Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Schandmaul - Hamburg / Docks - 27.05.2008

[ Zur Fotogalerie ] Down

Thomas Lindner - SchandmaulSo leicht können die Plätze getauscht werden: Vor zehn Jahren waren es noch SCHANDMAUL, die für die seit 18 Jahren beständig musizierenden THE SEER eröffnen durften. Heute sind die Rollen vertauscht und THE SEER spielen den Anheizer für die überraschend so erfolgreichen Schandmäuler. Der gefällige Mix aus Folk, Pop und Rock erntet beim Publikum keine hysterischen Begeisterungsstürme, aber doch deutlich mehr als bloß wohlwollenden Applaus. Nach einer guten halben Stunde ist aber auch schon Schluss – die fünf Herren haben noch eine lange Heimfahrt nach Augsburg vor sich.

Auf Platz acht der Deutschen Charts haben es SCHANDMAUL mit ihrer „Anderswelt“ geschafft. Wer hier etwaigen Mainstream erschnüffelt, der hat sicher nicht unrecht, doch das ist dem kunterbunt gemischten Publikum im prall gefüllten (und schon lange ausverkauftem) Docks an der Reeperbahn ziemlich egal. Altrocker, Normalos, Metaller und Mittelalter-Freaks stehen glücklich beisammen und lauschen dem gutlaunigen Folk Rock der Süddeutschen.

Anna Katharina Kränzlein - SchandmaulDas Mittel ist ganz einfach: Mitteleingängige Strophen und mitreißende Folk-Parts mit Drehleier, Violine und Dudelsack im Refrain, zu denen die Massen wie auf Knopfdruck abgehen wie Flutschi. E-Gitarre und Bass legen zumeist nur ein Fundament. Fast schon einzigartig scheint zu sein, dass nicht nur die ersten Reihen ihre Lieblinge abfeiern, sondern auch die letzte Reihe hüpft und eifrig die Hände gelupft werden. Vollkommen subjektive Highlights der Playlist sind der Titeltrack des neuen Albums, „Fiddlefolkpunk“ und „Grosses Wasser“, weil diese Stücke sich von den üblichen und gar nicht schlechten Abgehnummern absetzen (okay, den Folk-Punk mal ausgenommen).

Soundmäßig war – vor allem am Anfang – nicht alles im grünen Bereich. Im viel zu basslastigen Sound ging der Gesang Thomas Lindners ziemlich unter. Für die Temperaturen kann die Band nichts und in der Großen Freiheit war es beim letzten Mal noch viel heißer. Der schwül-warmen Luft wurde in Form von Ohnmachtsanfällen in der ersten Reihe jedenfalls Tribut gezollt. Thomas hat das Publikum im Griff (ein Euro ins Phrasenschwein), teilt so manches Wasser mit seinen Anhängern und demonstriert Sex-Stellungen Hochschwangerer mit Akkordeon vorm Bauch, was witziger ist, als es vielleicht klingt. Blickfang des Abends ist Anna Katharina Kränzlein in freizügiger Garderobe. Alles in allem ein kurzweiliger Konzertabend, der zeigt, dass SCHANDMAUL im Laufe ihrer Karriere zu echten Entertainern mutiert sind. Kehrt beim nächsten Konzert zurück in die Große Freiheit und lasst das Docks mit seinen schlechten Soundverhältnissen hinter euch, dann werden die Gesichter des Publikums noch breiter strahlen.

 

Nils Herzog (Info)

[ Zurück nach oben ] Down

Live-Fotos

Schandmaul Schandmaul Schandmaul
Schandmaul Schandmaul Schandmaul
Schandmaul
Klick zum Vergrößern