Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Zen Carnival: Bardo (Review)

Artist:

Zen Carnival

Zen Carnival: Bardo
Album:

Bardo

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Eigenproduktion / Just For Kicks Music
Spieldauer: 67:15
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Hätte ich das Debut-Album “Inheritance” dieser buddhistischen Karnevals-Truppe (zumindest vom Band-Namen her) besprechen müssen, wäre mir meine Kritik auf fast schreckliche Weise leicht gefallen: „Ein dumpf abgemischtes, eigenständig produziertes NeoProg-Album, das zwanghaft versucht, nach MARILLION während ihrer H- & „Brave“-Ära zu klingen, wobei sich besonders der Sänger krampfhaft ins Zeug legt, um HOGARTH zu kopieren. Schluss und Aus!“

So leicht macht es mir der 6 Jahre später erschienene Nachfolger „Bardo“ glücklicherweise nicht. Denn es sind nicht nur sechs Jahre ins musikalische Boston gegangen – sondern wie´s scheint, haben ZEN CARNIVAL auch ihren anfänglichen Göttern abgeschworen, um musikalisches Neuland zu beackern, das deutlich mehr wert auf eine bessere Eigen-Produktion und eine ruhigere, aber trotzdem komplexe ProgRock-Atmosphäre legt. Natürlich fühlt sich der Hörer schon des Gesanges wegen weiterhin an MARILLION erinnert, allerdings mit der Ausstrahlung, die man sonst von der Musik solcher Bands wie PORCUPINE TREE oder NO MAN kennt.

Vielleicht sollte man sich manchmal nicht all zu große Gedanken über Band-Namen machen, aber auf den Booklets beider Alben taucht jedes Mal unübersehbar eine Buddha-Figur auf und demnach müssen die Musiker wohl zur Lehre des Buddhismus, dem ZEN, eine engere Beziehung haben. Und nach wiederholtem Hören der Musik macht das auch irgendwo Sinn – nicht dass sie nach China oder Japan klingt, nein. Diese Lehre, welche sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts weltweit durchgesetzt hat, geht davon aus, dass jeder unmittelbare Hinweis auf die menschliche Existenz direkt vom eigenen Herzen kommt und man nur in sich hinein hören muss. Es ist eben das, was wir heutzutage auch als Meditation, also die totale Konzentration auf unser eigenes Ich, bezeichnen. Zwar kann man nach ZEN CARNIVAL nicht meditieren, aber diese pathetische Aura, dieser etwas übertriebene Schwulst, dieses manchmal (göttlich) Abgehobene oder sogar Weinerliche ist durchaus hörbar. Hallo, ist da irgendwo der HERR, äääähhhhh, NEAL MORSE, in der Nähe? Hier gibt´s also ProgRock fürs Herz, vielleicht eine interessante neue Musik-Schublade, auf welche die immer größer werdende weibliche Fan-Gemeinde zurückgreifen könnte!

Manchmal wiederum klingt das Album in einer Vielzahl seiner Momente, nämlich immer dann, wenn Michael James auf seinem klassischen Piano klimpert, wie BRUES HORNSBY goes PROG. Das kann man mögen, muss es aber nicht. Was garantiert auf keinen Fall gemocht werden wird, ist dieses bei fast der Hälfte aller Titel verwendete Ausblend-Verfahren der Musik. Da möchte man doch rufen: „Hallo, lieber Bill, lieber Michael, lieber Ken, lieber Carl – ihr macht doch keinen radiotauglichen Pop oder altersheimtaugliche Schlager- & Volksmusik, bei der man, weil einem nichts mehr einfällt, nach drei oder vier Schunkel-Minuten ausblendet. Das ist Hühner-Kacke – demnächst blendet ihr dann die andere Hälfte eurer Titel ein, wer weiß, wer weiß!“ Na ja, aber vielleicht soll ja eine eventuelle Meditationsphase, die bei einigen der dann nicht mehr atmosphärischen, sondern nur noch schmalzigen Titel, wie „Evening Of Our Days“ oder „Beneath White“, nicht so abrupt unterbrochen werden.

FAZIT: „Bardo“ ist ein Album der Gegensätze, das mit dynamischen ProgRock beginnt, einen Sänger aufweist, der deutliche Parallelen zu HOGARTH besitzt, und auch in den zwei Instrumental-Titeln ordentlich Power entwickelt. Andererseits hat es unglaublich viele ruhigere und atmosphärische Momente, die leider mitunter in einem Schmalztopf ertrinken oder gnadenlos ausgeblendet werden. Dafür können auch nicht die leichten, viel zu selten mit der Gitarre herbeigezauberten Jazz-Elemente entschädigen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5368x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Solar Circles
  • In This World
  • Blindness
  • Coax
  • Half Awake
  • Shadows Speak
  • The Gate
  • Pins And Needles
  • Beneath White
  • Zeitgeist
  • Evening Of Our Days
  • Coda

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Bardo (2006) - 8/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welche Farbe hat eine Erdbeere?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!