machen an diesem Tag die vermeintlichen Hellectro-Mega-Newcomer EXT!ZE, die man aber bedenkenlos verpassen kann. Um 12.50 Uhr stehen dann die Gothic Rocker von MONO INC. auf der Mainstage und werden vom Publikum trotz der noch frühen Spielzeit ordentlich abgefeiert. Die Mitsing-Spielchen beim Iggy Pop-Cover "The Passenger" sind zwar einigermaßen penetrant, mit den eigenen Songs weiß man aber zum warm werden zu gefallen. Danach entert die Delegation aus Mexiko die Bühne und RABIA SORDA präsentieren sich teilweise ganzkörper-bemalt, was besonders beim rabenschwarzen Keyboarder ulkig aussieht. Sänger Erk Aicrag, sonst in Diensten von Hocico, fegt pausenlos über die Bühne und der Cyberpunk/Electro-Mix rockt mit Songs wie "Out Of Control", "Get Your Overdose" und "Radio Paranoia" ordentlich nach vorn los.

BlitzkidIm Staatenhaus ist derweil Horrorpunk angesagt und BLITZKID sorgen mit melodischen, flotten und schön harten Songs für gute Laune. Der schwergewichtige Gitarrist TB Monstrosity fordert das Publikum auf, im Stile von "stupid americans" zu jubeln und überrascht mit einer höchst Leaves' Eyesmelodiösen Stimme. Coole Sache. Als metallischste Band des Tages legen um 15 Uhr LEAVES' EYES los. Man muss deren Musik nicht unbedingt lieben, aber auf der Bühne macht der Band so schnell keiner was vor. Liv Kristine bezirzt wie immer mit unaufgesetzt sympathischer Ausstrahlung, duettiert sich mit Sänger und Ehemann Alex Krull, während der Rest der Band das Haupthaar so oft es geht schüttelt. Ein paar Soundprobleme am Anfang sind schnell behoben und so rockt man sich sogar mit Doublebass-Einsatz durch das Set, bei dem Songs wie "My Destiny", "Take The Devil In Me", "Ragnarok" und "Elegy" auf dem Plan stehen.

MeshViel abrupter könnte der Stilbruch dann nicht sein, denn mit MESH folgt britischer Synthiepop. Unterstützt von mehreren Videobildschirmen überzeugt die Band aus Bristol heute viel mehr, als noch im letzten Jahr beim Blackfield Festival und ist sehr angetan von den euphorischen Reaktionen aus dem Publikum, die zur Erinnerung gefilmt werden. Dank der Gitarre klingt die Band sehr organisch und steigt mit "If We Stay Here" in das Set ein. Die Hits "Only Better" und "Crash" folgen. Sänger Mark Hockings trägt wie immer Wollmütze und bekommt bei "Who Says?" charmante Unterstützung von Chandeen-Sängerin Julia Beyer, die zum ersten Mal vor einem richtig großen Publikum auftritt, Nervosität ist ihr aber nicht anzumerken. Danach folgt eine der beliebtesten Bands der Szene und so wird es bei COMBICHRIST vor der Bühne gerammelt voll. Und die Band um Frontderwisch Andy LaPlegua legt mit "All Pain Is Gone" und dem folgenden "Today I Woke To The Rain Of Blood" los wie die Feuerwehr. Die Schlagzeuger prügeln wie die Berserker auf ihre Drums ein und Keyboarder Z. Marr hackt wie ein Irrer auf die Tasten ein. COMBICHRIST-Auftritte sind wirklich ein Schauspiel, bei dem keiner still stehen kann und so Combichristerblickt man sogar ein paar Crowdsurfer. Mit dem furiosen "Electrohead", "Without Emotions" und "Feed Your Anger" heizt man der Meute weiter ein, währenddessen der einsetzende Regen immer stärker wird. So geht es ins trockene Staatenhaus, in dem dummerweise SAMSAS TRAUM noch nicht fertig sind, weshalb die entsetzten Ohren noch ein Publikum vernehmen, das inbrünstig "Wir sind wirklich krank" mitbrüllt (aus "Die Kugel im Gesicht") - das muss man wohl sein, um diese Band zu ertragen.

Front Line AssemblyDer Grund, warum es im Staatenhaus weiter geht, kommt aus Kanada und heißt FRONT LINE ASSEMBLY, die mit einem bockstarken neuen Album im Gepäck anreisen. Daraus werden mit dem elektronischen "Shifting Through The Lens", dem eingängigen "Angriff" und dem intensiven "Hostage" auch mehrere Stücke gespielt. Darüberhinaus erklingen Klassiker wie "Millenium" und "Plasticity", doch die Show selbst bleibt trotz fleißiger Trommeleinsätze etwas blass. Bill Leeb wirkt ein bisschen müde, Gitarrist Jared Slingerland bewegt sich eher schüchtern und die Lichtshow ist vergleichsweise düster. Nicht ganz optimal ist zudem der Drumsound, so dass der Auftritt letztendlich nur ganz gut, aber wenig spetakulär ist. Auf der Hauptbühne sind unterdessen ASP zugange, die aber leider verpasst werden, da die Umbauspause im Staatenhaus zu kurz ist, um nochmal raus zu gehen. Somit verpasst man die Verbeugung vor dem verstorbenen Peter Steele von Type O Negative in Form vom als Zugabe gespielten "I Don't Wanna Be Me", das ASP nach Zeugenaussagen sogar richtig gut gesungen haben soll. Sehr schöne Aktion!

Diary Of DreamsIn den letzten Jahren entwickeln sich DIARY OF DREAMS immer mehr zu einer waschechten Rockband, vor allem live. Sänger Adrian Hates hat inzwischen so manche Rocker-Pose auf Lager, hat die wallende Mähne nicht mehr zum Zopf gebunden und singt ingesamt aggressiver, sogar vereinzelte Doublebass-Attacken vernimmt man in "Kindrom". Inzwischen ist auch ein Bassist mit von der Partie, so dass man zu fünft agiert. Trotz der auffälligen Optik der Band mit dem hünenhaften Sänger und dem Iro-tragenden Gitarristen Gaun:A stellt man sich selbst nie in den Mittelpunkt des Geschehens, sondern tritt schon fast demütig hinter der Musik zurück, die auch an diesem Abend ihre Wirkung nicht verfehlt. Mit "Wahn!Sinn?" geht es los, bevor der umjubelte Hit "The Wedding" folgt. Der "MenschFeind" und der "Soul Stripper" sind ebenso dabei, wie der obligatorische "Traumtänzer", bei dem am Schluss wie üblich das ganze Publikum allein singt und so für Gänsehaut sorgt. Das tieftraurige "She And Her Darkness" berührt und "AmoK" wird in einer sehr schönen, rockigen Version gespielt. Mit der aktuellen Single "King Of Nowhere" beendet die Band das Set und bedankt sich höflich für die zurecht begeisterten Publikumsreaktionen.

Draußen hat der Regen inzwischen nachgelassen, dafür wehen Begeisterungsstürme über das Gelände, denn mit VNV NATION steht der Headliner des Abends auf der Mainstage. Wenn man die Band in den letzten Jahren live gesehen hat, weiß man, was einen erwartet. In erster Linie nämlich ein Frontmann, der wie ein Flummi über die Bühne springt und das Publikum unablässlich anfeuert. Das hat dummerweise zur Folge, dass Ronan Harris' Gesang darunter leidet, denn er wirkt oft ein wenig aus der Puste und trifft wegen der Rumrennerei die Töne nicht immer genau. Dem Publikum ist das aber völlig egal, es lässt sich von seiner guten Laune anstecken und feiert Songs wie "Chrome", "Standing", das grandiose "Honour", das schnelle "Nemesis" und die obligatorischen letzten beiden Songs "Beloved" und "Perpetual" frenetisch ab. Schön, dass auch das rührende "Illusion" seinen Platz findet und letztendlich muss man der Band attestieren, so gut wie alles richtig zu machen - wenn das kleine Manko mit dem Gesang nicht wäre. EisbrecherDer Letzte macht die Tür zu und das Licht aus und das sind heute EISBRECHER. Checker Alexx und seine Jungs schwimmen derzeit auf einer Erfolgswelle und so ist das Staatenhaus zum Abschluss des Amphi Festivals proppenvoll. Davon angespornt legen die Herren eine ordentlich rockende Show auf die Bretter, bei der man vor allem dem Frontmann immer wieder anmerkt, wieviel Spaß ihm das macht. Das wiederum macht Alexx so sympathisch. Musikalisch anspruchsvoll geht zwar anders, aber mit einfach gestrickten Ohrwürmern wie "Leider", "Vergissmeinnicht", "Schwarze Witwe" und "Heilig" macht man an so einem Abend nichts falsch. Mit dem brachialen "Angst" wird die Abrissbirne genauso geschwungen wie mit der Zugabe "Amok" und standesgemäß wird der vierte Auftritt auf dem Amphi Festival hintereinander mit dem Megaherz-Song "Miststück" beendet.

FAZIT: Die Macher des Amphi Festivals haben auch 2010 wieder ein glückliches Händchen bei der Bandauswahl und dementsprechend kann man die diesjährige Auflage dank des vollen Hauses wohl als durchschlagenden Erfolg verbuchen. Wie gesagt, mehr Gäste sollten es in 2011 nicht werden, aber dessen werden sich die Veranstalter sicher bewusst sein. Bleibt zu hoffen, dass man 2011 auch wieder ein paar seltener gesehene Bands aus dem Hut zaubert und es bleibt letztlich nur die Frage, ob EISBRECHER 2011 zum fünften Mal in Folge dabei sein werden.

Zur Galerie mit den schönsten Impressionen vom Festival geht es hier entlang

Andreas Schulz (Info)

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Live-Fotos

Amphi Festival 2010 - Sonntag Amphi Festival 2010 - Sonntag Amphi Festival 2010 - Sonntag
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