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Mindflow: Mind Over Body (Review)
Artist: | Mindflow |
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Album: | Mind Over Body |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Metal |
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Label: | Just For Kicks | |
Spieldauer: | 79:57 | |
Erschienen: | 2006 | |
Website: | [Link] |
Das nenne ich mal eine Aufmachung: Eine vielfarbige Hochglanz-Promoinfo zum Aufklappen und ein neckisches Mousepad sind nur Nebensache, wenn die Aufmachung des Albums einen derart haptisch (olfaktorischen?) Genuß bietet. Die Mischung aus Glanzdruck, Mattdruck und Reliefprägung offeriert neben optischen Wonnen auch sinnliche Tasterfahrungen für flinke Fingerübungen in dunklen Stunden im stillen Kämmerlein. Und als wäre das noch nicht genug, befinden sich auch noch zwei (!) dicke Booklets in der zu beiden Seiten entfaltbaren Box (die selbstverständlich auch noch in einem Pappschuber steckt). Heftchen Numero eins enthält die Songtexte, die so kunstvoll in die ästhetischen, mitunter surrealistisch anmutenden, Fotografien eingebunden wurden, daß ein Entziffern einer kryptologischen Anstrengung bedarf, die nicht jeder Musikfan gewillt ist, einzubringen. Booklet Nummer zwei soll wohl die Handlung des Konzeptwerkes in Form eines düsteren Comics visualisieren – interessant.
Genug von oberflächlicher Optik geschwafelt. MINDFLOW kommen aus Brasilien und sind dort wohl seit ihrem Debüt aus dem Jahre 2004 eine ganz große Prog Metal Nummer. Ob´s auch hierzulande klappen wird, steht in den vielzitierten Sternen.
Ich bin ehrlich: Die Story hinter „Mind Over Body“ will sich mir nicht erschließen, das ganze kommt doch ein wenig mystisch abgehoben daher, auch wenn viele Schreiberlinge sich in gleicher Situation aus Angst vor intellektueller Blöße in „Zur spannenden Story will ich jetzt nix verraten“-Phrasen ergehen. Ja ne, is klar.
„Crossing Enemy´s Line“ läßt einen gleich auf traumtheaterhafte Gedankenzüge springen. Nein, das ist kein Ausschußmaterial vom „Train Of Thought“ der New Yorker Dauerbeschallungsformation, trotzdem erinnert das knallharte, trockene Stakkatogeriffe an diesen Wutprog mit dem Tunnelblick-Cover. MINDFLOW geben aber nicht nur auf die Mütze: Schon bald erhält eine epische Breite Einzug in den Sound, moderne Vokalverfremdungen und knallige Soundeffekte lassen Assoziationen mit Blockbuster-SFX-Orgien auferstehen aus rauchenden Ruinen.
„Six Degrees of Inner Ytse Jam“? Schon wieder diese unabweisbaren DREAM THEATER Bezüge? Ja und nein. Einige Parallelen zu DT-Alben sind nicht von der Hand zu weisen – und manchmal wird´s gar so unerhört parallel, daß wir euphemistisch von Hommagen und liebevollen Zitaten sprechen möchten – aber letztlich können MINDFLOW noch genug Eigenständigkeit aufweisen, um den Vorwurf reiner Attrappenkonstruktion von sich weisen zu dürfen, denn „Upload-Spirit“ kann mit originellem Jazzpiano und ganz dezent eingesetzten Death-Growls jede Menge Laune in den musikalischen Alltag transportieren.
Als Schlüpferstürmer im Doppelpack laden „Thousand Miles From You“ und „Just Water, You Navigate“ zum eifrigen Balladenkuscheln ein. Hart am Kitsch? Na klar, aber irgendwie trotzdem schön und gelungen. Danilo Herberts Gesangsleistung pendelt sich übrigens irgendwo zwischen gut und mittelklassig ein. Das klingt in etwa so, als würden LaBrie und John Arch rein metaphorisch ihre Stimmbänder verschmelzen lassen. Während der ruhigen Passagen sollte Mr. Herbert vielleicht dieses tonlose Hauchen unterlassen, das manch schöne Momente ihres Zaubers beraubt.
„A Gift To You“ ist mit seinen 2:47 Minuten so etwas wie der Quickie zwischen den „richtigen“ Songs, die ansonsten entweder an der zehn Minuten Marke kratzen oder diese deutlich hinter sich lassen. Geigen und träumerische Hmm-Hmm Chöre sind so etwas wie der Übergang zu den fett krachenden Gitarren, klassischen Prog Metal Keyboards, Gehirnknoten-Riffs, polyrhythmischen, breakverliebten Musikerfeuchtträumen, Flamenco-Gitarren und Geigenreigen, die sich in „Hellbitat“ vortrefflich vereinen. Bei Herzerkrankungen ist übrigens Vorsicht geboten: Die letzte halbe Minute besteht aus finsteren Glockenschlägen und unheildräuendem, in den Hintergrund gemischtem Gemurmel … man ist schon kurz vorm Wegdösen, bis einem am Ende unerwartet eine dämonische Stimme den Puls auf 180 raufbrüllt. Das funktioniert übrigens auch immer noch nach dem fünften Hördurchlauf.
Bemerkenswert ist noch, daß MINDFLOW trotz aller Technikverliebtheit – und versiertheit sich trotzdem kaum in exzessiven Instrumentalfantasien ergehen, was sie absurderweise wieder von DREAM THEATER unterscheidet … absurd deswegen, weil der Sound der Brasilianer ansonsten an erster Stelle mit dem DT-Sound zu vergleichen ist.
FAZIT: MINDFLOW gehören sicherlich nicht zu den originellsten Vertretern der Prog Metal Gemeinde, aber sie verbinden quasi alle typischen Elemente dieser Musik mit so viel Elan und Spielfreude, daß „Mind Over Body“ einfach jede Menge Spaß macht. 80 Minuten krachende Action sind das … muß halt jeder selbst wissen, ob er auf so etwas steht. „Nur“ 11 Punkte, weil da noch jede Menge Potential zu größeren Taten vorhanden ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Crossing Enemy´s Line
- Upload-Spirit
- Thousand Miles from You
- Just Water, You Navigate
- Chair Designer
- A Gift to You
- Hellbitat
- Follow Your Instinct
- Hide and Seek
- Bass - Ricardo Winandy
- Gesang - Danilo Herbert
- Gitarre - Rodrigo Hidalgo
- Keys - Miguel Spada
- Schlagzeug - Rafael Pensado
- Mind Over Body (2006) - 11/15 Punkten
- With Bare Hands (2011) - 9/15 Punkten
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