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Vdelli - Ducsaal, Freudenburg - 02.05.2009

Hurra, wir sterben aus! War’s der wahnwitzige Schweinegrippenpest-Alarm oder der ungünstige Termin zwischen Feier- und Sonntag? VDELLI kommt und der Ducsaal ist Vdelli_Ducsaal_Freudenburg_2009halbvoll – man will’s kaum glauben. Dabei wäre aller Grippen-Hype völlig unbegründet gewesen: Konzerte mit VDELLI sind seit jeher eine schweißtreibende Angelegenheit. Kein Virus hätte den Hauch einer Chance gehabt, sich festzusetzen. Aber die Clubleitung hatte sicherlich recht: Es lag am ungünstigen Termin. Viele hatten das verlängerte Wochenende wohl zu einem Kurztrip genutzt. Was irgendwie nicht wirklich schlimm war, denn VDELLI lassen sich niemals von halbvollen Sälen beeindrucken!
Geil war’s – laut war’s – Orgie halt, wie immer! Hier könnte mein Konzertbericht eigentlich schon enden und alles wäre gesagt… Aber denen, die einen Kurzurlaub vorzogen, möchte ich schon noch gerne den Erholungswert vergällen ;-))  
Eine merkwürdige Tourplanung hatte dafür gesorgt, dass VDELLI einen Transfer von über sieben Stunden vom ostdeutschen Torgau in die diametral entgegen gesetzte Ecke Germaniens über sich ergehen lassen musste. In ihrer Heimat Australien sind oftmals ganz andere Entfernungen zu bewältigen – man nahm es also locker. Ein extrem kurzer Soundcheck bewies: die Jungs sind Vollprofis. Zähflüssig füllte sich der Ducsaal, aber zum Showbeginn 20:45 hatten sich die größten Lücken geschlossen.

„Cold shot“, ein rotziger Shuffle von STEVIE RAY VAUGHAN, eröffnete das Set. Erfreulicherweise gab es keine Pause – die Jungs wollten früh ins Bett. Doch es kam anders…. „Hard way“ und „Going Hard“ gaben die Richtung für diesen Abend vor: Hard’n’Heavy Blues-Rock. „Born under a bad sign“, ein R&B-Song ALBERT KINGs, Vdelli_Ducsaal_Freudenburg_2009 brachte erstmals die für VDELLI typischen „funky beats“ in den harten Blues-Rock. Das Original war kaum noch herauszuhören. Ein dritter Klassiker gleich hinterher: MUDDY WATERS’ „Mojo Working“, das ebenfalls sehr „funky“ vorgetragen wurde. Drummer und Co-Songwriter Ric Whittle ließ erstmals seine unglaublichen Fähigkeiten aufblitzen, als er lediglich mit einem Stick und Rassel bewaffnet den Rhythmus vorgab. „Hot Muffins“, ein uralter, flotter Shuffle vom 1999er „Blues“-Album, folgte, bevor MICK TAYLORs „Fire & Rain“ mit Gitarrenlinien, die an MARK KNOPFLER erinnern mochten, zu glänzen wusste.
Spätestens hier scheinen ein paar Worte über Bandleader Michael Vdelli angebracht: Dieser Mann ist schlichtweg ein Tier. Verschmelzend mit seiner Gibson Les Paul Custom entlockt er seinem Arbeitsgerät geradezu unglaubliche Töne. Wenn auch kein überragender Sänger, so bringt er als agiler Shouter den Blues absolut authentisch und mit Spaß an der Arbeit ’rüber.

B.B. KINGs „Why I Sing (The Blues)“ wurde zu einem ellenlangen Funk-Jam aufgeblasen. Dann wurde es noch härter: „Loose Endz“ und „Boogie A“, die ersten Songs vom neuenVdelli_Ducsaal_Freudenburg_2009 Album, hätten AC/DC bestens zu Gesicht gestanden. Ein ganzer Block aus dem neuen Album folgte, der mit „Childhood Demons“ einen ersten Höhepunkt fand, der nur noch vom ultraharten „Manhole“ getoppt werden sollte. Das „grande Finale“ brachte erneut JIMI HENDRIX mit Motown-Funk zusammen: „Newtown“ [man beachte das Wortspiel] von  der 2000er „Skizoid“-Scheibe präsentierte zunächst die Basskünste des Troy Gennoe. Der schüchterne, junge Mann, „Hägar dem Schrecklichen“ nicht unähnlich, schlug den ganz großen Bogen von JACO PASTORIUS zu STANLEY CLARKE. Drummer Ric Whittle konnte sich zuvor schon reichlich auszeichnen und bekam nun endlich den Auslauf, den ein Spitzen-Schlagwerker benötigt. Der Song ging direkt in „Could be good“ (von 1997er Debütalbum) über, bei der Michael Vdelli wenn auch nicht die komplette Gitarre, so aber immerhin alle Saiten derselben zertrümmern konnte. Grenzenlose Begeisterung….

Nun wurde der Abend lang und länger: Ohne zwei Zugaben mit je zwei Songs, zusammen immerhin fast eine halbe Stunde, wollte keiner den Ducsaal verlassen. Neben dem Titeltrack des aktuellen Albums „Aint’t bringing me down“ brachten VDELLI drei absolute Live-Killer: ROBERT JOHNSONs „Dust my broom“, bekanntermaßen Michael Vdellis Lieblingssong, dampfte und stampfte durch die Hitze des Südens und des Ducsaals. Sehr genial wurde BILLY COBHAMs Jazz-Rockklassiker „Stratus“ interpretiert, die Basis-Riffs wurden geradezu brachial-wild abgerockt und als Fills dienten Teile der ursprünglichen Synthesizer-Melodien. ZZ TOPs Turbo-Boogie „La Grange“ beendete einen wilden Ritt…

FAZIT: Geil war’s – laut war’s – Orgie halt, wie immer! Nein, dass hatte ich ja schon, aber wie soll man fast drei Stunden allerfeinsten Blues-Rocks besser auf den Punkt bringen? Die Tour läuft noch [siehe Album-Review!] – wer jetzt noch unentschlossen ist, hat’s nicht anders verdient…


Setlist:Vdelli_Ducsaal_Freudenburg_2009
Cold Shot
Hard Way
Born Under A Bad Sign
Going Hard
Mojo Working
Hot Muffins
Fire & Rain
Why I Sing (The Blues)
Loose Endz
Boogie A
Something New
Childhood Demons
Manic (?)
Manhole
Boogie Sea
Newtown
Could Be Good

Encores 1:
Dust My Broom
Ain’t Bringing me down

Encores 2:
Stratus
La Grange

 

PS: Zwei Tage später war in  VDELLIs MySpace-Tourblog folgendes zu lesen:

Going back to Saturday, we had a very long drive of seven or eight hours from East to West Germany and then played the Ducsaal in Freudenburg.
We have played the Ducsaal a few times now and I have enjoyed it every time. I think this was our best show there, musically speaking, and the sound was really good on stage.
The audience was once again very attentive and highly energized. I really like that gig and look forward to next time we play there.

Steve Braun (Info)