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BOCHUM TOTAL 2019 | Sonntag - Bermuda3Eck, Bochum - 07.07.2019

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BOCHUM TOTAL 2019 | 04.07.-07.07.2019

Sonntag, 07.07.2019

Der Finaltag des diesjährigen „Umsonst und Draußen“-Events BOCHUM TOTAL zeigt sich zwar etwas kühler als an den drei vorangegangenen, sehr heißen Tagen, macht aber den kräftigen Regen, der Samstagabend während der BETONTOD-Show niederging, vergessen. Hier und da erinnern noch ein paar Pfützen an die Niederschläge der vergangenen Nacht, aber auch der ein oder andere Besucher macht den Eindruck, als hätte er im Laufe einer langen Aftershow-Party mehr als nur einen Absacker hinnehmen müssen.

Bei meinem Eintreffen an der SPARKASSEN-Bühne wird dort schon heftig musiziert. THE HAPPY GANGSTAS, die als Partyband eigentlich einen späteren Slot verdient gehabt hätten, machen schon ordentlich Alarm und die zahlreichen Besucher feiern eine Swing-, Jazz-, Pop- und Punk- Sause, wie sie im Buche steht. Die Truppe gehört in Zukunft auf größere Bühnen.

Auf meinem Weg zur 1-LIVE-Bühne habe ich die Gelegenheit, FABIAN HAUPT und seiner Band zu lauschen, die eine beträchtliche Anzahl Zuschauer an der TRAILER-WORTSCHATZ-Bühne in ihren Bann gezogen hat. Hier gibt es einfühlsame Poesie zu einer gekonnt kreierten Mischung aus Rock und Pop, die die zunächst am Klavier komponierten Songs mit Bandunterstützung auf ein sehr viel energetischeres Level heben. Eine echte Entdeckung an diesem Sonntag und ein Tipp für Hörer/Innen, denen die meist sehr seichte Deutsch-Pop Musik zum Halse heraushängt.

Weiter zum nächsten Act. Mit INTERNATIONAL MUSIC gibt es laut Eigenwerbung „lakonisch, knittrigen Rock“ - was immer das sein mag. Die Schippe Shoegaze, die ebenfalls angekündigt wird, ist deutlicher auszumachen. Das Ganze ist unterm Strich durchaus stimmig, zündet aber zu dieser frühen Stunde nicht wirklich, was auf meiner nächsten Station schon ganz anders aussieht, denn MAY und ihr Indie-Pop/New-Wave-Mix kommen an der RING-Bühne ausgesprochen gut an und treffen den Geschmack des Publikums. Die Düsseldorfer verschmelzen deutlich wahrnehmbar 80er Jahre Elektro-Pop Einflüsse mit Texten, die sich mit Chemtrails oder verseuchtem Essen beschäftigen. Das kommt dennoch unbeschwert und leicht ´rüber, selbst wenn das ein Widerspruch in sich zu sein scheint.

Es folgt eine kurze Stippvisite bei HALLER, der in bester Singer-Songwriter-Tradition die Bühne nur mit einer Gitarre bespielt und Geschichten aus dem alltäglichen „struggle for life“ erzählt. Markante Stimme, eingängige Melodien und die Fähigkeit, die Zuschauer zu fesseln, sorgen für regen Zuspruch an der Sparkassen-Bühne.

Mittlerweile hat sich die Innenstadt hier in Bochum deutlich gefüllt und die zahlreichen Besucher, die sich an der 1-LIVE-Bühne zum Konzert von ANTJE SCHOMAKER eingefunden haben, erleben einen extrem sympathischen Auftritt der Wahl-Hamburgerin, der es gelingt, die zunächst nur neugierigen Zaungäste zu fesseln und mit witzigen, teilweise aber auch melancholischen Songs bestens zu unterhalten.

DEEPER UPPER aus Litauen, bei denen ich danach Station mache, spielen Musik, die direkt aus den 80ern stammen könnte, wobei dies durchaus nicht negativ gemeint ist, denn das, was die Band auf die RING-Bühne bringt, ist unterhaltsam und in gewisser Weise auch zeitlos.

IVAN IVANOVICH & THE KREML KRAUTS rocken währenddessen die Sparkassen-Bühne mit einem wilden Mix aus russischer Folklore, stapfenden Beats und Punk-Elementen. Die Musik wirkt erdig und hemdsärmelig, was das Bühnenoutfit der Jungs wohl unterstreichen soll, denn hier feiert das Feinripp-Unterhemd eine Renaissance.

VAN HOLZEN wirken auf der riesigen 1-LiVE-Bühne rein optisch etwas verloren, rocken aber so richtig los und haben mit ihrem gitarrenlastigen Sound viele Fans hier in Bochum. Ob die Jungs dem Label „Herr der Welt“ irgendwann einmal gerecht werden können, sei dahingestellt.

Wieder an der RING-Bühne angekommen, gibt es mit BLOODHYPE eine Kombo, die ihre musikalischen Wurzeln in den 90ern hat. Ihre Version des Indie-Pop-Rock ist auch nicht unbedingt neu, aber sehr gut gemacht. Die Bühnenshow passt zum Sound und wirkt professionell und stimmig. Ein starker Auftritt, den ich mir, nach kurzer Visite bei MOBILES BLUHS KOMMANDO 2.0 (ja, heißt wirklich so) , bis zum Ende ansehe.

Etwas Wehmut liegt schon in der Bochumer Abendluft, als ich mich auf die letzte Bühnenrunde bei BOCHUM TOTAL 2019 mache. Wie schon im vergangenen Jahr, ist TIM KAMRAD wieder mit von der Partie. Der Velberter Singer-Songwriter liefert einen starken Auftritt, der in den Klamotten des Pressefotos bestritten wird – auch ein (zweifelhafter) Trend, der sich im Musik-Zirkus beobachten lässt. Das führt unterm Strich vor allem dazu, von diversen Gigs in etwa gleich aussehenden Fotos zu bekommen, auf der anderen Seite spart man sich wechselnde Bühnenoutfits.

Den krönenden Abschluss liefern in diesem Jahr die Jungs von KUULT. Als Kinder der 90er liefert die Essener Band beeindruckend ehrliche Texte zu stimmiger Musik, eine Mischung, die zu Touren mit GLASPERLENSPIEL und MAX GIESINGER verhalf. Im Herbst kommt das neue Album auf den Markt, von dem es schon ein paar Kostproben gibt. Absoluter Hit aber ist der Song „Kinder der 90er“, in dem die Band ihre Kindheit Revue passieren lässt, von Burgen erzählt, die man an nur einem Tag baute oder von Snake auf dem 5110 (kennt ihr noch, oder?). Ein grandioser Auftritt, mit dem ich den Abend ausklingen lasse.

FAZIT: BOCHUM TOTAL hat auch in der 33. Auflage nichts von seiner Intensität, Einzigartigkeit und Faszination verloren. Ein gelungener Mix verschiedener Genres bildet, wie seit den Anfängen, die Grundlage des Erfolgs, der sich auch in schlichten Zahlen ausdrücken lässt: Laut Polizeiangaben tummelten sich während der vier Festivaltage über 500.000 Besucher in Bochum und machten das BERMUDA3ECK zur angesagtesten Partymeile der Republik. Der Termin für das Jahr 2020 steht ebenfalls schon fest: BOCHUM TOTAL 2020 findet vom 16.07. bis 19.07.2020 statt.

Mein Dank geht an:

Die vielen freundlichen Menschen, die sich bereitwillig in Pose gestellt haben...you know who you are..., meine Medienkollegen, die den reibungslosen Ablauf im Bühnengraben in gegenseitiger Rücksichtnahme zu jeder Zeit gewährleisteten, die freundlichen Jungs der Security, die Menschen, die bei hochsommerlichen Temperaturen für das leibliche Wohl sorgten, die Organisatoren, die es wiederum geschafft haben, ein perfektes Festival aus dem Boden zu stampfen, die Jungs und Mädels der Polizei sowie der Johanniter, die wahrscheinlich lieber selbst mitgefeiert hätten sowie Pressesprecherin Sabine Hahnefeld und last but definetely not least meinen Kollegen Dietmar Seifer, der für die Berichte vom Freitag und Samstag verantwortlich zeichnet.

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Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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