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Coliseum / Bison B.C. / Kvelertak / Lightbearer - Essen, Julius-Leber-Haus - 04.12.2010

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Tourplakat Coliseum Bison B.C. KvelertakEs ist Anfang Dezember und der Winter hat Deutschland und insbesondere Nordrhein-Westfalen fest im eisigen und schneereichen Griff. Und so ist man natürlich warm eingepackt, als man sich auf den Weg zum Julius-Leber-Haus in Essen macht, um dort unter anderem die heißeste Newcomer-Band des Jahres 2010 live zu sehen: KVELERTAK. Die sind mit den kanadischen Sludge Metallern BISON B.C. und dem amerikanischen Hardcore / Punk-Trio COLISEUM auf Europatour und die Show in Essen ist die letzte dieser Konzertreise.

Der Weg zur Location führt in ein verschneites Wohngebiet. Ob man hier tatsächlich richtig ist? Und doch, das Julius-Leber-Haus ist ausgeschildert und das Jugendzentrum der Arbeiterwohlfahrt liegt tatsächlich inmitten von Mehrfamilienhäusern. Nach Betreten der kleinen Halle stellt man erstmal fest, dass es keine Garderobe gibt, man muss sich die dicken Winterjacken also umbinden oder sie sicher irgendwo verstauen. Und angesichts der Tatsache, dass der Laden  immer voller wird, wird schnell klar, dass dieser Abend eine schweißtreibende Angelegenheit werden würde. Vom Andrang sind übrigens auch die Veranstalter überrascht, denn die haben weder mit sovielen Leuten, noch mit deren Durst gerechnet. Bereits bei der dritten von vier Bands geht das Bier aus und man macht sich auf die Suche nach Nachschub, der irgendwann in Form von ein paar Kisten Hansa und Oettinger gefunden ist. Lecker geht anders. Erfreulich jedoch sind die Merchandise-Preise, T-Shirts liegen maximal bei 15 € und da bei COLISEUM Tourschlussverkauf angesagt ist, kann man hier sogar eine coole Kapuzenjacke für 20 € erstehen.

LightbearerDen musikalischen Anfang machen LIGHTBEARER, die aus Essen selber stammen und den Heimvorteil für sich nutzen können. Mit ihrer Mischung aus Stoner Rock und Postcore passen sie natürlich ziemlich gut zum Tourpackage, haben aber zunächst einmal mit technischen Problemen zu kämpfen, weil schon nach dem ersten Stück einer der orangefarbenen Boxen ihren Dienst quittiert. Einen Song später muss man den Auftritt erneut unterbrechen, dieses Mal ist etwas am Schlagzeug kaputt. Das Publikum nimmt es mit Humor und letztendlich kann die vierköpfige Band weiterrocken. Besonders viel Ausstrahlung hat Bassist Ansgar, der die großen Rockerposen schon bestens beherrscht. Der Rest der Band wirkt dagegen noch vergleichsweise schüchtern, macht dieses Manko aber musikalisch wett.

KvelertakUnd dann bricht ein Inferno los, das man in dieser Form nicht unbedingt erwarten durfte. KVELERTAK  rocken nämlich nicht nur auf Konserve wie Sau, sondern bringen ihre Mischung aus TURBONEGRO-mäßigem Rock'n'Roll und garstigem Black Metal auch auf der Bühne extrem energisch rüber. Selbst wenn diese winzig klein ist und nur wenig Platz bietet. KVELERTAK sind nämlich gleich mit drei Gitarristen angetreten und seit den Shows von THE DEVIL'S BLOOD weiß man ja, dass dies das Nonplusultra für Gitarrenfetischisten darstellt. Und auch bei den Norwegern sorgt das für eine superfette Gitarrenwand, die das Jugendhaus erschüttert. Bereits beim ersten Song entledigt sich Sänger Erlend Hjelvik seines Shirts und brüllt fortan mit nackten Oberkörper weiter, derweil die Temperatur immer weiter ansteigt. Die Gitarristen bangen sich die Seele aus dem Leib, steuern Backing Vocals bei und springen auf die Monitorboxen um dann direkt unter der niedrigen Decke zu hängen und das Publikum geht angesichts dieser leidenschaftlichen Darbietung ebenso steil. Die Gästeschar besteht dabei zu zwei Dritteln aus den recht typisch aussehenden Alternative Rockern, der Rest sind kuttentragende Metaller, die vermutlich besonders wegen dieser Band gekommen sind, man spricht nämlich problemlos beide Publikumsschichten an. Die Setlist beschränkt sich natürlich auf die Songs vom selbstbetitelten Debüt und besonders der unfassbar geile Opener "Ulvetid" ist der Song des Abends. Am Schlagzeug sitzt übrigens der Drummer von COLISEUM, da der eigentliche Trommler Kjetil Gjermundrød sich vor Kurzem den Arm gebrochen hatte. 

Bison B.C.BISON B.C. haben es im direkten Vergleich natürlich schwerer, denn ihr Sound geht nicht so derbe ab, wie der der Norweger, trotzdem wissen auch die Kanadier an diesem Abend zu begeistern. Die Kombination aus tonnenschweren Riffs, packenden Melodien und Abwechslung im Spieltempo sorgt für Dynamik. Auch die Tatsache, dass die beiden schwer bärtigen Gitarristen sich die Gesangspassagen teilen (der eine ist fürs Gekeife zuständig, der andere für tieferes Gebrüll), sorgt für ein spannendes Hörvergnügen. Das brachiale Songmaterial wird mit viel Bewegungsfreude dargeboten und so wagt man gar den Hechtsprung ins Publikum, bei dem man nur wenige Zentimeter unter der Decke getragen wird. Mit ihrer Mischung aus Hardcore, Stoner Rock, Doom und Thrash Metal gelingt es letztlich auch BISON B.C. die Temperatur im Julius-Leber-Haus konstant im oberen Bereich zu halten. Zur Abkühlung geht es kurz nach draussen, wo man feststellt, dass auch das Schneetreiben wieder an Intensität zugelegt hat.

Der Headliner des Abends sind dann also COLISEUM, die ihr zweites Album "No Salvation" immerhin bei Relapse Records veröffentlicht hatten. Nachdem bei KVELERTAK sechs Mann, bei BISON B.C.Coliseum dann vier, sind es nun nur noch drei Musiker, die da auf der Bühne stehen: ein bärtiger Hüne in Form von Sänger und Gitarrist Ryan Patterson, Bassist Mike Pascal, der mit seinen Kung Fu-Tritten den Hampelmann des Abends darstellt sowie Drummer Carter Wilson, der also seine zweite Show für heute spielt. Das Songmaterial des Trios ist natürlich deutlich simpler gehalten, als das von BISON B.C. und KVELERTAK und obwohl man sich redlich Mühe gibt, will der Funke zunächst nicht aufs Publikum überspringen, dass sich aber auch schon ordentlich verausgabt hat. Mit seinen sehr sympathischen Ansagen zieht Ryan die Gäste aber immer mehr auf seine Seite und neben der Bühne versammeln sich so langsam auch die Mitglieder der anderen Bands. Einer der KVELERTAK-Gitarristen entert dann auch kurzerhand die Bühne und überschüttet Drummer Carter mit... ja, mit was eigentlich? Sieht aus wie eine Ladung kleiner Holzpellets, könnte aber auch irgendein Zeug sein, dass man zum Frühstück mit Milch zu sich nimmt. Inzwischen ist die Stimmung im Publikum auch wieder auf einem Hoch (es gibt ja auch wieder Bier), so dass der Bassist sich auch mal durchs Julius-Leber-Haus tragen lässt, während Ryan sich gleich zwei Brillen von Leuten aus dem Publikum auf die Nase setzt. Und zum letzten Song des Abends, einem Cover der DANZIG-Nummer "Am I Demon", kommen dann aPartyuch der gesamte Tourtross auf die Bühne um sich, den Abend und die ganze Tour ausgiebig und feuchtfröhlich zu feiern.

Ein schönes Ende für einen wirklich heißen Abend, der vor allem gezeigt hat, dass KVELERTAK mit ihrem Siegeszug gerade erst begonnen haben. Mit ihrer explosiven Show werden sie ganz sicher auch auf den Festivals 2011 überzeugen und begeistern, für das nächste Summer Breeze sind sie ja schon gebucht.

Andreas Schulz (Info)

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Live-Fotos

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